Riesenmaschine

30.01.2008 | 12:22 | Anderswo | In eigener Sache

Tough Guy 2008


Vor dem Rennen: Wenigstens das Hemd wusste, was es tut. (Foto: Jan Bölsche)
Kathrin Passig und Aleks Scholz sind am letzten Wochenende beim "Tough Guy" in Wolverhampton als sehr kleines Team "Schmutzstaffel" angetreten. Sie haben das Ziel knapp zwei Stunden nach den schnellsten Teilnehmern und etwa eine halbe Stunde vor den Senioren mit Gehgestellen erreicht. Die stolzen Sieger im Riesenmaschine-Interview:

RM: Beim Tough Guy müssen die Teilnehmer stundenlang durch Schlamm robben, in Eiswasser springen und sich mit Elektroschocks, Stacheldraht und Feuer herumschlagen. Können Sie unseren Lesern kurz erklären, warum man an so einem Wahnsinn teilnimmt?
AS: Eigentlich habe ich vorwiegend teilgenommen, damit ich mich an diesen Tag später noch erinnern kann. Man vergisst ansonsten ja alles, wenn es nicht mit brutaler Gewalt ins Gehirn gemeisselt wird. Ausserdem war es unglaublich entspannend, sich mal für eine Weile nur auf eine Sache konzentrieren zu können, nämlich auf Schlammlöcher.

RM: Der Tough Guy gilt als "eins der härtesten Rennen der Welt". Wie haben Sie sich auf die Teilnahme vorbereitet?
KP: Gar nicht. Ich wollte eigentlich, konnte mich dann aber doch nur zu zwei halben Klimmzügen in der Woche vor dem Rennen aufraffen. Wie sich herausstellte, war das auch ganz gut so, denn es gibt 5.000 Teilnehmer, und wenn man nicht entweder sehr schnell oder sehr langsam ist, landet man so wie Aleks Scholz im Mittelfeld und muss vor jedem Hindernis Schlange stehen. Ach ja, drei Wochen vorher bin ich eine Treppe heruntergefallen. Das hat sicher auch geholfen.

RM: Herr Scholz, Sie sind den CN Tower hochgelaufen, haben den Grossglockner mit dem Fahrrad bezwungen und jetzt den Tough Guy Contest absolviert. Was ist wirklich die härteste Herausforderung der Welt?
AS: Meetings. Meetings und Konferenzen und vielleicht noch Herumsitzen am Flughafen. Dagegen sind diese körperlichen Vergnügungen reiner Kinderkram.

RM: Wie sieht der typische Tough-Guy-Teilnehmer aus? Sicher alles harte, furchtlose Männer mit Muskeln aus Stahl.
KP: Der typische Tough-Guy-Teilnehmer sieht aus wie ein trinkfester Brite um die 30 in einem Baströckchen. Man muss bedenken, dass sich der englische Alltag nicht sehr von den Bedingungen beim Tough Guy unterscheidet: Kälte, Nässe, Schlamm, dazu die ständigen Witze über den Krieg.

RM: Unsere Leser wollen 2009 sicher selbst antreten. Können Sie ihnen Tipps mit auf den Weg geben?
KP: Man sollte Schuhe und Handschuhe tragen, der Rest ist egal. Wasserdichte Sealskinz-Socken sorgen dafür, dass man etwa zehn Sekunden länger trockene Füsse behält als die anderen Teilnehmer. Ausserdem: Beim Sprung von der Planke möglichst weit springen, so lassen sich zwei Schwimmzüge sparen. Und Ohrenstäbchen mitbringen!
AS: Man sollte ernsthaft über Doping nachdenken. Stimmungssteigernde Amphetamine zum Beispiel sind eine gute Wahl, es ist dann zwar immer noch genauso anstrengend, macht aber deutlich mehr Spass. Eines noch: Möglichst wenig "Wasser" schlucken.

RM: Werden Sie selbst nächstes Jahr wieder dabei sein?
KP: Entweder das, und zwar diesmal zu zweit als Pferd verkleidet. Oder aber wir veranstalten stattdessen unseren eigenen Wettbewerb: Die Urban Not-So-Tough-Guy Challenge, bestehend aus einer Viertelstunde Warten an der Bushaltestelle, bepackt mit zwei halbvollen Einkaufstüten. Danach Ansehen von Arktis-Dokumentarfilmen im Fernsehen unter strikter medizinischer Kontrolle. Alles nur eine Frage des richtigen Marketings.

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Die Zukunft ist ein Schlammbad

Kathrin Passig, Aleks Scholz | Dauerhafter Link | Kommentare (13)


Kommentar #1 von Schlamm von Wolverhampton:

Und wie es mir dabei ergangen ist, danach fragt wieder keiner. Fünftausend ekelerregend saubere und trockene Menschen haben sich in mir gewälzt! Ich musste hinterher stundenlang mit Pferdegülle gurgeln, um wieder zu mir zu finden!

30.01.2008 | 12:41

Kommentar #2 von irgendwem:

Die "saubere" Frau Passig hat sich wohl ausgerechnet, dass es wieder so läuft wie in Klagenfurt: ohne Training und in einem albernen Hemd auftauchen und "versehentlich" alle Preise absahnen. Tja, es gibt halt auch noch Bereiche im Leben, in denen Leistung zählt und nicht das richtige T-Shirt.

30.01.2008 | 16:43

Kommentar #3 von Frau Passigs T-Shirt:

Also an mir hat es nicht gelegen! Ich habe alles gegeben!

30.01.2008 | 16:44

Kommentar #4 von mr. smith:

Chapeau, Frau Passig, Herr Dr. Scholz, immer wieder Chapeau, wobei mich eine Frage umtreibt, seit ich zum ersten Mal von 'tough guy' erfuhr: warum Freizeit für sowas verschwenden wenn man das alles bei seiner ortsansässigen Armee während seiner Arbeitszeit erledigen kann?

30.01.2008 | 20:12

Kommentar #5 von Aleks:

Ah, Sie gehören wohl auch zu denen, die glauben, dass Armeen vorwiegend dazu da sind, ihren Soldaten Vergnügen zu bereiten. Den ganzen Tag nur ungeordnetes Herumwühlen im Schlamm! Gewehre nur so zum Zeitvertreib! Und immer wieder diese lustigen Drill-Scherze von den Vorgesetzten! Herrlich.

30.01.2008 | 21:18

Kommentar #6 von Frau Grasdackel:

Ach, jetzt sehe ich auch mal das Gesicht von Herrn Dr. Scholz. Sie sind ja richtig knuddelig! Und Ihr Hemd, Frau Passig, steht Ihnen ausgezeichnet, es macht Sie frisch.

31.01.2008 | 04:24

Kommentar #7 von ding der unmöglichkeit:

was geschah mit tough guy 4711?

31.01.2008 | 14:12

Kommentar #8 von RAL seidenmatt:

Das Foto wirft die Frage auf, ob teilnehmende Damen mit roten, fetten Eddings markiert werden? Und wozu?
Gratulation zum Mittelfeld, verbunden mit der Hoffnung, dass Sie an der Berlin Wall eine gute Figur gemacht haben, denn da gab es im Vorfeld ideale Trainingsmöglichkeiten für Sie.

31.01.2008 | 16:28

Kommentar #9 von Kathrin:

Teilnehmende Damen wurden in der Tat mit Rotstift markiert. Der Grund dafür hat sich uns auch nicht erschlossen, denn natürlich erkennt man eine Dame auch dann noch als solche, wenn sie von Kopf bis Fuss mit Schlamm und Pferdemist beschmiert ist. Vielleicht hat es mit der Vorliebe der männlichen Teilnehmer für Ballkleider und Baströckchen zu tun.

31.01.2008 | 17:00

Kommentar #10 von DoubleS:

Nachträglich noch herzlichen Glückwunsch zu herausragenden 2631sten und 2635sten Plätzen! Schade, dass der lustige Teamname auf der Siegerseite nicht aufgeführt wird, eventuell war "SchmutzStaffel" Mr. Mouse zu komplex, nächstes Mal einfach eine Abkürzung benutzen!

01.02.2008 | 18:54

Kommentar #11 von Kathrin:

Nein, es lag daran, dass die Schmutzstaffelmitglieder Bettina Andrae und Tex Rubinowitz dann doch Besseres zu tun hatten. Die Team-Mindestgrösse ist 4 oder so.

01.02.2008 | 19:18

Kommentar #12 von Aleks:

Wobei es schwer faellt, sich vorzustellen, was das gewesen sein koennte, dieses Bessere.

02.02.2008 | 00:58

Kommentar #13 von irgendwem:

Der Herr Rubinowitz betaetigt sich anscheinend lieber als "Mann im Schrank" in einer oesterreichischen Fernsehsendung.
(siehe willkommen-tv.at)

02.02.2008 | 06:34

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