Riesenmaschine

16.08.2005 | 02:45 | Alles wird schlechter

Flowbee? RoboCut?


(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Menschen, die nicht schlafen können oder die auf Eurosport nachts nackte Mädchen erwarten, kennen den Flowbee aus den ohnehin muffigen 90er Jahren gut. Damals ist in Dauerwerbesendungen dieses Produkt angeboten worden, das auf mitleiderregendste Art verspricht, jeden Friseurbesuch überflüssig zu machen. Die Funktionsweise ist exakt so traurig, wie man es anhand der Fotografie vermutet. Man schliesst den Flowbee an den Staubsauger an und schon dreht sich eine Rotor-Klinge, die die angesaugten Haare auf die gleiche Länge stutzt. In der Riesenmaschine hätte der Flowbee allein schon aufgrund seines Alters nichts verloren – wenn wir hier nicht einen prototypischen Tiefpunkt der Do-it-yourself-Welle vorfinden würden. Nie wird ein erniedrigenderes Gerät erfunden werden können. Man spart acht Euro für den Friseur, wenn man dafür mit einem schmutzigen Staubsaugerende durch seine Haare fährt. Sogar jemand, der mit dem Lauf einer Pistole zum Zwecke des finalen Schusses über den Kopf stoppelt, hat mehr Würde übrig als ein Flowbeeuser. Der Flowbeekonzern wurde in seiner Monopolstellung bezüglich sogbetriebener Haarschneide-Staubsaugeraufsätze in letzter Zeit massiv durch den RoboCut-Konzern angegriffen; auf der Website werden begeisterte Kunden aufgefordert, Berichte zu beschreiben, wie schlimm sie durch den RoboCut (der eine sehr lustige deutsche, Babelfish-generierte Website hat) ausgetrickst wurden. Auf der anderen Seite hat auch der RoboCut seine Vorteile, die schon durch den Namen deutlich werden: RoboCut Familienhaarschneider und Hundetrimmer mit HairLine Styling Zubehör. Man gerät tatsächlich ins Wanken, nicht wahr?


15.08.2005 | 17:51 | Was fehlt | Sachen kaufen

Frauen kaufen Erotik

Die Firma Beate Uhse hat sich zum Thema Erotik überlegt, endlich mal Erotik-Shops speziell für Frauen zu konzipieren. Gleich viermal in Deutschland gibt es deshalb seit gut einem Jahr "Mae B.", nämlich in Hamburg, Frankfurt, Berlin und Internet. In der ungemein unterhaltsamen Mae B. Werbebroschüre, die es zum Preis von nur 1 Euro Schutzgebühr zu haben gibt, erfährt man auch gleich, dass Mae B. ein Wortspiel ist: "Ist es eine Frau, die ihren vollständigen Namen nicht verraten möchte? Oder soll es für das englische Wort 'vielleicht' stehen: maybe?" Wahnsinn, bitte mehr erzählen über diese faszinierende Person!
"Mae B. hat eine äußerst facettenreiche Persönlichkeit. Das Besondere an ihr ist ihre Vielseitigkeit. Sie trägt Turnschuhe oder Pumps und sieht in Jeans genauso attraktiv aus wie im Ballkleid. (...) Männer umschwärmen sie. Ihr Charme ist einfach umwerfend – und ihr Lachen steckt an. Sie ist selbstbewusst, sexy und frech. Dabei ist Mae B. äußerst sensibel und einfühlsam."
Mae B. ist also nicht nur toll, sie ist auch noch mal so und mal so! Das Beste über Mae B. kommt allerdings erst noch: "Zur Erotik bekennt sie sich offen und selbstbewusst. (...) Es sind die Gegensätze, die sie faszinieren, so wie die Unendlichkeit der Horizonte am Himmel und die Beständigkeit der Erde, die Kraft des Windes und die unergründliche Tiefe der Meere, der Tanz der Lichter und das Geheimnis der Dunkelheit."
Und tatsächlich kommt dann auch noch irgendwas mit harmonischer Verbindung von Mann und Frau und mit Yin und Yang. Was Frauen halt so geil macht.


15.08.2005 | 17:22 | Alles wird schlechter | Vermutungen über die Welt

Von A nach B und von X nach U


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Man kann natürlich jederzeit wie die Firma drive2day.de ein neues Internetangebot zur Vermittlung von Mitfahrgelegenheiten starten, obwohl mit mitfahrgelegenheit.de und mitfahrzentrale.de schon zwei starke Konkurrenten am Start sind. Man darf das natürlich auch, wenn es sich dabei nur um eine weitere Werbeplattform der netpoint-media.de handelt – schließlich werden solche Vermittlungsplattformen ja nur selten unabhängig betrieben. Man kann natürlich auch jederzeit von den registrierten Teilnehmern alle möglichen Daten zu den Themen "Über dich (Beruf, Branche, dein Charakter)", und "Deine Interessen (Aktivitäten, Film, Musik, Sport)" erheben. Und man darf selbstverständlich als Erklärung dafür in die FAQ schreiben:

Drive2day möchte nicht nur günstige Mitfahrgelegenheiten vermitteln, sondern auch mit dazu beitragen, dass die gemeinsamen Fahrten harmonisch und unterhaltsam ablaufen. Durch die Angabe von Interessensgebieten machst Du es potentiellen Reispartnern einfacher abzuschätzen, ob ihr zueinander passt. Du kannst Dir bereits vor der Reise ein Bild von Deinem Gegenüber machen und hast vielleicht auch schon ein erstes Gesprächsthema.

Aber eigentlich kann man dann auch gleich – wie in dem alten MAD-Scherz – noch ein Feld vorsehen, auf dem die Nutzer die Umrisse ihres Haustürschlüssels nachmalen. Eine Zielgruppe, die offensichtlich aus den leichtgläubigsten Häslein der Welt besteht, macht das bestimmt mit. Attraktive Zusatzeinnahmen winken!


15.08.2005 | 16:25 | Sachen kaufen

Lob des Kabelbinders


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Der Kabelbinder ist für das 20. Jahrhundert in etwa das, was der Faustkeil für irgendein anderes Jahrhundert war – ein Allzweckwerkzeug, das die Welt verändert. Man kann damit praktisch alles reparieren, Menschen verhaften und das abgebildete Sofa (Stefan Lie Design Studio, gesehen bei Mocoloco) aus Getränkekisten herstellen. Zur Not kann man damit sogar Kabel zusammenbinden. Manchen Theorien zufolge wird das Universum in seinem Innersten von Kabelbindern zusammengehalten. Kein Haushalt von Welt sollte ohne eine Tausenderpackung Kabelbinder sein, denn was man nicht mit Kabelbindern machen kann, das ist es nicht wert, überhaupt gemacht zu werden.


15.08.2005 | 13:49 | Fakten und Figuren | Vermutungen über die Welt

Hypertrend Hygienia


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Die Freunde von Trendwatching.com haben sich für den Spätsommer etwas ganz Besonderes ausgedacht. Und zwar einen Trend, der fast alle von trendwatching.com bisher ausgerufenen Trends wie Massclusivity, Mass Class oder No Frills Chic überragt, überwölbt und in sich aufnehmen kann, wie Speers Ruhmeshalle des Deutschen Volkes den Kölner Dom und den Eiffelturm. Hygienia heißt das Ungetüm, das gleichzeitig ein leicht verunglücktes Wortspielungetüm ist (vermutlich irgendwie aus "Genie" und "Hygiene" zusammengesetzt, so ganz haben wir es aber nicht verstanden). Man muss sich etwas einlesen, um zu kapieren, worum es geht. In eigenen Worten wiedergegeben, bezeichnet Hygienia über alle Branchen und Preissegmente hinweg eine Art vorbildlicher Praxis, den elaborierten Konsumbedürfnissen einer medienschlauen globalen Konsumgesellschaft gerecht zu werden; so etwas wie einen superioren Hygienestandard in der Art und Weise, wie Produkte und Dienstleistungen konfektioniert, gebündelt und in Geschäften präsentiert werden – eine Metaphysik des "Alles-richtig-Machens", quasi. Es sei schwer, den Finger darauf zu legen, aber man bemerke intuitiv im Augenblick, da man das Geschäft eines Hygienia-Anbieters betritt oder mit seinem Produkt in Berührung kommt, dass es sich dabei um ein solches handelt. Gerade wenn man sich vor Augen führe, wie dasselbe Geschäft oder Produkt noch vor zehn, fünfzehn Jahren ausgesehen habe ... "Worauf das letztlich alles hinausläuft", resümieren die Autoren, "ist kreative Zerstörung". Damit drängt sich uns nun allerdings stark intuitiv auf, das ganze mit Joseph Schumpeter zu fassen und als "Fortschritt" ins Deutsche zu übertragen. FORTSCHRITT! Ein schöner neuer Trend, dem wir uns gern anschließen, und den wir bis auf weiteres im Auge behalten wollen.


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