12.02.2007 | 02:55 | Supertiere | Fakten und Figuren
Foto: wagoldbyÜberall wird heute gesungen, sogar unter Walen und Japanern, man kann gar nicht anders, man muss das Singen allmählich verachten, missverstanden als Kennzeichen von zivilisatorischer Reife und Kultur. Dabei gerät oft aus dem Blickfeld, dass Singen auch praktisch sein kann, und man muss Gibbon sein, um sich das nicht hinter die Ohren schreiben zu müssen. Gibbons nämlich singen, wie jeder weiss, nicht nur in der Ehe, jeden Morgen ein Duett, um die Partnerschaft zu festigen, sondern auch, um vor Gefahr zu warnen. Seit Weihnachten ungefähr wissen wir jetzt auch, dass sich Ehegesang und Warngesang subtil unterscheiden, zum Beispiel enthält der Warngesang deutlich weniger Wa-, dafür deutlich mehr Hu- und scharfe Wau-Noten. Ausserdem tritt der weibliche Great Call im Paargesang deutlich früher auf, was auch immer das bedeuten mag. Das alles ist statistisch einwandfrei belegt und somit der erste Beweis für ein funktionell ausdifferenziertes Kommunikationssystem bei Freilandaffen. Schön und gut. Der eigentliche Vorteil im Vergleich zum menschlichen Liedgut jedoch liegt eben darin, dass man nicht einfach nur zuhört und dann einen Satz sagt, der mit "ich finde" anfängt, sondern eben, egal wie man es findet, auch noch davon profitiert, zum Beispiel Kinder kriegt oder länger am Leben bleibt, je nachdem, wieviel Wa oder Hu oder was auch immer. Dagegen bei uns kam es erst durch die degenerative Abspaltung des Pragmatismus von der Kunst, so wird man bald feststellen, zum endgültigen Untergang des Abendlandes. Im Klagelied des Gibbons: Whoo-a hoot hoot fitt fitt wu wu. (zweistimmig)
Kommentar #1 von Minnesänger:
Ich finde es trotzdem beruhigend, dass uns zwecks Partnerschaftsfestigung noch andere Methoden zur Verfügung stehen als das morgendliche Absingen eines Duetts, Untergang des Abendlandes hin oder her.
12.02.2007 | 07:47
Kommentar #2 von Jana:
AAAAAH! Ist das toll! Das klingt ja wie irgendwas von Felix Kubin.
14.02.2007 | 17:18
Kommentar #3 von Jana nochmal:
Also, die Duette natürlich, nicht der Text.
14.02.2007 | 17:20
|
IN DER RIESENMASCHINE
ORIENTIERUNG
SO GEHT'S:
- Turbokapitälchen
- freshness und authority
- Wien
- Präzision
SO NICHT:
- die Lunte im Kopf
- duschen (wegen mangelndem Wasserdruck mit der Nasendusche)
- verbales Tatü-Tata
- Steckermania
AUTOMATISCHE KULTURKRITIK
"2012", Roland Emmerich (2009)
Plus: 1, 8, 64, 66, 69, 73, 89, 96, 134 Minus: 1, 28, 38, 178 Gesamt: 5 Punkte
KATEGORIEN
ARCHIV
|
|