Riesenmaschine

01.11.2005 | 03:58 | Was fehlt | Vermutungen über die Welt

Zeitenwirrnis


(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Jedes Jahr geschieht es zweimal, dass hochentwickelte Lebewesen verwirrt und geistesabwesend durch die Strassen taumeln und sich von niederen Lebensformen unwürdig behandeln lassen müssen. Gemeint ist nicht der halbjährliche Betriebsausflug der Behindertenwerkstatt, sondern die Umstellung von Sommer- auf Winterzeit oder umgekehrt. Kein halbwegs zivilisierter Mensch kann sich merken, ob nun gerade vor oder zurück, welche Uhr automatisch, welche nicht, auf welchem Erdteil an welchem Tag oder auch Nacht, und überhaupt warum einen alle immer so komisch ansehen. So entsteht im globalen Hinundher, im Durcheinander zwischen analogen und digitalen Uhren sowie im durchweg chaotischen Zusammenspiel von Funkweckern und gerade zufällig vorbeikommenden Zeitsatelliten ein intellektuelles Debakel, eine Art zeitloser, unbestimmter Schwebezustand, der die Menschheit nochmal Kopf und Kragen kosten wird, nämlich wenn gerade in diesem Moment die anderen angreifen.

Dabei könnte alles so toll sein, wenn man endlich nicht nur die "Daylight Saving Time", sondern auch gleich noch die ganze Zeitzonengeschichte abschaffen, und zu einer schönen, konsequenten Universalzeit übergehen würde, die vernünftigerweise natürlich auf dem Dezimalsystem beruhen sollte. Es beschwert sich auch keiner darüber, dass auf der Südhalbkugel im Januar Sommer ist, warum sollte es ein Problem sein, wenn Mitternacht in Tokio am hellichten Tag stattfindet? Kein neuer Ansatz natürlich: seit Jahrtausenden versuchen kluge Köpfe die universale Dezimalzeit einzuführen; man erfand das Julianische Datum (alle Tage seit irgendwann einfach durchgezählt), die "Unix Time" (alle Sekunden seit Anfang der 70er) und die heute bereits legendäre Swatch Internet Time (einfach den Tag in 1000 "Beats" einteilen), aber ausserhalb von Zeitfetisch-Randgruppen gingen bisher alle diese schönen Ansätze sang- und klanglos unter.

Vielleicht kann man daraus aber auch lernen, dass Verwirrung und Komplikationen ein Grundbedürfnis des Menschen sind, und man mit zuviel Gewissheit und Klarheit prinzipiell nicht klarkommen kann. Dies würde zwanglos erklären, warum bei Zeitangaben nach 60 59 (manchmal auch 24 23) wieder die Null kommt und ausserdem noch, warum es weltweit vierundachtzig (geschätzt) verschiedene Systeme für Schuhgrössen gibt (das nur nebenbei). Das Bild zeigt die Weltirrsinnsuhr von Guinand (nur 2375 Euro).


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