08.01.2007 | 03:26 | Alles wird besser | Alles wird schlechter | Sachen kaufen 
Das Schöne ist nicht immer auch das Praktische
(vgl. Eigernordwand) (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)Man muss sich von der Vorstellung freimachen, dass der Fortschritt, die Evolution immer nur in eine Richtung verläuft, nämlich die der ständigen Verbesserung. Tatsächlich brennt immer wieder mal eine Bibliothek ab, Weltreiche gehen unter, wissenschaftliche Erkenntnisse geraten in Vergessenheit und Tiere verlernen das mühsam erfundene Fliegen wieder. Am Türlitoaster von Manufactum zeigt sich dieses Naturgesetz so klar wie possierlich geformt: Jahrzehnte nach der Erfindung eines Geräts, das den Toast vollautomatisch von beiden Seiten gleichzeitig röstet, muss hier der Toast nach dem Rösten der einen Seite manuell und vor allem zum richtigen Zeitpunkt gewendet werden. Die Begründung könnte direkt aus der Riesenmaschine stammen: "Wer seinem Geruchssinn mehr vertraut als einer Bräunungsautomatik, wird letztere nur schwach vermissen, zumal er sich über ihr Fehlen mit der Erkenntnis trösten kann, daß alles, was nicht da ist, auch nie kaputtgehen wird." (Der Vollständigkeit halber weisen wir darauf hin, dass man auch dann problemlos überleben kann, wenn kein Toaster da ist, selbst eine Existenz ganz ohne Toast scheint theoretisch möglich.) Das Auftauchen des Türlitoasters lässt jedenfalls darauf hoffen, dass auch die herrlichen Dinosaurier eines Tages einfach so wieder aus irgendeinem Frühstücksei schlüpfen. Weil es geht.
Kommentar #1 von psycho killer:
Bei Manufaktums SZ wiederum handelt es sich um einen Anachronismus, oder – folgt man dem Manufaktum eigenen Duktus – um eine "Nostalgiesumpfblüte".
08.01.2007 | 10:22
Kommentar #2 von Wiesenraute:
Ich würde die toastlose Existenz einem Dasein inmitten gar nicht oder bloss halbseitig gerösteter Toastbrote jederzeit vorziehen, Evolution hin oder her.
08.01.2007 | 10:39
Kommentar #3 von Oli:
Meines Wissens nach isst man vor allem in England den Toast am liebsten nur auf einer Seite gegrillt. Die Vermutung liegt nahe, dass es sich dabei um das passende Gerät für die Zielgruppe der Toast-nur-auf-einer-Seite-gegrillt-Esser handelt.
08.01.2007 | 11:12
Kommentar #4 von shogun01:
ich vermute stark, dass douglas adams während er das design von marvin, dem depressiven roboter für die bbc serie erarbeitete genüsslich an einem einseitig gerösteten toast aus eben diesem toastermodell knabberte...
08.01.2007 | 11:37
Kommentar #5 von Sascha Lobo:
Diese Wendetoaster waren die Standardtoaster der 50er bzw. 60er Jahre. Auf jedem Flohmarkt findet man drei auf ein Dutzend oder wie das heisst.
08.01.2007 | 11:53
Kommentar #6 von LeGunn:
Dieses Gerät ist essentiell für die korrekte Herstellung eines englischen Toasts. Der echte Toast a la Britannien ist bekanntlich Bestandteil des bittere Orangenmarmeladenganges des Full English Breakfast. Die obligatorisch-exzentrische Britishness ist in diesem Falle eine verbrannte Seite vs. eine rohe Seite. Nichtschmelzende Butterablage (salzig) und Röstaromen sind so garantiert.
08.01.2007 | 12:15
Kommentar #7 von West:
Mein Gott, wie kompliziert. Da muss man ja jedes Mal überlegen, welche Seite geröstet werden soll.
08.01.2007 | 12:30
Kommentar #8 von weltdeswissens:
Sehr lesenswert auch der Nachsatz bei Manufactum:
"Die von uns geforderte Qualitätsverbesserung war dann nur unter erheblichem Aufwand realisierbar, da sich herausstellte, dass die zur Produktion nötigen Werkzeuge neu angefertigt werden mussten."
So steigert man das Bruttosozialprodukt, Ihr Lieben!
Überraschend nur der Hinweis auf eine sogenannte
"Wendeautomatik" – Ist Butler James jetzt im Preis enthalten?
08.01.2007 | 12:48
Kommentar #9 von Wunderkuhversteher:
Wunderkuh: Ausrufezeichen raus, dann.
08.01.2007 | 12:51
Kommentar #10 von glückliche Hasi die Wunderkuh:
Ein frohes neues Jahr an Frau Passig, wünschen wohl erhohlt zu haben.
Bzgl. Manufactum sei darauf aufmerksam gemacht, dass es sich hier um das einzige Versandhaus handelt, dass für den Katalogversand nach einer Internetbestellung aus (O-Ton: weil unsere Kunden das so erwarten) nostalgischen Gründen volle 14 (herstehteinausrufezeichen – nein, hier standen volle drei Ausrufezeichen, d. Red.) Tage ansetzt und dies auf Nachfrage ausdrücklich bestätigt.
Aus diesem Grunde beantrage ich, dass dieses Geschäftsmodell die Riesenmaschine-Gedächtnismedallie in Bakeltie (R) am Bande erhält.
08.01.2007 | 13:02
Kommentar #11 von Austerlitsch:
In der Tat ist es doch amüsant, dass der Produzent eben dieses für Manufactum produzierten Toasters die geforderte Qualität nicht im mindesten einhalten konnte.
Was nicht da ist kann zwar nicht kaputt gehen, dass was da ist kann allerdings auch schon mal nicht funktionieren.
10.01.2007 | 21:06
Kommentar #12 von ihr wisst schon wem:
Drum besser wär's, dass nichts entstünde!
10.01.2007 | 21:47
Kommentar #13 von maret:
den hab ich und den lieb ich und verfluche ich wenn ich das letzte toast vergessen habe und es sonntag ist – mal abgesehen vom geruch...
10.01.2007 | 22:10
Kommentar #14 von hygienica:
ich hatte einen solchen, bzw. ein aehnliches model, die wie vorredner schon anfuehrte man immer noch auf flohmaerkten finden und kaufen kann.
und das geraet ist multifunktional. szenario sonntagmorgen, die lust auf die erste zigarette des tages, noch zu umnebelt das feuerzeug zu finden oder anstaendige streichHOELZER, stattdessen eventuell nur diese pappigen streichholzheftchen mit werbeaufdruck fuer irgendwelches zeugs und einer voellig unzureichenden reibeflaeche um die papp'hoelzer' bzw. sperrhoelzer zu entfachen. wie gut das dieser toaster bereit stand. die gluehenden drahtfaeden waren einfach zuerreichen und brachten im nix die streich'holz'kuppe zum brennen. andere materialien oder die kippe direkt natuerlich auch.
natuerlich auch fuer broetchenhaelften und andere brotsorten geeignet die man nicht in die schlitze dieses neumodischen krams bekommt.
27.02.2007 | 22:42
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IN DER RIESENMASCHINE
