Riesenmaschine

19.05.2007 | 14:16 | Alles wird besser | Sachen kaufen

Nasenglasen


Fünfzig Dollar sind nicht zu viel für ein Glas mit Nasenloch (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Sprichworte können manchmal auch irren. Der Lauscher an der Wand zum Beispiel zieht sich beim Versuch, seine eigene Schande zu hören, in der Regel Halsschmerzen und Verspannungen zu, manche scheitern beim Schandehören gleich ganz. Die Ohren nämlich sind zu nah am Kopf angebracht. Umgekehrt ragt die Nase dann wieder zu weit von ihm weg. Das ist zwar gut, sonst könnte man die Menschen nicht so leicht an ihr herumführen, es ist aber auch schlecht, denn sie kommt einem so dauernd in die Quere, ein hin und wieder beklagter, aber selten ernstlich angegangener Weltmissstand. Danken muss man daher Hammacher Schlemmer, den selbsterklärten Anbietern des Unerwarteten, für ihr Weinglas mit Nasenausfräsung. Endlich kann man beim Weintrinken seinen Zinken in eine Glaskerbe stecken, wie Gott sich das beim Schöpfungskonzeptpapier ja ursprünglich mal gedacht, aber dann später in der Werkstatt vergessen hatte. Wenn jetzt noch was erfunden würde, mit dem man den Zwischenraum zwischen Ohr und Wand überbrücken kann, rückte unsere Schande endlich in hörbare Nähe.


Kommentar #1 von BA:

In Kindertagen kannte ich wen, der hörte zwar recht passabel, sah aber nahezu nichts. Um diesem Missstand beizukommen, trug er eine Sehhilfe, deren Gläser ungefähr 5 cm tief sein mochten, um all die notwendigen Dioptrien in sich zu versammeln. Ein am Brillengestell aufgebrachter Feldstecher im Grunde. Er stiess, zu stolz auch seinen Tastsinn zuhilfe zu nehmen, mit dem Gerät häufig gegen Wände, bevor er sie sah – und ob er sie dann wirklich sah: ich weiss es bis heute nicht. Als Kind mochte ich dieses Schauspiel gern, manchmal vergingen so Stunden, bis sich derjenige im Raum orientiert hatte – und mir schienen es Sekunden. Wir halten also fest: Wand und menschliches Sinnesorgan befinden sich nicht selten in kompliziertem Verhältnis. Rudi Sander, übernehmen Sie!

19.05.2007 | 16:04

Kommentar #2 von Rudi K. Sander; www.textsteller.de:

Danke, lieber BA, mir beim Gedankenflug durch die unendlichen Galaxien der noch unvollendeten Möglichkeiten das Steuer anzuvertrauen, aber ich verstehe hier die Flugrichtung gar nicht: Eine Nasenlösung wird im Bild vorgestellt (hübsche Idee), und dann wird eine für mich nur schwierig nachvollziehbare Analogievolte gesprungen hin zu einem Ohr/Wand-Problem?
Bitte um eine kleine Erläuterung der dahinter sich gewiss verbergenden tieferen Einsicht.
Es wartet auf die erlösende Antwort: Ein sich überschätzt fühlender Rudi Sander

19.05.2007 | 17:21

Kommentar #3 von ein unzufriedener Konsument:

Schön und gut, aber wo bleiben die Betten mit Schulteraussparung, die negativ geformten Geschlechtspartner, deren Körper nicht nur (wenn überhaupt) an einer einzigen Stelle zum eigenen passt (bitte auch hier die Nasenaussparung nicht vergessen!), wo bleiben die Autos, deren Kühlerhaube bereits vorausschauend um einen Baum oder Laternenpfahl herumgedacht wurde?

19.05.2007 | 17:40

Kommentar #4 von überbrückung:

zum lauschen an der wand nehme man ein normales, nicht zu dickwandiges glas, halte es mit dem boden an die wand und das ohr lege man an die öffnung, die grade so gross sein soll, das ohr zu umfassen. dann rauscht nicht das meer, sondern was die leute nebenan sagen kommt ziemlich deutlich durch. haben wir schon als kinder sehr gerne verwendet. funktioniert bei ziegel und beton. bei holz braucht man eh nichts. die eigne schand hört man wesentlich seltener als interessante informationen aller andren art.

19.05.2007 | 19:05

Kommentar #5 von dobje:

Doch, das leuchtet ein, "trinkt" doch gerade beim Wein, wie bei kaum einer anderen Gaumenlabsal, die Nase mit, so dass das Applizieren derselben in den mit lieblichem Weindunst gefüllten Kelch dem Connaiseur eine angenehme Pflicht ist. Sich dabei jedoch den Nasenrücken zu stossen ist wahrlich verzichtenswert.
Aus der Schulzeit erinnere ich mich noch an Stühle mit daran anmontierten, Nierentischartigen Schreibunterlagen. Die ersten und letzten fünf Minuten einer jeden Unterrichtsstunde waren dem heiteren Gewickel um eben diese Konstrukte gewidmet, die immerhin den Vorteil besassen, dass die darin eingekeilten Adepten ihrer Unterweisung nicht ohne Weiteres entrinnen konnten.

19.05.2007 | 20:42

Kommentar #6 von Rudi Sander; www.differenttheorie.de:

Ad 1) Habe mir eine neue URL zugelegt: Die Gestaltung der dazugehörigen homepage (wenn hier von Gestaltung überhaupt die Rede sein kann), ist unverändert geblieben. Ich will damit meinen Gedankenweg sichtbar machen: Von der Systemtheorie über die Sinnweltentheorie zur Differenztheorie. In der gedanklichen Substanz hat sich soviel nicht geändert, aber es kommt ja auch auf den begrifflichen Zugriff an.
Dieser kurze Hinweis nur, damit sich niemand wundert (die Aufmerksamkeitsintensität der Leser dieses Blogs ist ja nicht zu überbieten; man muss da auf der Hut sein), dass der Textsteller "verschwunden" ist; stimmt nicht: Es gibt ihn noch, der Link funktioniert, denn es landet alles ohnehin auf derselben URL.
ad 2) Ich habe jetzt erst den Link im Text bemerkt (einfach überlesen). Hammacher Schlemmer klingt gut, aber das ist ja der reinste Drugstore, da gibt es ja Alles, und lauter verrückte Sachen.
Also, wie Ihr Geld verdient, ist mir jetzt so einigermassen klar. Aber wer, wodurch und wie bei Euch immer auf diese ausgefallenen Themen kommt, das bleibt mir schleierhaft. Wem fallen denn diese oft geradezu absurden Themen ein? Nicht minder verwunderklich sind dann Eure assoziativen Gedankensprünge. Meine verblichene Mutter hätte gesagt, die kommen vom Hölzchen auf's Klötzchen.
Das soll aber nicht gemeckert sein. Man wundert sich halt, in welch schrägen Formaten die lieben Mitmenschen sozialisiert wurden.
Ein erholsames Wochenende wünscht allen, die produktiv und konstruktiv und kreativ am glänzenden Bauwerk der (Post)Moderne mit herumwerkeln: Rudi Sander

19.05.2007 | 22:49

Kommentar #7 von Rudolf Rüssmann aka Rudi Rüssel:

Versehentlich in einem anderen Thread gepostet, aber an dieser Stelle ist die Frage angebrachter: Was ist denn eine Differenztheorie?

19.05.2007 | 23:21

Kommentar #8 von Rudi K. Sander; www.Differenztheorie.de:

Also, mein lieber Spassvogel Rudi Rüssel,
der Begriff Differenztheorie ist nicht auf meinem Mist gewachsen, er kam mir nur gerade recht, und er ist eine (wissenschaftlich) ernst gemeinte Angelegenheit.
Differenztheorie ist ein Desiderat von Remigius Bunia. Er hat ein glänzend formuliertes Buch geschrieben mit dem kurzen aber (für Kenner) verlockenden Titel "Faltungen", Untertitel: Fiktion, Erzählen, Medien; erschienen im Erich Schmidt Verlag (2007); [keine Werbung!, aber Präzision muss sein].
Bunia macht hierin den, wie mir scheint, glänzend gelungenen Versuch, die Systemtheorie des Niklas Luhmann, die viele auch Beobachtungstheorie nennen (ich nannte sie bis gestern: Sinnweltentheorie) mit einer präzise hermeneutisch arbeitenden Literaturtheorie zu versöhnen und zu vereinen. Was er damit leistet, ist (für mich) bemerkenswert, kann hier selbstverständlich nicht weiter referiert werden. Man lese, sofern interessiert, bitte selber. Viel Vergnügen.
Der Oberlehrer: Rudi Sander

20.05.2007 | 11:46

Kommentar #9 von Halber Mensch:

Leider inkompatibel zur anderen Weinglas-Revolution (seit 2002!): http://www.rotario-glass.com
Genialer Werbeslogan: "Stiellos mit Stil".
Noch genialer: Im Umkehrschluss "Stillos mit Stiel" werden gleichzeitig alle anderen Weingläser, einschliesslich der mit ausgefrästem Anti-Gesichtserker denunziert.
Wäre aber sowieso nicht kompatibel, ein sich drehendes, schräg stehendes Weinglas mit Kerbe hätte höchstens Überraschungsmomente für besonders dumme Weintrinker parat.

20.05.2007 | 12:16

Kommentar #10 von rotario-glass in motion angelika rümmele:


stiellos mit Stil – bei meiner erfindung-rotario-glass.com geht es wirklich um meine diplomarbeit an der uni für angewandte kunst in wien.
thema: frühkindliche synapsenbildung: ohne musik & kunst kein überleben
...durch bewegung , begreifen durch be – greifen werden die synapsen aktiviert...
...erwachsene bewegen sich kaum und trinken abend wein...aus hohen, leicht zerbrechlichen stielgläsern...
...ich wollte mit rotario zeigen, dass auch das edelste, mundgeblasene kristallglas rotario mit seiner patentierten eckigen form alle weinsorten zu höchstleistungen anspornt und durch seine schräglage zum spielen verführt.
dadurch wird der wein leicht in bewegung versetzt, sauerstoff kommt automatisch dazu, und man kann nach dem trinkgenuss das rotario hinstellen wie man will und wo man will, es fällt nie um.
steht das rotario auf einem weissen tisch und halogenspots beleuchten das rotario, so zeigen sich wunderbare kunstwerke durch die spiegelung...
wein-whisky-wasser-schnaps und wasser – alles ist ein hochgenuss im rotario-glass in motion
ich freue mich auf eure antwort, denn ich bin die erfinderin
angelika rümmele
die:angewandte idee
0043-664 183 7784

16.10.2008 | 22:44

Kommentar #11 von angelika rümmele rotario glass in motion:

bitte fügen sie ein rotario-photo in diesen artikel ein!
angelika ruemmele@gmx.net
...in welchem zusammenhang sind sie auf diesen text zu diesem nasenglas gekommen?
ich freue mich auf ihre antwort
liebe grüsse
angelika

30.01.2009 | 10:00

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