Riesenmaschine

03.10.2005 | 04:55 | Alles wird besser | Was fehlt

Siezi-siezi!

Dass man in einem Krankenhaus im britischen Halifax das Betrachten und Begrabbeln fremder Neugeborener unter Berufung auf deren Menschenrechte und Privatsphäre verboten hat, ist ein lobenswerter Schritt in die richtige Richtung. Noch mehr im Sinne von Fortschritt und Demokratie wäre es, wenn man des weiteren die Erhöhung der Stimmlage um mehrere Oktaven im Gespräch mit Kleinkindern staatlich untersagen könnte. Die grobe Vereinfachung oder unkorrekte Darstellung von Sachverhalten ("Das ist der Daumen, der schüttelt die Pflaumen") wäre künftig zu unterlassen. Und in einem letzten Schritt könnte man verfügen, dass sogar erwachsene Menschen als solche zu behandeln seien, etwa beim Erlassen von Gesetzen, bei der Ermahnung durch Gesetzeshüter, bei Einwohnermeldeamtsterminen, an Flughafenkontrollpunkten und bei der Videoüberwachung öffentlicher Orte. Halifax voran, wir folgen dir!


02.10.2005 | 17:44 | Sachen kaufen

Lolli zum Abnehmen


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In der sehr trockenen Kalahariwüste im südlichen Afrika dauert es lange, Wild zu jagen. Weil in Wüsten ansonsten wenig Proviant zu finden ist, benutzten die Jäger dort früher die Pflanze Hoodia Gordonii, die Hunger und Durstgefühle unterdrückt. Der Wirkstoff dieser Pflanze, P57, wird inzwischen in Lolliform angeboten, dem Power Pop, von dem der Hersteller gleichzeitig verspricht, mehr Energie zu geben und Fett zu verbrennen: Ein echter Durchbruch in der Lolliforschung – endlich Süssigkeiten essen und dabei abnehmen! Darüber hinaus soll die Pflanze auch noch als Aphrodisiakum wirken, es handelt sich bei der Hoodia Gordonii also um eine Pflanze, die einen Gutteil der Zivilisationsunzulänglichkeiten des Menschen in Schach zu halten vermag. Beim Genuss von Produkten wie den Lollis sollte man aber nicht daran denken, dass die Hoodia auch Aas Blume genannt wird, weil ihre Blüten nach verwesendem Fleisch riechen. Obwohl das ja auch den Appetit vertreibt.


01.10.2005 | 19:11 | Anderswo | Fakten und Figuren

Wissenswertes über Kanada


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Als das Buch "Deutsche Stars: 50 Innovationen, die jeder kennen sollte" erschien, war man im Ausland mässig begeistert über dessen Behauptungen, deutsche Erfinder hätten von der Glühbirne über den Teebeutel bis hin zum Telefon und dem Computer gestern alles und heute die gesamte Welt erfunden. In Wirklichkeit verhält es sich nämlich ganz anders und die Kanadier haben alles erfunden, wie wir dem informativen "Newcomers to Canada Day Planner" entnehmen: Neben naheliegenden Geräten wie dem Snowmobile, dem Snowblower, der Gefrierkost, den Schneeschuhen, dem Schlitten, dem Kanadier und der elektrischen Autoheizung haben die gewieften Kanadier, wie wir jetzt wissen, auch die Glühbirne, das Telefon, das Radio und den McIntosh Apple (schon 1796!) erfunden. Und nebenbei auch noch das wichtige Muskol, das unentbehrliche Pablum, den Abdominizer, das Andromonon und nicht zuletzt den SlickLicker. Und seien wir ehrlich, ohne Pablum, jawohl, es handelt sich um DAS Pablum (!), ist eine Liste der Erfindungen praktisch wertlos.


01.10.2005 | 15:16 | Anderswo | Supertiere | Zeichen und Wunder

Kunsthasen


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Hasen haben es im Kunstbetrieb leichter als, sagen wir mal, Spulwürmer. Albrecht Dürer erkannte bereits 1502 deren gut verkäufliche Mischung aus Flauschigkeit und Symbolhaftigkeit (Rammeln und Wiedergeburt), sein Feldhase hängt in der Wiener Albertina, dramatisch und effektvoll beleuchtet, ist aber nur eine Kopie, das Original ist wegen Lichtempfindlichkeit im dusteren Keller verstaut, wenn er nicht gerade illegal vom zwielichtigen Albertinadirektor Schröder an den Prado verliehen wird, wo er in vollkommener Finsternis hängt, was eigentlich auch schon wieder egal ist.
Joseph Beuys teerte und federte am 26. November 1965 sein Gesicht mit Honig und Gold, hielt einen toten Hasen im Arm und erklärte ihm die Bilder einer Ausstellung, weil er die Menschen, die drei Stunden draussen vor den verschlossenen Ausstellungstüren warten mussten, für langsamer bei "Gehirnkapriolen" hielt als selbst einen Hasenkadaver, womit er nicht ganz unrecht hat.
Das Wiener Künstlerkollektiv Gelitin hat nun einen von einem Dutzend Omis gestrickten klopapierrosa Riesenhasen auf einem italienischen Berg abgeladen, und er sieht aus, als sei er aus dem All geplumpst. 20 Jahre soll er dort liegen bleiben. Die Gelitinbuben hatten hier aber eher nicht das Wiedergeburtssymbol oder die schnelle Auffassungsgabe des Nagers im Sinn, sondern die Friedlichkeit des auf dem Bürgersteig verlorenen Spielzeugs oder das Strassenränder säumende unschuldige Aas. So ist auch seine Flanke aufgeplatzt, aus der allerlei wollenes Gedärm quillt, in das man sich kuscheln kann wie eine Made. Und sind wir nicht letztlich alle Maden aus dem All?

Tex Rubinowitz | Dauerhafter Link | Kommentare (4)


01.10.2005 | 14:53 | Nachtleuchtendes | Alles wird besser | Sachen kaufen

Taschensonne


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Hier sehen wir nicht den tausendsten USB-Schlüsselanhänger und dafür sollten wir schon mal sehr dankbar sein. Noch dankbarer sollte nun der verwirrte, aber nichtsdestoweniger freundlich begrüsste outdoor-affine Teil der Leserschaft sein, denn bei diesem Gerät handelt es sich um das fabulöse Swedish FireSteel, von dem wir durch ProductDose erfuhren. Zieht man die magnesiumhaltige Metallklinge langsam über den Stahlstab, entstehen extrem helle Funken mit Temperaturen bis zu 3.000° Celsius – mehr als halb so heiss wie die Sonnenoberfläche. Wer damit in der Wildnis kein trockenes Gebüsch anzünden kann, dem wird auch ein Napalmflammenwerfer nicht weiterhelfen können. Das Swedish Firesteel wirft übrigens auch Funken, wenn es nass ist und von der Funktionsweise her theoretisch sogar unter Wasser. Wir können uns zwar kaum vorstellen, warum und was man unter Wasser anzünden wollte. Aber bei diesen Outdoor-Freaks weiss man ja nie.


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