Riesenmaschine

01.08.2005 | 22:51 | Alles wird schlechter | Sachen kaufen

Von Markt- und Zahnlücken


(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Was ist wohl auf dem nebenstehenden Bild dargestellt? Ein neuartiges Krokodil mit gelbem Zahn? Eine Wäscheklammer mit ergonomischem Griff? Oder aber eine spezielle Zange zum Herausziehen von Milchzähnen? Natürlich alles Unsinn, denn es handelt sich um etwas ganz Einfaches, nämlich um eine spezielle Zange zum Herausziehen von Milchzähnen. Wieder mal ist das eine so dermaßen offensichtliche Erfindung wie seinerzeit "Tisch" oder "Haus", dass man sich tagelang an die Stirn schlägt vor lauter Ärger, nicht selber darauf gekommen zu sein. Man könnte heute ein Patent besitzen, für eine spezielle Zange zum Herausziehen von Milchzähnen! Einziger Trost: Auch die Hersteller der herkömmlichen Geräte für denselben Zweck (Faden und Türklinke, kräftige Ohrfeige, hartes Brot) wurden kalt erwischt.

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Zahnlos glücklich


01.08.2005 | 18:29 | Alles wird besser | Was fehlt

Farbfilm nicht vergessen


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Es sollten viel mehr Dinge designt sein! Es sollte viel mehr in Form und Farbe hinterfragt werden! Es sollten noch mehr Industriedesigner ihre innere DDR ablegen! Es sollte alles noch bunter sein! Noch wesentlich bunter! Buntheit sollte staatlich subventioniert werden! Gentechniker sollten sich daran machen, endlich die bunten Hunde zu züchten, die uns schon so lange versprochen werden! Bildschirm-Produzenten sollten einsehen, dass 16,7 Millionen Farben eben nicht genug sind! Synästhesie sollte Pflichtfach werden an den Schulen! Asphalt mit psychedelischen Farbverläufen! Buntleuchtende Strassenlaternen! Gefärbte Plexiglas-Pissoirs! Farbberatung für alle! Patchwork-Pflichttapete in Ämtern und Behörden! Endlich mehr Ampelfarben! Die Welt soll kunterbunt sein – von vorn bis hinten und von oben bis unten!

Da sind die bunten Paketklebebänder von Fred Flare, dem Fachausstatter für die Bravo-Girl-Generation, ein Schritt in die richtige Richtung.


01.08.2005 | 16:52 | Fakten und Figuren

Da ist ein Haar in meiner Werbung

Eine Studie des Marktforschungsinstituts MediaAnalyzer hat im Auftrag von Vidal Sassoon untersucht, welchen Aufmerksamkeitswert die verschiedenen Haarfarben in der Werbung haben.
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Demnach ist braunes Haar sehr aufmerksamkeitsstark und eignet sich für den Einsatz im Bereich Kosmetikprodukte, Schokolade und Autos. Gleichermassen hohe Wahrnehmungswerte besitzt rotes Haar, jedoch sollten Rothaarige keineswegs für Milchprodukte, Streichhölzer, Batterien oder Hochwasserversicherungen werben. Gradationen in Blond eignen sich als Werbeträger für Waschmittel, Milchprodukte und Zeitschriften, geniessen aber überraschenderweise insgesamt weniger Aufmerksamkeitswert. "Wir sind davon ausgegangen, dass insbesondere bei Männern die Blondinen sehr stark wahrgenommen werden, aber genau das Gegenteil ist der Fall", so Dr. Scheier, Geschäftsführer von MediaAnalyzer. "Insbesondere hellblondes Haar hatte im Test die schlechtesten Werte". Ein passender Gag dazu, der irgendwie von Werbern, Mantafahrern, Brüsten und Enie van de Meiklokjes handelt, wird uns sicher in Kürze einfallen und nach der Freischaltung hier auftauchen.


01.08.2005 | 16:25 | Nachtleuchtendes | Vermutungen über die Welt

Induction we trust


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Bei den Recherchen für die Riesenmaschine trifft man manchmal auf Produktideen, die schillernd auf dem schmalen Grat zwischen Tschibo-Technikabfall und generationenprägender Weltklasseerfindung entlangtänzeln. Hier eine prototypische Erscheinung eines solchen Geräts. Es handelt sich um eine batterielose Taschenlampe (>Magnettechnik klicken), die man 30 Sekunden lang schüttelt. Dabei erzeugt sie durch Induktion Strom für zehn Minuten Licht. Wenn man nicht gerade paranoider Endzeitfaschist mit einer Bunkerhöhle in den Salzstöcken von Nebraska ist, ist man hin und her gerissen. Einerseits: schöne Idee, intelligente Technik, sehr praktisch bei Stromausfall. Andererseits: wie oft brauchte man in den letzten fünf Jahren unvorbereitet eine Taschenlampe und die war dann auch noch zu schnell alle? Einerseits: wasserdicht bis 130 Meter, ist die einzige Taschenlampe, die nach der Explosion einer Neutronenbombe noch funktioniert (theoretisch). Andererseits: wie dämlich sieht man aus, wenn man eine halbe Minute mit einer Taschenlampe Masturbationsbewegungen macht? Ein schwerer Fall. Wahrscheinlich wird man darüber spotten, bis man beim nächsten Gasunfall im Keller stolpert und dann von jemandem mit einer solchen Taschenlampe gerettet wird. Sie leuchtet nämlich auch funkenfrei.


01.08.2005 | 05:37 | Selbstversuche | Zeichen und Wunder

Sündenpfuhl


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In zehn Tagen wird nach langer Verzögerung auch in deutschen Kinos "Sin City" anlaufen, ein Film, über den anderswo bereits alles gesagt wurde. Weil "Sin City" zu 90% aus Gewaltdarstellung besteht (obwohl stark stilisiert oder, wie manche gar behaupten, subtil), räumt der Film reihenweise Ratings ab, die knapp am Verbot vorbeischrammen. Endlich gibt es somit mal wieder einen Grund, die schon lange nicht mehr gehörte Debatte über die Verantwortung des Mediums für den Konsumenten (oder so ähnlich) loszutreten, oder anders ausgedrückt: Werden wir denn am Ende alle verrohen? Im Falle von "Sin City" erhält die Diskussion neuen Zündstoff, denn jemand in Australien hat einem anderen die Nasenspitze abgebissen, und zwar im Rahmen einer Diskussion über die "Qualität und Gewaltdarstellung" des Filmes. Verroht uns also das Medium oder die Diskussion über die Verrohung des Mediums? Verwirrend. Namhafte Riesenmaschinenautoren haben, einfach um sicherzugehen, dem Film mehrfach vorab betrachtet und hinterher ganz genau das Verhalten der "Konsumenten" beobachtet. Einmal zog sich ein junger Mann gleich nach der Vorführung in aller Öffentlichkeit fast komplett aus, ansonsten aber geschah nichts Bemerkenswertes. Aufgrund dieser empirischen Erhebungen neigen wir dazu, auf das anstehende alberne Gerede mit dem Satz zu antworten, den Mickey Rourke auf dem elektrischen Stuhl seinen Peinigern entgegenwirft: "Ist das alles, was ihr zu bieten habt, ihr Weicheier?"


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