Riesenmaschine

02.02.2007 | 20:40 | Alles wird schlechter

Die Revolution räumt ihre Kinder auf


Von wegen Ordnung: Wenn man genauer hinsieht, erkennt man, dass die Kästen kleine Augen haben und einem die Zunge rausstrecken. (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Viele Bewohner westlicher Länder verfügen über mehr Gegenstände, aber weniger Sekundärtugenden als früher. Das führt zu unschönen Zuständen im Haushalt, und das wiederum dazu, dass IKEA sich schon seit dem 2006er Katalog von den Marketingkonzepten "schwedische Individualität" und "Wohnst du noch oder lebst du schon" gelöst und auf das gute alte Aufräumen verlegt hat.

"Ein hübsch eingerichtetes, ordentliches Bad macht gleich viel mehr Spass", hiess es da, und "Sind dann noch Papiere und Arbeitsmaterialien ordentlich in Griffweite, wird die Arbeit zu Hause zum Vergnügen." "Mit Vättern Schränken bringst du Ordnung und Schick in jedes Bad." "Ordentliche Lösungen", "Endlich Ordnung im Keller!", "Schön ordentlich", "Wir finden: Ordnung muss sein!", so teufelte das vormals liberale Möbelhaus auf seine Kinder Kunden ein und legte vor wenigen Tagen mit dem Ergänzungsheft "Alles in schönster Ordnung!" nach, das sich endgültig auf Kisten, Kästen und Kartons zum Verstauen der wuchernden Warenwelt spezialisiert. Aber es ist nicht nur die Anzahl, sondern auch die Art der neumodischen Güter, die zum Aufräumen nötigt, wie dieser IKEA-Werbespot zeigt: "Tidy up. If not for yourself, at least for the others", mahnt IKEA darin. Bitte, neokonservatives Möbelhaus aus Schweden, mal das Marketingkonzept aufräumen. Wenn nicht für dich, dann wenigstens für uns.


Kommentar #1 von Sarah:

Da räumt man ein Wochenende lang Bücher in IVAR- und JÄRPEN-Regale, Kleider in RAKKE-Schränke, schiebt verlorene Dokumente in neue Order auf der (auf einer VIKA AMON-Tischplatte liegenden) Festplatte und will dafür endlich mal wieder ein stinkendes Eigenlob aussprechen. Aber dann muss man sich wegen eines weiteren brillanten Riesenmaschine-Beitrages statt gelobt als neokonservative Spiesserin fühlen. So etwas dulden bestimmt noch nicht mal die gütigsten Nagetier-Gottheiten!

05.02.2007 | 11:39

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