Riesenmaschine

27.09.2007 | 08:58 | Anderswo | Essen und Essenzielles

Laktieren auf Französisch


(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Schon seit Napoleon seiner Joséphine aus Ägypten einen Brief zukommen liess, sie solle sich gefälligst nicht mehr waschen, er befinde sich auf dem Heimweg, ist das Klischee zementiert, die Franzosen seien in einer Weise an weiblichen Ausscheidungen und Emissionen interessiert, die Mitglieder anderer Nationen befremdlich anmutet.

Tatsächlich scheint an dieser Obsession der Franzosen etwas dran zu sein: Noch im 19. Jahrhundert echauffierten sich die bürgerlichen Pariserinnen über "Schnüffler" – Herren, die sich in Kaufhäusern heimlich von hinten an Damen pirschten, um unvermittelt lautstark deren Achselduft zu schniefen. Wenn nun noch die allbekannte französische Vorliebe für Nahrungsmittel seltsamer Herkunft (Frösche, Schnecken, Gänsestopfleber) in die Gleichung mit einbezogen wird, so befremdet es einen, dass das Produkt "Petit Singly, l'authentique fromage au lait maternelle de femme" der "Fromagerie Cosma" nicht schon bekannter ist. Sicherlich handelt es sich bei dem Halbhartkäse aus menschlicher Brustmilch um eine derart gelungene Verschmelzung zweier nationaler Obsessionen, dass das Nischenprodukt in Frankreich schon seit Dekaden reissenden Absatz finden sollte.

Natürlich könnte der Grund für die mangelnde Akzeptanz von "Petit Singly" auch sein, dass amerikanische Reisejournalisten voneinander abschreiben, ihre Quellen nicht prüfen, schlecht französisch sprechen und generell an kompletter Ironiefreiheit leiden. Da fällt es natürlich schwer, einen Hoax zu erkennen, auch wenn der einem frech ins Gesicht laktiert.

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Soylent Green ist Mösensaft


Kommentar #1 von einem fürsorglichen Vater:

Ich habe mal, als ich an einem heissen Tag mit Kind und einem Fläschchen abgepumpter Muttermilch im Rucksack unterwegs war, nach einem etwa einstündigen Marsch über Stock und Stein unabsichtlich die Muttermilch zu einem kleinen Klümpchen Muttermilchbutter geschlagen. Wir haben das dann sogar probiert, aber es schmeckt sehr metallisch und bitter.

27.09.2007 | 10:18

Kommentar #2 von Harald:

@ fürsolglichen Vater
Nachdem eine solche Bouteille im Interieur meiner sonnenbeschienenen schwarzen Limousine explodiert war, dachte ich, oppla, comme Le Wunderbaum exklusiv für die Marken Peugeot, Citroen und Renault.

27.09.2007 | 13:08

Kommentar #3 von Frau H:

Leider echt hingegen ist diese Anzeige, Anfang des Jahres erschienen auf der Kleinanzeigenseite craigslist.com:
"We are offering a free room for a woman who is willing to provide breast milk for consumption to the household. We are an otherwise vegan house but have recently read A.O. Wilson's study of the benefits of human breast milk to all human beings of any age. This is not sexual. Neither appearance nor sexual preference are of any concern to us.
We are willing to accept one child into the house as well. We do not want to take breast milk away from a nursing child however. We also don't need gallons of breast milk but whatever you can muster; it is a nutritional supplement for members of the house who want to partake.
The room is 10'x 15' in a sunny house in Berkeley. There are 7 other people in the house and we live largely communally – shared food and house supplies. You must still pay for food, only rent is free. Reply to this posting and we will set up a time. Contact Dana."

28.09.2007 | 01:02

Kommentar #4 von Frau Grasdackel:

Also ich finde, wenn die einem schon kostenlos an der Brust hängen, dann wäre eine simultane Fütterung mit Gratishäppchen wohl das mindeste! Denn von nix kommt ja bekanntlicherweise nix.

28.09.2007 | 02:07

Kommentar #5 von Hangover:

Kostenloses an Nippeln saugen ist eine der Grundfeste der Gesellschaft, des Vorspiels und anderer toller Sachen, die wir so mögen. Und die sind ja bekanntllich "free" oder eben sauteuer. Aber auf keinen Fall Gratishäppchen.

28.09.2007 | 11:25

Kommentar #6 von Frau Grasdackel:

Ach Hangover, vor lauter Nippelfantasien bringen Sie es mal wieder nicht auf die Reihe. Die Gratishäppchen sollen doch für die Milchfrauen sein, damit das Saugen der Kommunenökos auch erfolgreich und gesundheitsfördernd vonstatten gehen kann. Studieren Sie halt nochmal die Fakten.

28.09.2007 | 16:56

Kommentar #7 von Hangover abgeklungen:

Sie verstehen mich miss. Ich wollte nur aufzeigen, dass Gratishäppchen für diese Art der Dienstleistung nicht adäquat sind. Entweder gratis, aus welchen illustren Gründen auch immer oder richtig Kohle.

28.09.2007 | 20:32

Kommentar #8 von Frau Grasdackel:

Es geht doch nur um harmlosen Nahrungsmitteltausch, da sollte man weder allzu kapitalistisch noch altruistisch denken. Und überhaupt finde ich, dass man bei der heutigen Geldknappheit der uralten Methode des Naturalientausches (der Fantasie sind hier keine Grenzen gesetzt) als alternatives Zahlungsmittel wieder viel mehr Beachtung schenken sollte. Würde die Individualität es einzelnen stärken und trotzdem die Gemeinschaft fördern.

29.09.2007 | 03:24

Kommentar #9 von Kumpel Nummer 9:

Auf der französischen Seite war ein Milchkessel mit einem Fassungsvermögen von sagen wir mal einem Kubikmeter zu sehen. Eine Frau, die gut Milch hat, kann am Tag etwa 1,5 Liter geben – wir gehen jetzt mal davon aus, dass der Schreihals schon auf feste Nahrung umgestiegen ist. Wenn der besagte 1000-Liter-Kessel gefüllt werden soll, dann bräuchte man also 1000/1,5=666 gut ernährte LieferantInnnen. Spätestens hier hätten die geneigten Leser aufmerksam werden sollen. NEIIIIIIN, nicht wegen der 666, die zugegeben eigenartige Assoziationen auslöst, sondern weil so viele Frauen jeden Tag am selben Fleck längst irgendwann irgendwie aufgefallen wären, geschweige denn, dass das Nahverkehrsprobleme mit sich bringt und die Geburtenrate steigert, weil der Körperduft stillender Frauen nachweislich aphrodisierend auf unbeteiligte Frauen wirkt.
Nein, das ist alles Quatsch und ausserdem trinkt die Hälfte der Menschheit (ich meine die Männer) die Milch lieber unverdorben direkt aus der Quelle, wie man hier nachlesen kann:
http://www.schlaunews.de/info-test-tipps-19102007/die-meisten-manner-wurde-gern-die-milch-aus-der-brust-ihrer-frau-trinken/

08.09.2008 | 09:35

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