Riesenmaschine

02.10.2006 | 20:44 | Alles wird schlechter | Essen und Essenzielles

Sittenbild mit Nüssen


Sorat Hotel Berlin: ein billiger Rausch (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
Dass routinierte Besucher von wissenschaftlichen Kongressen ihre Minibars plündern, beim Bezahlfernsehen über die Stränge schlagen und japanische Telefonsexnummern ausprobieren, dass offen beschilderte Tagungsteilnehmer angetrunken durch die Innenstädte ziehen, anstatt auf ihren Panels zu erscheinen, dass Vorträge entweder entfallen oder von lächerlichen Novizen gehalten werden, deren wirrer Wortsalat in leeren Auditorien verhallt – all das ist ein alter Hut. Auch die Veranstalter wissen das und fürchten um ihren dünnen Rückhalt in der Bevölkerung. Um zumindest ihre knappen Budgets vor den Eskapaden der Gastwissenschaftler zu schützen, beugen sie vor. Alkoholische Getränke, Pay-TV und auswärtige Telefonate, heisst es kalt und feierlich beim Einchecken, sind aus eigener Tasche zu bezahlen. Die roten Köpfe, wenn am Abreisetag vor den Augen von heimlichen Mitwissern absurde Rechnungsüberschüsse zu begleichen sind, gehören zum Spiel. Nur: Es bleiben Schlupflöcher, kleine abgabenfreie Oasen, die findet, wer das Knabbern liebt. Heureka!

Philipp Felsch | Dauerhafter Link | Kommentare (2)


Kommentar #1 von Blauminus:

ja ja genauso stellt sich Herr kleinbürger die Welt derer vor die er nie erreichen kann. Etwas Neid oder was klingt schon mit.Heureka ich knabbere auch ab und zu.

02.10.2006 | 23:53

Kommentar #2 von neunundsiebzig:

An dieser Stelle sei auf die automatisierten Minibars der Neuzeit verwiesen (zuletzt gesehen im Holiday Inn, Amsterdam). Durch die Entnahme wird ein Abrechnungsmechanismus in Gang gesetzt, der sich auch durch das übliche Zurückstellen der mit Leitungswasser aufgefüllten Wodkaminiaturen nicht aufhalten lässt. Im Düsseldorfer Innside Hotel Seestern sind hingegen alle Getränke der Minibar frei.
Wenn Sie nun also zukünftig die Wahl haben, in welchem europäischen Untere-Mittelklassehotel Sie tagen möchten – wie würden Sie* entscheiden?
*(etwa als Leiter der Sektion "Ethik und Genetik" der Deutschen Gesellschaft für Reproduktionsmedizin)

08.10.2006 | 21:24

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