Riesenmaschine

02.10.2006 | 12:36 | Anderswo | Zeichen und Wunder

Konsequente Nutzlosigkeit

Ideen haben ist keine grosse Kunst, Ideen hat heute jeder. Was nicht viele schaffen: Eine Idee, sei sie hirnverbrannt, gemeingefährlich, irrelevant oder eventuell sogar interessant, stur und konsequent bis zum Ende umzusetzen, bis Mensch und Idee untrennbar miteinander verschmelzen. Hitler zum Beispiel gehört in die Kategorie, man kann ihm vieles vorwerfen, aber Inkonsequenz gehört eigentlich nicht dazu. Ein neues Rollenmodell in diese Richtung liefert der in Toronto ansässige Maler Ernesto Manera. Vor wenigen Tagen ging sein Atelier und mit ihm sein komplettes Lebenswerk im Rahmen eines Grossbrandes in Flammen auf. Er verlor, so sagt man, Kunst im Wert von einer Million Dollar, und das gerade zwei Monate vor Eröffnung seiner ersten Solo-Ausstellung. Das klingt jetzt noch nicht sehr bewundernswert, eher ein bisschen traurig, aber sicherlich sehr sinnlos.

Bis man aus der wie immer hilfreichen Lokalpresse erfährt, dass die geplante Ausstellung, die jetzt gründlich verbrannte Ausstellung, "An Exercise in Futility" zum Thema hatte. Ob es je Bilder für diese Ausstellung gab, wird nie zu klären sein, vielleicht verbrachte der Maler die letzten Jahre auch damit, weisse Wände anzustarren. Man kann ihm vieles vorwerfen, und seine Versicherung wird das auch tun, aber dass er zum Konzept "Exercise in Futility" nicht alles zu Sagende gesagt hat, gehört nicht dazu.


Kommentar #1 von Ernst:

Also vom Branding her kann man Hitler sicher wenig Inkonsequenz vorwerfen, aber wenn er sich konsequent an seine Rassenlehre gehalten hätte, hätte sein Selbstmord wohl auch viel früher stattgefunden. Und die beiden Bilderbuch-Arier Göring und Goebbels haben da bei sich selber wohl auch ein Auge zugedrückt.

02.10.2006 | 16:30

Kommentar #2 von gorki park:

das lasse man mal die wehrmachtsleitung von damals hören, die waren von hitlers fähigkeit, aus militärischen situationen alle strategischen konsequenzen zu ziehen, teils nicht sehr überzeugt.

02.10.2006 | 19:18

Kommentar #3 von Kathrin:

Keine Angst, wir achten bei allen Beiträgen strikt darauf, dass die Wehrmachtsleitung von damals sie nicht zu hören bekommt.

02.10.2006 | 20:47

Kommentar #4 von zaunkönigin:

Wo ist Video, wenn man es braucht? Nicht nur die fast dreizehn Jahre dauernde und beinahe bis zur letzten Konsequenz getriebene Sinnlosigkeitsübung des Anstreichers wäre im dreiminütigen Zeitraffer mehr als interessant. Auch das Verbrennen von Kunst und trächtiger Katze hätte dem armen Künstler Ernesto, auf Video gebannt und per Trailer geyoutubet, mehr Geld eingebracht, als seine nunmehr verkokelten und alle künftigen Kunstwerke zusammen. So bleibt nur Sinnlosigkeit ohne Beweis der Übung.

03.10.2006 | 12:02

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