28.09.2006 | 12:35 | Alles wird besser | Sachen kaufen | Papierrascheln
 (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)Das staubige Tier ist ein Morgenbuch. Den neuen Wienführer von Tex Rubinowitz kann man nur lesen, wenn die Gehirngänge noch nicht verklebt sind und danach lechzen, sich mit Informationen über Plüschtausendfüssler, Surplus-Listen, Halbeiersuppe und Neidhart-Fresken vollstopfen zu lassen. Denn aus solchen Informationen, und ausschliesslich aus solchen, besteht Das staubige Tier. Es ist ein Buch ohne eine einzige gewöhnliche Information und in dieser konsequenten Vermeidung des Gewöhnlichen wahrscheinlich die weltbeste und lange erhoffte Antithese zu, sagen wir, dem Kursbuch der österreichischen Zugbahn. Der Autor jedoch bereitet beim Lesen des Buches Sorge, fragt man sich doch, wie man überleben kann in vollständiger Ausblendung der Normalität, inmitten all der Keas, Fingerboards und tausendjährigen Eier (Eier sind ein wichtiges Thema, generell). Aber dann fällt es einem wie die riesigen Schuppen des Stegosaurus von den Augen, wie geschickt es Tex Rubinowitz fertigbringt, das Bizarre selbst zum Normalen zu erklären und alles andere für pervers zu halten. Er gehört offenbar zu den seltenen invertierten Normalwesen, und nur die sollten überhaupt Reiseführer schreiben dürfen. Nur vielleicht wenn man einen Elch sieht, kann man mehr Begeisterung entwickeln als beim Lesen des staubigen Tieres. Es sei denn, man liest es abends, dann platzt einem laut und spektakulär der Kopf.
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IN DER RIESENMASCHINE
ORIENTIERUNG
SO GEHT'S:
- Schnulli die Weintraube (Big in Bonn!)
- Barcode auf die Eichel lasern (romantisch)
- Doors
- Takeshis Wolfsschanze
SO NICHT:
- Tripelmoral
- Rahaus ohne Not
- Krankheit als Weg
- Windows
AUTOMATISCHE KULTURKRITIK
"Keine Lieder über Liebe", Lars Kraume (2005)
Plus: 3, 6, 10 Minus: 1, 2, 14, 79, 80, 81, Gesamt: -3 Punkte
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