Riesenmaschine

26.03.2010 | 12:09 | Papierrascheln | In eigener Sache

Wenn man nicht alles selber macht


Bild: Martin Baaske / Rowohlt Berlin Verlag
An dieser Stelle sollte eigentlich eine unparteiische Buchkritik von Jochen "Ich muss es jetzt nur noch lesen" Reinecke stehen. Ungern weichen wir auf die zweitbeste Lösung aus, unparteiische Buchkritik durch die Autoren selbst. Wenn man uns beim Verfassen von Amazonrezensionen zu eigenen Büchern unter Pseudonym ertappt, ersticke man uns bitte mit einem Sofakissen.

Letzte Woche erschien das beste Buch der Neuzeit. Gleichzeitig handelt es sich auch um das beste jemals erschienene Sachbuch zum Thema "Verirren", versehen mit einem der attraktivsten Rowohlt-Cover aller Zeiten (gestaltet von Riesenmaschine-Grafiker Martin Baaske). 270 Seiten, gefüllt mit genau der richtigen Mischung aus haarsträubenden Verirrensberichten und harten Fakten. An diesem Buch stimmt einfach alles*.

Da erscheint es nur folgerichtig, dass der Rest der Welt sich in ungebremsten Lobpreisungen ergeht. So hält die Süddeutsche Zeitung das Buch für den grössten Wurf seit "Abrakadabra" von Aleister Crowley, und die Frankfurter Allgemeine urteilt gar, es sei allmählich auch Zeit gewesen, dass jemand Berkeleys katarrhalischen Idealismus in die Postmoderne überträgt. Ausserdem sind achtundachtzig wirre Grafiken im Buch, die alles erklären, was erklärt werden muss. Jetzt kaufen bei den einschlägigen Fachverbänden, wenn's geht, gleich mehrere Exemplare.

* bis auf:
S. 69 "Kap Hoorn" und "Kap der Guten Hoffnung" verwechselt
S. 60 "Südosten" und "Nordosten" verwechselt
S. 270: "Ulf Maiwälder" heisst Ulf Mailänder.

Kathrin Passig, Aleks Scholz | Dauerhafter Link | Kommentare (28)


Kommentar #1 von wegen:

Da hätte ich mich jetzt auch verirren können auf der Spuren von Aleister Crowley und dem katarrhalischen Idealismus, aber ich habs dann doch straight zum "Jetzt kaufen" Link geschafft.

26.03.2010 | 12:58

Kommentar #2 von irgendwem:

18,95 – so teuer waren ihre bücher aber bislang nicht, frau passig.

26.03.2010 | 14:43

Kommentar #3 von Kathrin:

Auf den Preis hat man als Autor keinen Einfluss. Wenn's nach mir ginge, würde das alles gleich im Taschenbuch erscheinen. Aber wenn Sie der Riesenmaschine-Redaktion Ihre Postadresse zukommen lassen, senden wir Ihnen gern zum Ausgleich ein anderes Buch zu (eventuell gebraucht, bitte ungefähre Präferenzen angeben). Zwei zum Preis von ... na ja, zwei!

26.03.2010 | 14:49

Kommentar #4 von Gonzalez:

Que?

26.03.2010 | 16:37

Kommentar #5 von Marat Pak:

Flirrende Gesichter,
Irrende Gelichter,
Wirre die die Sicht schafft.

26.03.2010 | 17:14

Kommentar #6 von von Krusenstern:

Ohne das Buch gelesen zu haben: Crowley hat doch was mit Satanismus zu tun und das finde ich nicht so gut. Aber ich war ja auch nur bis zur 12. auf der Schule. Der Preis, 18 und ein paar zerquetschte, geht voll in Ordnung. Habe mich schon wesentlich aufwendiger verirrt. Also ich werde mir das Buch kaufen, notfalls kann man ich es ja auch weiterverschenken, mein Bruder hat bald Namenstag(Peter, Paul & Mary)

27.03.2010 | 01:57

Kommentar #7 von Marat Pak:

Habe nun, ach, die Maschine studiert seit langem. riesenmaschine.de – Startseite since 2007. Observation. Amusement. Habe die Unterwanderung namhafter Literatur-Betriebe gefeiert. Habe die qualitativen Sprünge von Kommentator zu Autor, von Idee zu Wirklichkeit betrachtet und geachtet. Habe mich in die siebenschläfrige Kathrin verliebt und davon geträumt mit Sascha Vodka zu kippen und mit ihm über eine weitere Vermarktung der Marke "LOBO" zu plaudern. Habe mit Y. China bereist. Habe Ruben und Lars ins Herz geschlossen und in ihnen Vertraute gefunden. Habe bei jedem Duell zwischen Maschine und Rudi K. S. mitgefiebert. Habe die Nagetiersprache zu sprechen gelernt. Habe eure Bücher gelesen und eure "Projekte" genossen. Ihr seid family und ich hoffe ihr nehmt es mir nicht übel, dass ich es nicht weiter aushalte, bloss intelligenter Beobachter zu bleiben; bloss (also zumindest bei dem Wort "bloss" sollte ein wenig Schärfe doch zugelassen sein!) aus der Ferne zu schwärmen. Wäre ja auch Unsinn. Schliesslich seid ihr es gewesen, die sich mithilfe eurer Kunst geöffnet habt. Ihr seid diejenigen gewesen, die eine Intimität zwischen Werk (und somit dem Schaffenden selbst) und Rezipient provoziert haben. Deal with it.
Nun also nochmal oder for the first time ever: vielen herzlichen und hirnlichen Dank. Von mir persönlich und im Namen meiner Crew. Ich habe euch sehr gern.
Nun also nochmal oder zum allerersten Mal kündige ich an: ich bin bereit zu tanzen. Ich habe Zeit zum Tanzen. Ich bin es leid, zu verranzen.
"Junge Künstler begreifen die Krise als Chance." – O-Ton Merkel.
"Junge Krisen begreifen die Chance als Kunst." – O-Ton Marat.
"Junge Begriffe kriseln als künstliche Chancen." – O-Ton BAAHL
"MfG, mit freundlichen Grüssen! Die Welt liegt uns zu Füssen, denn wir stehn drauf, gehn drauf, für ein Leben voller Schall und Rauch. Bevor wir fallen, falln wir lieber auf."
Hochachtungsvoll, Marat Michail Igorewitch Pak (marat.pak@gmail.com)
Mannheim, den 27. März, 2010

27.03.2010 | 16:59

Kommentar #8 von Ruben:

"Mir brennt der Ronzen, komm lass uns donzen."

27.03.2010 | 20:19

Kommentar #9 von irgendwem:

Kann mich nur anschliessen.

27.03.2010 | 20:33

Kommentar #10 von Marat Pak:

fuck, und ganz vergessen habe ich: ich bin verliebt. ich wurde gestern beinahe getoetet. habe heute um zirka acht uhr morgens mit einem nazi riesling mit sprite getrunken. rap ist stolz auf uns.

28.03.2010 | 18:37

Kommentar #11 von irgendwem:

Die Kommentare werden auch immer irrelevanter. Aber das Buch klingt gut! Ist es denn auch was für Leute, die schon immer Fans des Verirrens waren oder lernen solche darin nichts neues?

28.03.2010 | 19:05

Kommentar #12 von Hlindbuhn v. Korn:

Sorry, wollte eigentlich gar nicht hier kommentieren, sondern im Vorbeitrag. Verirrt.

28.03.2010 | 20:01

Kommentar #13 von Marat Pak:

Du arbeitest mit Raeumen. Ich arbeite mit Baeumen.

29.03.2010 | 00:59

Kommentar #14 von irgendwem:

ich bin's nochmal, #2, und möchte sagen: vielen lieben dank für das angebot – welches ich aber ihnen zuliebe nicht annehmen möchte. buch einpacken? adressieren? porto bezahlen? versandabwicklung welcher art auch immer? das ist doch eine zumutung, die ich ihnen gerne erspare.
ich kann ja stattdessen mal bei gelegenheit in berlin vorbeikommen am spätnachmittag, erdnüsse mitbringen und irgendwas mitnehmen (von den büchern).
(viele klammergags, übrigens, im vorwort, über das ich aus zeitgründen leider noch nicht hinausgekommen bin.)

29.03.2010 | 10:10

Kommentar #15 von Kathrin:

Der rücksichtsvolle Kommentator Irgendwer ist ab sofort unser Lieblingsleser.

29.03.2010 | 12:14

Kommentar #16 von Marat Pak:

... Schimmerwut von Eisenerzen,
Nimmermuede Eiseskerze ...

29.03.2010 | 17:12

Kommentar #17 von irgendwem:

auch wenn es wieder die falschen trifft: eine weitere kritische nachhakung ist unvermeidlich – denn auf dem rückdeckel des buches lese ich, was das deutschlandradio über "lexikon des unwissens" sagte.
schön und gut, aber wissen jene kaufkräftigen buchinteressierten, die sich beim herumstreunen im fachgeschäft zum stapel dieses aktuellen buches verirren, dass das "lexikon des unwissens" von den selben autoren verfasst wurde? oder handelt es sich um gewollte irritation? damit die schriftstellerbiografien herangezogen werden? hm.
davon abgesehen: was ist die aussage? die zwei haben in der vergangenheit schon, also haben sie diesmal bestimmt wieder?
natürlich kenne ich die im kulturbetrieb populäre lorbeer-mechanik "von den machern von...", aber dann gleich das urteil zum damaligen werk mitdrucken?
das habe ich auf einem buch so noch nicht gesehen und würde es deshalb gerne in der riesenmaschine in einem separaten text diskutiert lesen.

30.03.2010 | 14:14

Kommentar #18 von Kathrin:

Auch beim Text auf dem Buchumschlag haben Autoren nichts mitzureden. Da es im Verlagswesen kein A/B-Testing und überhaupt recht wenig Erfolgskontrolle gibt, wird es keine Erkenntnisse über den Verkaufsnutzen solcher Zitate geben. Aber dass Sie das auf einem Buch "so noch nicht gesehen" haben, kann eigentlich nur bedeuten, dass Sie wenig Hardcoverausgaben betrachten, denn da ist es sehr häufig so. Auf der Taschenbuchausgabe wird dann das Rezensentenlob zum Hardcover abgedruckt, falls vorhanden.

30.03.2010 | 14:47

Kommentar #19 von irgendwem:

mea culpa. tatsächlich ist dem so; den grossteil der hardcoverumschläge werfe ich wegen ästhetischer unzulänglichkeiten flugs weg. hier war das nicht der fall, lob also an martin baaske.
meine unkenntnis der verlagswelt hatte mich auch zu dem gedanken verleitet, dass bereits bei der erstausgabe eines titels diverse druckbare löbe aus freundschaftlichen vorabrezensionen vorhanden sein müssten. ich hätte dergleichen gerne geschrieben.

30.03.2010 | 15:06

Kommentar #20 von Kathrin:

Das würde mir auch gefallen: ein Buch, auf dessen Umschlag es heisst "Dieses bewegende, offenherzige Sachbuch ist gleichzeitig eine Liebeserklärung an den Schnabelkerf und ein Erlösungsdrama von politischer Brisanz. Ein gewaltiges Werk!" – Irgendwer

30.03.2010 | 15:28

Kommentar #21 von meriat:

Wollte diesen Satz eigentlich gleich wieder löschen, aber er klebte auf der Schleimspur von irgendwem fest.

30.03.2010 | 20:23

Kommentar #22 von irgendwem:

ein gutes stichwort, aber nicht ganz richtig. wir befinden uns hier auf dem feld der, ich nenne es mal: non-returnable thoughtfulness. eine soziale interaktion, getrieben von einer wunderbaren mischung aus narzissmus und altruismus.
probieren sie's selbst mal! für anfänger empfehle ich das kompliment an den nebensitzer im ice, das just dann auszusprechen ist, wenn sie aussteigen.

31.03.2010 | 09:56

Kommentar #23 von irgendwem:

ist im buchtitel "fortgeschrittene" eigentlich im sinne von "weit irgendwohin gegangen" im sinne von "verlaufen" im sinne von "verirrt" gemeint?
dann möchte ich kurz anmerken, dass ich das verstanden habe.

05.04.2010 | 12:20

Kommentar #24 von deggendorf:

Habe mich jetzt schon bis zur Seite 72 durchgeschlagen. Erste Rückmeldung: ich amüsiere mich gut. Zweite: Die Seitenzahlen sind wirklich hilfreich. Drittens: Die Buchstaben sind wohlgeordnet und ergeben immer wieder auch SINN.

10.04.2010 | 18:43

Kommentar #25 von deggendorf:

Was bedeutet eigentlich bei der Riesenmaschine "Orientierung -Suche – los!"? Das verwirrt mich.

10.04.2010 | 18:45

Kommentar #26 von irgendwem:

Bei Suchen finde ich Verirren, wenn ich es eingebe, tatsächlich. Ist damit die Suche zu Ende?

10.04.2010 | 19:18

Kommentar #27 von Marat Michail Igorewitch Jedsu-Pak:

Verweilt doch mal, ihr seid so schön!

20.06.2010 | 20:04

Kommentar #28 von Weltenschummler:

Wo...wo bin ich? Hilfe? Nein lieber nicht,es ist doch recht gemütlich hier.Verirrt? Nein sieht mir doch viel mehr nach gefunden aus.
Hier werd ich verweilen-bis auf weiteres und unbeirrt an meiner Meinung festhalten:
Es gibt kein verirren nur ein finden neuer Möglichkeiten.
Die Idee zum Buch ist aber doch ganz hübsch.
Auch ein schöner Titel:
Wie man zuhause bleibt ohne wegzufahren.
-Ein Ratgeber für Menschen die wirklich überhauptgarkeinbisschenwaszutun haben und wollen.
Ich arbeite daran-teilzeit(etwa 5-7 Minuten in der Woche)und rechne nicht in nächster Zeit mit
der Fertigstellung.
Fertigstellung?Das hört sich an, wie aus einem Instantkamasutra-doch Veröffentlichung klingt auch nicht erotischer und wäre doch etwas
sehr anmassend.
Danke,dass es diese virtuelle Oase im sonst doch eher belanglosen www gibt und ich-teilzeit-hier sein darf.
Nun ist es langsam, aber unaufhaltsam, an der Zeit neue Möglichkeiten zu entdecken.
Zum Geleit und einfach so:
Till Eulenspiegel war ein Teilzeitseiltänzer,der teilzeit halber-zeitweise auf dem Seil tanzte.

22.09.2010 | 15:42

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