Riesenmaschine

04.03.2007 | 13:31 | Nachtleuchtendes | Fakten und Figuren

Magnetisch fabriziert


Foto: Nick Russill, Lizenz
Was wäre die Welt ohne Magnetfelder. Es gäbe keine Sterne, weil man magnetische Kräfte beim Zusammenknüllen von Gas dringend benötigt, schlimmer noch, es gäbe auch keine Flecken und keine Protuberanzen und damit nichts anzusehen auf der Sonne. Es gäbe keinen elektrischen Motor und damit auch keine Brotschneidemaschine, es gäbe keinen Maxwell, keine Magnetohydrodynamik, Aale und Zugvögel fänden nicht nach Hause, und schliesslich, und das täte jetzt endgültig allen leid, es gäbe keine Polarlichter. Die nämlich entstehen, wenn schnelle Teilchen aus dem an schnellen Teilchen nicht armen Kosmos, abgeschickt übrigens vom Magnetfeld der Sonne, vom Magnetfeld der Erde in die Atmosphäre getrieben werden, dort mit allem möglichen herumkollidieren und in der Folge Funken schlagen. Wie das genau allerdings abläuft, war bis dato rätselhaft, und ist es auch immer noch, wenn man auch der wie üblich erschreckend unordentlichen Wahrheit näher zu kommen scheint: Mit ganzen Feldern aus Satelliten kreuzen wir inzwischen durch die Polarlichter dieser Welt, um das Magnetfeld der Erde, das dazugehörige elektrische Feld und die sämtlichen Feldern hilflos ausgelieferten geladenen Teilchen nicht unbeobachtet ihrem konfusen Treiben nachgehen zu lassen. Denn: You can observe a lot just by watching. (Yogi Berra) Und wenn wir uns das Polarlicht lange genug von oben angesehen haben, werden wir als Nächstes bestimmt auch grossangelegte Schritte unternehmen, um endlich die ganzen anderen magnetischen Rätsel der Welt zu lösen, die Sache mit den magnetischen Monopolen zum Beispiel, von denen die ganzen Felder ausgehen, und die man bestimmt nur deshalb noch nicht gefunden hat, weil sich im Inneren des Magnetfeldes ein Loch verbirgt, eine Fehlstelle im der elektromagnetisch beherrschten Welt, und damit die einzige Stelle, an der es nie Internet geben wird. Nagut, im Pansen von Kühen gibt es auch keines.


Kommentar #1 von Plim:

Neulich sah ich in einem TV-Beitrag einen Wissenschaftler, der eine grotesk-grosse Beulenantenne auf ein Mini-Elektroboot montiert hatte. Die dicken Beulen nannte er Tesslar-Antenne. Mit ihr fing er angeblich soviel schnelle Teilchen aus dem All oder vom Magnetfeld der Sonne ein, dass das E-Boot beständig Kreise in einer Wasserschüssel drehte. Und jetzt die Frage: Ist das Polarlicht vielleicht nicht nur schön anzusehen, sondern taugt auch als Ersatz für Kohlekraftwerke oder so?

05.03.2007 | 17:20

Kommentar #2 von irgendwem:

Die gute alte kosmische Strahlung und ihr Freund, der magnetische Monopol. Dieser Beitrag erinnert mich an ein Experiment, an dem ich als Physikstudent selbst teilnehmen durfte. Und zwar haben wir an der Uni eine "Kamiokanne" aufgebaut, mit der man kosmische Strahlung nachweisen kann. Das ist im Prinzip eine mit Wasser gefüllte Thermoskanne, auf die ein Lichtverstärker (sog. Photomultiplier) anstatt des Deckels aufgeschraubt wird. Fliegt nun ein geladenes kosmisches Teilchen (z.B. ein Myon) durch die Kamiokanne, dann wird im Wasser Licht erzeugt, welches vom Photodetektor eingefangen und dann mittels Elektronik in ein elektrisches Signal umgewandelt wird.
http://www.usatlas.bnl.gov/quarknet/
Übrigens ist auch das Auge ein kosmischer Teilchendetektor, da es zum grössten Teil aus Wasser besteht, und die Netzhaut ein Lichtdetektor ist. Man nehme also ein Auge, am besten ein grosses, vielleicht von einer Kuh oder so, lege es in ein lichtundurchlässiges Behältnis, und schliesse die Nervenenden der Netzhaut an einen elektrischen Verstärker an, schon hat man einen Teilchendetektor, ich nenne ihn mal Superkamiokanne. Somit gibt es also in einer Kuh zwar kein Internet, aber immerhin zwei Detektoren für kosmische Strahlung.

06.03.2007 | 13:00

Kommentar #3 von Kathrin:

Lieber Irgendwer,
wir freuen uns, dass Du Riesenmaschine-Autor werden möchtest und bräuchten jetzt nur noch Deine Mailadresse.

06.03.2007 | 13:16

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