Riesenmaschine

08.10.2005 | 15:11 | Alles wird besser | Zeichen und Wunder

Du bist Scheisse


(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Seit vor ein paar Wochen die zurecht viel belachte Kampagne »Du bist Deutschland« startete, ist endlich die Frage beantwortet, was eigentlich dabei rauskommt, wenn man retrosozialistische Anfeuerungsdoktrinen (»Du bist die Hand!«) mit Stammtischchaostheorie (»Ein Schmetterling kann einen Taifun auslösen.«), wirrer Metaphorik aus einem drittklassigen Managementratgeber (»Es gibt keine Geschwindigkeitsbegrenzung auf der Deutschlandbahn.«) und Vulgärkennedyanismus (»Behandle Dein Land doch einfach wie einen guten Freund. Meckere nicht über ihn, sondern biete ihm Deine Hilfe an.«) vermengt und kurz aufkocht.
Es soll hier nicht die Rede sein von dem provinziellen Mief dieses staatstragenden Unfugs, aber es soll ein Lob ausgesprochen werden für den Graphiker, der das Logo für die Kampagne entwickelte und der aus dem Hause Jung von Matt stammt. Seine grosse Leistung liegt darin, es geschafft zu haben, dieses Logo vor vermutlich Dutzenden von Gremien zu vertreten und es ebenso vermutlich als »dynamisch«, »sympathisch« und »unique« zu verkaufen, obwohl es doch ganz offenkundig nichts anderes darstellt als einen dicken Haufen Scheisse. Das ist nicht sehr subtil, aber recht subversiv und nachdrücklich zu belobigen.


08.10.2005 | 09:00 | Nachtleuchtendes | Alles wird besser

Voyeurismus: the next generation


(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Irgendwann hat man diese ganzen Videos von nackten Menschen im Internet gründlich satt. Immer dieses Mann-Frau, Frau-Frau, Frau-Mann, Mann-Mann und wieder von vorne, es ist so eintönig, und eigentlich kann man keine Geschlechtsteile mehr sehen, ohne unverzüglich vor Langeweile einzuschlafen. An diesem Punkt angekommen, kündigt man endlich die einschlägigen Abos, baut sich einen vernünftigen Spamfilter und meldet sich bei SLOOH an. Slooh liefert endlich wieder mal richtige Erotik – atemberaubende, erregende Bilder direkt ins heimische Schlafzimmer. Von dunklen Wolken, bunten Ausflüssen, gewaltigen Löchern und zähflüssigem Schleim, alles aufgenommen mit modernster Digitaltechnik auf einem einsamen Vulkan irgendwo im Atlantik. Jetzt gerade wird zum Beispiele eine sogenannte "Spirale" beim "Drehen" übertragen (siehe Bild). Und zwar LIVE! Absolutely new LOLITAS P0RNO SITE! Crazy young pre-teen girls own! Our little sluts will do anything that you can imagine – absolutely no censure! Ähm, naja, man muss sich an die neuen Spielarten eben auch erst gewöhnen.

Aleks Scholz | Dauerhafter Link


07.10.2005 | 16:30 | Supertiere

Arme Extremsportler


(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Extremsportlern fällt es immer schwerer, geeignete Herausforderungen zu finden. Es wurde einfach schon alles gemacht, alle Berge bestiegen, alle Wüsten durchwandert, alle Planeten umsegelt, alle Berge im Handstand bestiegen, alle Wüsten nackt durchwandert, alle Planeten mit verbundenen Augen umsegelt, undsoweiter. Die Latte liegt mittlerweile so hoch, dass viele eigentlich recht talentierte Extremsportler verzweifelt aufgeben, weil sie nicht kreativ genug sind, sich neue, einmalige Entbehrungen auszudenken. Jetzt sorgt ein bisher völlig unbekannter Newcomer für neue Hoffnung, indem er etwas unfassbar Einfaches wirklich zum ersten Mal fertigbringt: Er ist einfach quer durch den indischen Ozean geschwommen, von Südafrika nach Australien, und dann ebenso einfach wieder zurück, knapp 10000 Kilometer in neunundneunzig Tagen. Zum Vergleich: Der Weltrekord im Ärmelkanaldurchschwimmen liegt bei sieben Stunden; unser neuer Superstar hat also einfach dieses Tempo über eine cirka 324mal längere Strecke durchgehalten. Das alles natürlich ohne Begleitboot, ohne Trinkwasser, ohne Powerbar, ohne GPS-Gerät, nackt, nur mit ein paar Saugfischen am Bauch vermutlich. Das scheint wirklich ein einmaliger Rekord zu sein, und wir möchten wirklich nicht in der Haut der Konkurrenten stecken, die dasselbe jetzt auch noch mit einer roten Pappnase oder ähnlichem bewältigen müssen, nur um noch besser zu sein. Die Abbildung zeigt den erfolgreichen Extremschwimmer ausgelassen jubelnd nach seiner Ankunft in Kapstadt.


07.10.2005 | 06:41 | Anderswo | Fakten und Figuren

Prämierte Hundeeier


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Vor wenigen Minuten ging die diesjährige Verleihung des Ig Nobel Prize zu Ende. Dabei werden durch die hervorragende Zeitschrift Annals of Improbable Research wie immer – im Unterschied zum herkömmlichen Nobelpreis – wirklich nützliche Erfindungen und Entdeckungen prämiert: Der Preis in der Kategorie Medizin geht an Gregg Miller für die Erfindung von "Neuticles". Das sind Hodenprothesen für kastrierte Hunde, Katzen, Pferde und Ochsen, die sich rätselhafterweise bereits über 150.000 Mal verkauft haben. Den Biologie-Preis erhält ein Australier, ein traditionell kluges und irrsinniges Volk. Benjamin Smith hat herausgefunden, dass für Frösche unter Stress ganz interessant riechen, und zwar nach Cashewnüssen, Lakritz, Pfefferminz oder auch faulem Fisch. Wie er das herausgefunden hat, möchten wir lieber nicht wissen. Der etwas andere Nobelpreis für Physik geht natürlich ebenfalls nach Australien, und zwar an Forscher der Universität von Queensland, die seit 1927, also schon etwas länger, einem Teerbatzen beim Fliessen (alle 9 Jahre ein Tropfen) durch einen Trichter zusehen. Für die Untersuchung der Gehirnaktivität von Grillen beim Betrachten von Star-Wars-Auszügen erhalten zwei Forscher der britischen Newcastle University den Friedens-Ig-Nobelpreis. In der Kategorie Chemie gewinnen überraschenderweise Experimentatoren der Universität Minnesota für die Untersuchung der Frage, ob es sich in Wasser oder in Sirup schneller schwimmt, ein Projekt, dessen Ausgang uns alle brennend interessiert. Und endlich, wir haben seit Jahren darauf gewartet, geht der Literaturpreis an "die Nigerianer" für ihren reichhaltigen und qualitativ hochwertigen Spam-Output.

Nebenbemerkung: Erst ein einziges Mal erhielt ein deutscher Forscher einen Ig-Preis, und zwar 2002 Arnd Leike von der Universität München für brisante Zerfallsexperimente mit warmem Bierschaum. Auf der Abbildung oben sieht man übrigens den aktuellen Physiknobelpreisträger Roy Glauber die Bühne eines vergangenen Ig Nobel Prize fegen, die während der Zeremonie traditionell aus dem Publikum mit Papierfliegern beworfen wird.

Kathrin Passig / Aleks Scholz | Dauerhafter Link | Kommentare (3)


07.10.2005 | 01:44 | Berlin | Alles wird besser

Rollergrill


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Bauchladenbetreiber haben es schwer. Nicht nur, dass ihnen der Verkauf von orthopädischen Fussstützen und Bäumen nach §56 (Abs.1,1d und Abs.3) GewO verboten wird, nein, sie müssen auch die ganze Zeit stehen. Nun gibt es Menschen, die amtsärztlich bestätigt gar nicht stehen können, aber trotzdem ihr Menschenrecht auf Bauchladenbetrieb ausüben wollen. An dieser Stelle drückt der Gesetzgeber offenbar ein Auge zu: Auf dem Alexanderplatz in Berlin stehen nicht nur die hier erfundenen Bratwurst-Bauchläden namens Grillwalker, sondern sitzt seit einiger Zeit auch ein Grillroller (siehe Abbildung). Eine schöne Gesetzesvolte der unbeabsichtigten Behindertenbevorzugung, die vielleicht hilft, die hohe Arbeitslosenquote unter Behinderten zu senken. Und während normale Grillwalker zu zweit arbeiten, weil sie sich abwechseln müssen, kann der Grillroller problemlos eine komplette Schicht durchbraten. Man sieht: Die ach so vielgelobte Standhaftigkeit ist nicht immer von Vorteil.


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