26.04.2007 | 05:04 | Alles wird schlechter | Vermutungen über die Welt
Was kommt als Nächstes, anonym über Regierungen abstimmen? (Foto: hjl, Lizenz)Drüben in der ausländischen Blogo-Ecke reden gerade alle wild durcheinander, weil Whoissick.org ans Licht der Öffentlichkeit getreten ist. Who-Is-Sick ist eine unglaublich geistreiche Erfindung, mit der man zum Beispiel erfahren kann, dass es in Göttingen im Moment drei anonyme Menschen mit Kopfschmerz, aber nur einen mit Magenschmerzen (Klein-Lengden) gibt. Das kann sich natürlich praktisch jederzeit ändern, Magenschmerzen gehen ja manchmal ganz plötzlich vorbei, zum Beispiel auf dem Klo. Das Theater fing wohl damit an, dass Boingboing am Dienstag manisch-aufgeregt herumpostulierte, es handele sich bei der Kopfschmerz-Spielerei um ein valides wissenschaftliches Instrument zur Epidemiologie. Medgadget, seit langem das Kompetenzzentrum in Sachen Medizin in Bloggy Nation, kann das so nicht stehenlassen, und sieht Who-Is-Sick stattdessen als offene Einladung an Hypochonder, ihre einfältigen Symptome publik zu machen. Das ist wohl eine komplett richtige (obschon der Selbstdarstellung der Schnupfen-Masher widersprechende) Feststellung, die nur zwei Gegenargumente zulässt: Welcher Hypochonder möchte schon anonym bleiben? Und selbst wenn, eine Landkarte der Hypochondrie, warum nicht? And there it goes, hin und her, Kopfschmerz, Durchfall und Cholera, es ist nicht schön, wie so oft, wenn es um Krankheiten geht. Und irgendwo in den Kommentarschlünden oder auch in der kongenialen Diskussion über die Abstimmung über Verbrechen in Grossstädten schlummert hier die fundamentale, jedoch leicht zu beantwortende Frage, wie weise die usergenerierte Weisheit der Masse schon sein kann, wenn man sie zum Beispiel durch ein Google-Öhr zwängt. Oh, da, eine laufende Nase in Kassel.