Riesenmaschine

30.07.2007 | 10:11 | Berlin | Vermutungen über die Welt

Fassadeure


Dieses Hausbild (Berlin, Senefelder Platz) ist zur Verdeutlichung elektronisch nachvertont worden. (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Die meisten Leute kommen irgendwie mit ihrer Sterblichkeit zurecht, wenn sie in den unverdrängten Momenten der Verzweifelung was trinken oder an sich herumspielen. Die anderen werden Architekten. Sie wollen ausschliesslich grosse, monumentale, ewige Gebäude bauen, aber denken sich eine Menge Kulturgetöse drumherum aus, damit man nicht merkt, wie fixiert sie auf die Unsterblichkeit sind. Deshalb heissen auch sämtliche Architekturbüros wie ihre Gründer. Ewigkeit aber ist ein eher langzeitorientierter Ansatz, weshalb es den meisten Architekten schwerfällt, so etwas wie Trends oder Moden korrekt einzuordnen; prompt versagen sie auf diesem Feld wie selten versagt wird in der Kultur. Ein Beispiel, nein, Beweis für diese Unfähigkeit steht in Berlin Prenzlauer Berg. Das Haus wurde vor kurzem mit einer Fassade versehen und zwar mit einer gelb-ocker-orangenen Fassade in Schwämmchentechnik bemalt. Diese Wandbemalungstechnik wurde in Berlin zeitgleich mit den K&D Sessions von Kruder & Dorfmeister entdeckt, jene wie solche beherrschten dann die Cafés, um anschliessend als Teil der Fin-de-Siècle-Kultur pünktlich zur Jahrtausendwende im Nichts zu verschwinden. Und nun kommt so ein Architekt, erinnert sich an die 90er Jahre und malt die Fassade mit Kruder & Dorfmeister voll. Er wird seinen Tod nicht verhindern können, wie so viele.


Kommentar #1 von Frau Ahorn:

Ich bin besorgt. Ein befreundete Architekt hat sich kürzlich wortreich über eine alte afrikanische Hüttenbautechnik ausgelassen. Nun ist er aufs Land gezogen und trocknet auf dem Hof seines halb verfallenen Aussiedlerhofes Kuhfladen. Ihm gehört das schöne Baugrundstück neben unserer Villa. Das alles wäre nicht schlimm, hätte er nicht davon gesprochen nach dem Abschluss der Vorbereitungsphase in Kürze ein "superspannendes" Bauvorhaben auf diesem Grund zu verwirklichen.
Doch wirklich, ich bin besorgt, Schwämmchentechnik wäre mir da ehrlich gesagt lieber.
Ob er wohl damit seinen Tod verhindern wird?
fragt sich
Frau Ahorn

30.07.2007 | 13:09

Kommentar #2 von vert:

das wird man noch mit dem ehepaar himmelb(l)au diskutieren müssen!

02.07.2008 | 00:25

*  IN DER RIESENMASCHINE


*  ORIENTIERUNG



Werbung
Werbung Ratgeber

*  SO GEHT'S:

- Keks-Kniepigkeit

- hasenspezifische Elemente

- Intelligent Design

- Geweihförmige Holz-Keule

*  SO NICHT:

- melusinenhaftes Gesülze

- kleine Ausschnitte der Angebotspalette

- Hasssalat

- Problemkinder (lästig)


*  AUTOMATISCHE KULTURKRITIK

"In Fear", Jeremy Lovering (2013)

Plus: 11, 148
Minus: 2, 8, 130, 140, 156, 194
Gesamt: -4 Punkte


*  KATEGORIEN


*  ARCHIV