Riesenmaschine

11.01.2009 | 13:37 | Anderswo | Was fehlt | Essen und Essenzielles | Zeichen und Wunder

Mysteriöser Yakult im Reich der Toten

Nichts Menschliches ist wohl so gut erforscht wie das Konsumverhalten, weil es damit schönes Geld zu verdienen gibt. Überraschend unerforscht ist dagegen die Konsumierlust der Toten. Dabei deutet einiges darauf hin, dass auch die Verwesten Markenprodukte bevorzugen. Das ist zum Beispiel in den Gedenktafelhallen buddhistischer Klöster in China zu beobachten. Hier bauen die Nachfahren vor den Tafeln mit den Namen ihrer ihrer verstorbenen Verwandtschaft nicht bloss irgendwelche Lebensmittel auf, sondern – neben unspezifischem Obst – bevorzugt Kekse, Süssigkeiten oder Zigaretten besserer Marken. Die sollen dann die Verstorbenen im Totenreich verzehren oder verpaffen. Weshalb aber die Toten ausgerechnet ein pro-biotisches Getränk wie Yakult zu sich nehmen müssen, entzieht sich dem unmittelbaren Verständnis. Schliesslich könnte ihnen doch angesichts ihres Totseins Gesundheit und Leben völlig schnuppe sein.

Frau und Herr Chen, vor deren Namenstafel im Po Lin Kloster auf der zu Hongkong zählenden Insel Lantau dieses Yakult-Fläschchen steht, schwören trotzdem drauf. Vielleicht wissen sie ja, dass Yakult und andere Joghurt-Getränke
gar nicht so
pro-biotisch sind, wie man gemeinhin denkt. Vielleicht haben sie ja auch pro-mortale Eigenschaften? Wir haben keine Ahnung. Deshalb: Totenmarktforschung, bitte übernehmen Sie!

Christian Y. Schmidt | Dauerhafter Link | Kommentare (13)


Kommentar #1 von irgendwem:

Hauptsache ist doch, man ist gesund.

11.01.2009 | 19:27

Kommentar #2 von marie:

entschuldigung, aber das foto wurde doch vom autor inszeniert, weil die headline danach verlangte.

11.01.2009 | 20:08

Kommentar #3 von irgendwem:

genau, die headline, das herrische geschöpf, zwingt den armen autoren, in china herumzuirren und joghurt-fläschchen vor gedenktafeln zu stellen. journalisten hatten es auch wirklich schon mal leichter!

11.01.2009 | 22:13

Kommentar #4 von code:

Finde ich klasse, dass in China selbst die Toten gesund sind (hoffentlich kriegen die wenigstens kein Melamin mehr ab). Wer weiss wozu das gut ist, wenn man auch im Jenseits auf die innere Kraft bauen kann?!

12.01.2009 | 08:42

Kommentar #5 von Tibetisches Totenbuch:

Wer ist eigentlich dieser bizarre Mensch unter dem Totenmarktforschungslink?

12.01.2009 | 09:26

Kommentar #6 von Analphabet:

Matthias Horx. muss man aber nicht kennen.

12.01.2009 | 14:15

Kommentar #7 von irgendwem:

Das ist doch nur ganz normaler Ahnenyakult, wie man ihn in vielen Volksreligionen findet.

13.01.2009 | 15:36

Kommentar #8 von primus:

immer schön gesund...so sind die chinesen!LG, primus

13.01.2009 | 15:53

Kommentar #9 von primus:

ich sehe gerade...das fläschchen ist ja noch voll bis oben hin...wie kommt denn das?
erst trinken, dann beten – ich finde man sollte prioritäten setzen An dieser Stelle habe ich einen überflüssigen Smiley hingemacht, wofür ich mich dereinst schämen werde. ...machts gut!

13.01.2009 | 15:55

Kommentar #10 von justuspeterbob:

ein kompliment an #7, ohnehin eine der besseren zahlen...

13.01.2009 | 18:21

Kommentar #11 von irgendwem:

was soll denn der quatsch mit primus?

14.01.2009 | 04:20

Kommentar #12 von CYS:

Irgendwer, Du hast recht. Die Werbe-URL von diesem Herrn Primus verschwindet hier sofort.

14.01.2009 | 05:53

Kommentar #13 von irgendwem:

@#12: GWK-Studenten versuchen virales Marketing, jede Wette. Wir haben in Shanghai uebrigens Plastik-Handys und -Fernseher fuer die Toten, alles grosse Marken.

14.01.2009 | 07:35

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