Riesenmaschine

08.04.2008 | 08:10 | Sachen kaufen | Zeichen und Wunder

Schlaraffenraum


Alles. Zu seiner Zeit. (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Eiche massiv musste am Ende weichen, denn schwedisches Zeug in der Mitte der Strasse eroberte sämtliche Nischen und Freiräume. Nun holt der alte Möbelriese Hülsta zum Gegenschlag aus und donnert der jungen dynamischen Zielgruppe ein hochgebirgiges Trendmassiv in die Fresse. Für die gnadenlos authentische Ansprache nimmt man einfach das fettigst-vorstellbare Trendsurrogat, und lässt es von seinen Möbeln aufsaugen. Derart gewissenhaft geschmiert sollen die folierten Spanplatten schliesslich die Lebenswelt des jungen Erfolgsmenschen penetrieren. Der möchte seine Trendobjekte nicht auf schlechten Möbeln wähnen, während er der allabendlichen Männerrunde im ranzig konzipierten Rockschuppen beiwohnt. Nachher spielt er noch einen Gig mit seiner Indierock-Band und legt im Anschluss Hip-Hop-Platten auf – natürlich in Basketballstiefeln. Am frühen Morgen folgt das entspannte Nachhauserollern mit dem Skateboard. Zur Erfrischung werden sodann Erdnussbuttertoast, Pizza, Pepsi und Pokerchips gereicht.

Jan-Christoph Deinert | Dauerhafter Link | Kommentare (10)


Kommentar #1 von justuspeterbob:

in die hand zu beissen, die das futter gibt, ist ja der trick. scheint aber auch eine gradwanderung zu sein: je bissiger, desto mehr hand, aber ohne futter hunger.

08.04.2008 | 15:10

Kommentar #2 von TilliEule:

darf man die denn jetzt kaufen oder nicht?!

08.04.2008 | 17:47

Kommentar #3 von irgendwem:

Weniger ist mehr. Das Skateboard hätte eigentlich gereicht. Und vielleicht noch deren halbnackter Besitzer, natürlich in einer Calvin Klein Shorts!

08.04.2008 | 20:52

Kommentar #4 von altklugscheißer:

gratwanderung. mit t. könnte man auch gleichgewicht des schreckens nennen. ansonsten: wer füttert da jetzt wen und wird dafür von wem gebissen?

08.04.2008 | 21:26

Kommentar #5 von TilliEule:

Just how deep do you believe?
Will you bite the hand that feeds?
Will you chew until it bleeds?
Can you get up off your knees?
Are you brave enough to see?
Do you want to change it?

09.04.2008 | 03:51

Kommentar #6 von SebbelSick:

#1 was ist denn eine gradwanderung? jusduspederbob . . .

09.04.2008 | 08:29

Kommentar #7 von gnaddrig:

"...für 'ne gute Zeit" ist völlig daneben. Natürlich kann man "to have a good time" mit "eine gute Zeit haben" übersetzen, aber so richtig idiomatisch ist das auf Deutsch ja nicht. Wirkt eher bemüht. Ausserdem ist der Saustall im Bild so offensichtlich gestellt. Das Bett ist zu glatt, das Laken zu sauber, die Bettdecke säuberlich unordentlich drapiert. Dem ganzen fehlt die rechte Patina, um als Saustall von ein paar möchtegerncoolen Rotznasen durchgehen zu können (ausser, die haben ein fähiges Zimmermädchen, und die jungen Herren kommen mit Dreckigmachen und Verwüsten nicht nach. Aber die Sorte Leute kauft vielleicht nicht bei Hülsta?).

09.04.2008 | 15:28

Kommentar #8 von michael:

möchtegerncoole rotznasen haben im übrigen gar keinen saustall. den haben nur die coolen rotznasen. die anderen drapieren halt. wie bei diesem marketinkonzept.
eies will mir nur nicht einleuchten: beschichtete spanplatten-massenmöbel ohne irgendwelche alleinstellungsmerkmale, wie es sie in jedem möbelhaus und jeder resterampe gibt, was ist das denn bitte für ein designkonzept? das schlägt die lifestyle-kampagne ja noch.

09.04.2008 | 19:34

Kommentar #9 von justuspeterbob:

#4,#6...das d trägt der unmöglichkeit rechnung exakt auf dem kamm zu schreiben, ohne diesen anspruch komplett aufzugeben. 1 grad links, 2 rechts, 1 links, ist auch ok, nur nicht ins tal.

10.04.2008 | 10:21

Kommentar #10 von Tim Brenner:

@Michael: Das ist genau das gleiche Konzept wie bei American Apparel – läuft doch.

10.04.2008 | 12:40

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