Riesenmaschine

19.06.2007 | 00:56 | Supertiere | Zeichen und Wunder

Löffelstör, warum hast du so eine grosse Nase?


Da nichts eingebrockt ist, gibt es auch nichts zu löffeln.
(Quelle, Lizenz)
Wir würden seine Antwort nicht verstehen, aber sie würde wohl "Ist keine Nase, sondern ein Rostrum. (Idiot.)" lauten. Lange vermutete man, dass das Organ von der Sonderpalette der Alleinstellungsmerkmale für Tiere zur Nahrungsaufnahme dient, so wie die meisten, die vorne angebracht sind. Natürlich hatte man es sich zu einfach gemacht, genau wie mit der Theorie, dem Fortsatz die Rolle eines Stöberers im Flussboden zuzuschreiben. Im Gespräch waren ausserdem noch Funktionen als Auftriebskörper und sicher auch die üblichen Witze zu jedwedem langen Gerät oder als Abstandshalter im Getümmel.

Seit den 70ern ist zudem bekannt, dass das Rostrum auf elektromagnetische Reize reagiert. Kürzlich fügten die Löffelstörspezialisten Lon Wilkens und Michael Hoffmann in ihrer hübsch bebilderten Arbeit hinzu, dass es der Fisch tatsächlich einsetzt, um die elektromagnetischen Felder von Wasserflöhen aufzuspüren und sich überdies damit zu orientieren, die Grabwerkzeughypothese darf sich schlafen legen.

Das Schönste am Löffelstör ist allerdings, dass er, wie viele gute Tiere, die letzten paar Jahrmillionen Evolution unbeschadet überstanden hat und den Fossilien seiner Ahnen ausgesprochen ähnlich sieht. Seine Position im Stammbaum gibt besser als bei anderen Fischen Auskunft, wie sich die Hände, Tatzen und Elefantenfüsse aus Flossen entwickelt haben. Den meisten Menschen wäre wahrscheinlich ein ordentliches Rostrum lieber, um im Dunkeln überall und jederzeit was zu essen zu finden. Oder auch nur als Abstandshalter in der U-Bahn. Nasen sind dazu klar der falsche Weg.

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Schleimaals Kinder


Kommentar #1 von Chilli:

Eventuell ist dieses Rostrum ein evolutionäres Vorgeplänkel auf den Handy-tauglichen Antennenfortsatz, der uns in ein paar Generationen aus dem Kopf wachsen könnte, praktisch denken.

19.06.2007 | 08:30

Kommentar #2 von panasonic:

Ein Antennenfortsatz dann auch tatsächlich zur kommunikation mit Artgenossen? ...wäre besser als per elektromagnetischer Wellen unsere Nahrung orten zu müssen um jedesmal aufs neue festzustellen das Kabelsalat einfach nicht als Nährstoffspender herhalten kann.

19.06.2007 | 08:52

Kommentar #3 von Fischers Franzl:

So wie ein Handy auch zum Entkronen des güldenem Gerstensafts dienen kann, eignet sich dieser E-Löffel auch wunderbar um flink in die Schuhe zu gleiten.

19.06.2007 | 10:14

Kommentar #4 von Warner:

Schaut ihm ins Gesicht, dem Löffelstör: Sieht er etwa glücklich aus mit diesem Riesenrostrum, das damals vielleicht 'ne coole Idee war? Wie soll man aber auch ein paar Millionen Jahre lang Tag für Tag die selben Witzeleien und den Spott der enttäuschten, weil abergläubischen Disco-Bekanntschaften ertragen?
Der Löffelstör sollte uns tatsächlich als Beispiel dienen, jedoch als mahnendes: Lassen wir unsere Nasen wie sie sind, sie funktionieren gerade leidlich. Don't touch a running nose.
Für die anderen Problemchen (Essen finden im Dunkeln, Bewegungsfreiheit in der U-Bahn) gibts doch schon ganz prima Lösungen (Kühlschranklicht, Knoblauch).

19.06.2007 | 10:16

Kommentar #5 von Mischka:

Im Abspann der Löfflchen-Spazialisten-Arbeit hätte ich gerne den Hinweise gelesen, dass im Zuge der Forschungstätigkeiten keine der putzigen Besteckfische zu Schaden kamen. Wenn ich die beiden Scherzbisquits Hoffmann und Wilknes erwische, wird mir als altem Tierfreund wohl nichts anderes übrigbleiben, als ihnen ordentlich eins mit dem Hammerhai überzuziehen.

19.06.2007 | 18:07

Kommentar #6 von hoffmann:

Leider fehlen ihnen als "Tierfreund" einige Grundkenntnisse in Biologie. Es ist zwar so, dass wir Menschen es als tragisch ansehen, wenn einer von uns vorzeitig stirbt, aber das ist eher die Ausnahme im Tierreich. Beim Löffelstör ist die Ueberlebensrate ueber 1:1million. D.h. von einer millionen Nachkommen ueberlebt in freier Natur nur hoechstens einer. Wenn nun von den Millionen, die sowieso sterben, einige genommen werden um die Biologie des Löffelstörs besser zu verstehen und den Schutz der Art zu sichern, dann ist dies doch wohl im Interesse des Löffelstörs als Art.

27.10.2009 | 00:16

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