Riesenmaschine

31.08.2006 | 20:33 | Papierrascheln

Mit Spatzen auf Kanons schiessen


Buch mit Internetanbindung (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Alles Banausentum strebt zum Kanon, und das Bildungsbürgertum geht kaputt auf die Idee, alles, was man eben kennen, wissen oder gelesen haben muss, überschaubar einzuhegen und auf wenige Regalmeter bis -zentimeter einzudampfen. Schwanitz und Reich-Ranicki haben ihre Versionen vorgelegt. Zeitungen bringen uns per Sondereditionen die literarische Welt according to Süddeutsche, Bild oder neuerdings Spiegel ins Haus. Aber wie bei Atomen steckt selbst im eingedampftesten Kanon noch jede Menge überflüssiger Luft respektive Textmasse, wie das neue Angebot des Summary-Dienstes GetAbstract beweist, der ansonsten vorrangig Wirtschaftsbücher für Unternehmenskunden zusammenfasst. 4.000 Klassiker der Weltliteratur und Geistesgeschichte sollen dort langfristig – jeweils auf acht Seiten komprimiert – als PDF abrufbar sein. 300 sind es bisher, darunter auch Klopper wie Die Brüder Karamasow oder die Bibel. Überhaupt ist Unternehmensgründer Rolf Dobelli, der nebenher sehr lesenswerte Bücher schreibt, für literarisch-technische Innovationen gut: Sein neuer Roman "Himmelreich", eine zeitgenössische "Homo Faber"-Adaption, dürfte das erste Buch weltweit sein, dessen Frontispiz mit einem Semacode versehen ist, der mit dem Handy abfotografiert direkt zur Autoren-Website führt.


Kommentar #1 von eifriger Leser:

Herrlich banal! So mag ich Euch! Sanftes Getöse um Nichts! Ah! Schönste Wonne, mir fehlen die Worte, a....

31.08.2006 | 21:59

Kommentar #2 von Bettina:

...igrenwie so wegne thoriee, dssa lesbarkiet gewärhliestet – huatpsahce alle buhcstaben drenni snid?
Hattaschönausgesehngesternhinterseindiaprojektor.

31.08.2006 | 22:26

Kommentar #3 von einer armen Sau:

Könnte mir bitte irgendein reicher Sack, der dieses rasend teure Abo auf die GetAbstract-Klassiker-Zusammenfassungen jammernd und stöhnend dann doch bezahlt hat, sagen, ob sich das Lesen – wenn auch der Nutzen in keinem Verhältnis zum verlangten Preis steht – doch wenigstens ein bisschen lohnt?! (Quitt wären wir damit allerdings noch lange nicht, nur dass das klar ist.)
Und @Bettina: Zu viel Queneau jelesen?

01.09.2006 | 10:36

Kommentar #4 von Kurzfasser:

Beispiel für Schnellleser:
Faust: Alles wird gut, im zweiten Teil den man nur des Namens nach kennen muss passiert nichts von Substanz. Erwähnen Sie zweimal den Fachbegriff Gretchenfrage und schon wird ihre Umgebung sie für einen Literaturkenner halten.

01.09.2006 | 11:55

Kommentar #5 von essbeh:

Eindampfdienste gibt's auch für filme: http://www.angryalien.com/

01.09.2006 | 13:57

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