Riesenmaschine

19.01.2009 | 23:22 | Anderswo | Alles wird besser | Zeichen und Wunder

Höher, breiter, tiefer

Schuld sind letztlich Filippo Brunelleschi, Leon Battista Alberti und ihre Kollegen. Erst führten sie die Fluchtpunktperspektive in Malerei und Architektur ein und dann dauerte es nur noch ein paar Minuten Jahrhunderte bis zum wohl grössten Missverständnis der jüngeren Menschheitsgeschichte: 3D-Videospielen.

Nur mühsam kann sich die Welt nun wieder aus der dreidimensionalen Umklammerung befreien. Kleine versprengte Retrogaming-Widerstandszellen sorgten immerhin dafür, dass die Reine Lehre nie in Vergessenheit geriet, und vertrieben sich ansonsten die Zeit auf bizarren Conventions und mit dem VirtualNES. Und ihre Mühen wurden belohnt: Mit dem im Sommer für die Wii veröffentlichten und technisch exakt auf dem Stand der frühen 90er angesiedelten Jump'n'Run Mega Man 9 und weiteren geplanten Neuerscheinungen wie etwa The Great Giana Sisters fürs Nintendo DS.

Aber nicht nur das. Zusätzlich etablierte sich in den vergangenen Jahren eine neue Generation von 2D-Spielen, die mit weitestgehender Reduktion in Form und Inhalt glänzen konnten. Titel wie Loco Roco, World of Goo, Crayon Physics, Sketch Fighter 4000 oder auch Line Rider zeigten, dass nicht in alle Ewigkeit auf die immer gleiche 8-Bit-Pixeloptik referiert werden muss. Und dass es munter so weitergeht, beweisen die Nominierungen bei der Wahl zu den Spielen des Jahres beim diesjährigen Independent Games Festival (23. bis 27. März, San Francisco, via offworld.com): Feist (oben), Night Game und Blueberry Garden (Mitte) gehören zu den Finalisten und erinnern nicht nur optisch an sehr gute, handgezeichnete Magazinillustrationen, sondern hören sich auch so an, quasi.

Auffällig ist dabei die Häufung von schwedischen Entwicklern, auch das nominierte You Have To Burn The Rope – für Anfänger hier ein umfassender Walkthrough – und das ebenfalls vielversprechend aussehende Walkie Tonky (Riesenkampfroboter! – unten) kommen aus dem wurstförmigen Land im Norden. Einem Land, in dem Dimensionen noch höher besteuert sind als Schnaps und sich nur hochdotierte Tapetendesigner drei auf einmal leisten können. Einem schönen Land.

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Manchmal rennen und springen sie wieder


Kommentar #1 von psycho killer:

Bomben fangen und zurückwerfen: Darauf hätte auch schon früher jemand kommen können.
Vielen Dank, Walkie Tonky.

20.01.2009 | 12:10

Kommentar #2 von irgendwem:

Vielen Dank, liebe Riesenmaschine, für die Berichterstattung über einen faszinierenden Trend, der bisher völlig an mir vorbeigegangen ist.

20.01.2009 | 15:11

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