Riesenmaschine

21.01.2006 | 03:07 | Alles wird besser | Sachen kaufen

Sägezensur


(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Was wären Film, Literatur, Kriegsdienstverweigerung und Eugen-Egner-Witze ohne die segensreiche Macht der Säge? Aber zivilisierende Kräfte rücken an allen Fronten vor und wollen uns daran hindern, Wiener Würstchen (Abb.) und andere Körperteile durchzusägen. Coolest-gadgets.com verdanken wir die Nachricht von diesem jüngsten Einbruch in die Domänen des bisher ungehinderten Amputierens und Blutvergiessens: Die SawStop-Säge wittert (anhand der elektrischen Leitfähigkeit) innerhalb von 3 bis 5 Millisekunden den Unterschied zwischen Holz und Mensch und weigert sich, letzteren durchzusägen (Video-Beweise). Wer weiss, vielleicht gibt es ja doch Hoffnung auf die noch schmerzlicher vermisste Sofortbremse bei Verdacht auf niedere Heimwerkerpläne ("Sitzecke", "Garderobenschrank") analog zur Geldscheinkopierverhinderung.


20.01.2006 | 17:22 | Anderswo | Alles wird besser

Oh wie schön ist Kanada – der Sawfisch


(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Stellen Sie sich vor, es würde Ihnen jemand von einem Unterwasserrobotor erzählen, der mit 8 Kameras, einem Hochfrequenzsonar, einer hydraulischen Greifzange, einer fast zwei Meter langen Kettensäge und einer Fernsteuerung per Joystick ausgestattet sei. Sie wären wahrscheinlich noch nicht sonderlich interessiert. Doch wenn Sie dann – um das zähe Gespräch in Gang zu halten – nachfragten, wozu denn dieses seltsame Gerät dienen solle, würde Ihnen geantwortet, dies sei ein Gerät für die Holzernte unter Wasser. Spätestens jetzt würden Sie sich wahrscheinlich kopfschüttelnd einen anderen Gesprächspartner suchen. Zu Unrecht! Denn hätten Sie etwas mehr Geduld gehabt, hätte Ihnen Ihr Gesprächspartner erzählen können, dass in Kanada riesige Mengen Holz unter Wasser nur darauf warten, gehoben zu werden – in von Stauseen überschwemmten Wäldern.

Für nämlichen Zweck hat die Kanadische Firma 'Triton Logging Inc.' (the underwater harvesting specialists) das oben beschriebenen Gerät, den Sawfish, entwickelt. Dieser taucht ferngesteuert bis zu 300 Meter tief, packt mit seinen hydraulischen Greifarmen einen Baum und sägt ihn ab. Bedient wird er dabei von einer Person, die mit einem Joystick auf einer schwimmenden Plattform steht.

Man kann mit gutem Gewissen behaupten, dass die Welt eine bessere wäre, gäbe es mehr Geräte dieses Kalibers: noch nie hat ein einziges Gerät soviel Wald gerettet wie der dieses, denn für jeden vom Sawfish geernteten Baum muss natürlich an Land einer weniger gefällt werden. Umweltschutz funktioniert also durch mehr Maschinen, nicht etwa durch weniger, wie oft fälschlicherweise angenommen wird.

Wären Sie noch etwas bei ihrem Gesprächspartner geblieben, hätten sie ihn auch noch fragen können, wie um Himmels willen die abgesägten Bäume denn aus 300 Metern Tiefe gehoben würden und hätten die wunderbare Antwort bekommen, dass der 'Sawfish' vor dem Absägen einen Luftballon an den Baum bindet, der diesen an die Oberfläche geleitet, wo er dann von einem Baumsammelschiff eingesammelt wird.


20.01.2006 | 14:41 | Alles wird besser | Essen und Essenzielles

Darmgendarm


Funkzeuge im Bauch (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Irgendwann stellt sich jeder normale Mensch die Fragen, die die Welt bedeuten: Wo komme ich her? Warum existieren wir? Weshalb gibt es Ladenschlusszeiten? Wie lang ist mein Darm? Nachdem die Antwort auf die vorletzte Frage durch Gesellschaftsbeobachtung und nachdenken zu klären ist ("Aus gesinnungsterroristischen Gründen"), ist endlich ein Gerät entwickelt worden, das die Länge des Darmes herausfindet, und zwar die Smart Pill von der Firma Smart Pill Corporation. Und das Tolle: Es funktioniert etwas schonender als die aus Film und Fernseh bekannte Methode (vgl. "Schweigen der Lämmer"). Für Kenner der englischen Sprache kaum überraschend besteht das Gerät aus einer smarten Pille, oder, wie LEO es übersetzt, aus einem pfiffigen Dragée. Durch simpel zu erlernendes Schlucken vermag der Patient es über der Schulmedizin bekannte Umwege an den Anfang des Darmes zu platzieren, wo es stetig weiterwandert, einen Haufen Darmdaten sammelt und generell als Darmgendarm alles mögliche kontrolliert. Und käme auch nur eine einzige börsenrelevante Produkt-Pressemeldung im Jahr 2006 ohne wireless aus? Selbstredend funkt die patente Tablette (LEO) die Bauchgefühle direkt zu einem Empfänger, siehe Abbildung. So sehr wir uns freuen, dass man endlich genau dort dabei sein kann where shit happens, so sehr hoffen wir auch, dass die Smart Pill nicht masstabsgetreu zum Empfangsgerät abgebildet ist.


20.01.2006 | 04:04 | Fakten und Figuren | Vermutungen über die Welt

Kleine Lochkunde


Sehen gar nicht so klein aus: Löcher (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Wissenschaftler, diese Teufelskerle! Was verdanken wir Ihnen nicht alles! Teflon und Telefon, Klarlack und Fertigkuchen (russ. Zupf)! Ganz zu schweigen vom gesamten restlichen Zivilisationssurrounding. Das kommt unter anderem daher, dass der Wissenschaftler an sich, oft ohne es so recht zu ahnen, den Superlativ als Selbstzweck betrachtet. Er will das grösste X, das schnellste Y, auf jeden Fall aber mindestens das allererste Z erfinden, entdecken, entwickeln oder wenigstens publizieren. Dieser Trieb, man ahnt es bereits, schlägt ab und an für den Laien bizarre Blüten. So ist ja zum Beispiel unter Nichtwissenschaftlern weltweit anerkannt, dass das Nichts nichts ist, was so aufregend sein könnte. Jedenfalls, wenn es sich um das auf der Erde standardmässig vorhandene Amateur-Nichts handelt, also die Abwesenheit von allem ausser ein bisschen Luft. Das Nichts besteht aber eigentlich nicht nur aus dem Nichts selbst, sondern auch aus dem Etwas drumherum, ein Faktum, das mit einem kurzen Dialogklassiker ausreichend belegt sein dürfte: "Was hast Du?"- "Es ist nichts."
Eine der bekanntesten Formen um das Nichts herum ist mehr oder weniger rund, oft zylindrisch angelegt und heisst Loch. Wissenschaftlern aus Cardiff ist es nun gelungen, mit einer Elektrode das kleinste Loch der Welt zu bohren, das obere von den beiden auf dem Bild. Es hat einen Durchmesser von 0,022 Millimetern und ist damit ein Viertel so gross wie eine Haaresbreite. Das hört sich zunächst beeindruckend an, aber letztlich heisst es nicht mehr, als dass jemand das kleinste menschengebohrte Nichts in Lochform erschaffen hat. Toll!


19.01.2006 | 23:01 | Berlin | Alles wird schlechter | Sachen kaufen

Kundenfreundlichkeit reloaded

Supermärkte neigen dazu, ausgeblendet zu werden aus einem Kosmos voller Designershops, hipper Frittenbuden und exotischen Märkten voller ausreichend guter, aber billiger Produktfälschungen. Ab und zu, wenn sie z.B. mal renoviert werden, lohnt sich ein genauerer Blick dann doch. Nicht ins Sortiment, das wird ihnen, wie wir wissen, von monopolistischen kartellrechtlich unbedenklichen Grosshändlern in die Regale gedrückt. Nein, es sind die kleinen Nebensächlichkeiten, durch die konkurrierende Ketten Profil gewinnen.

Sie verlassen den reizlosen Sektor (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Kaisers z.B. hat seit neuestem lustige Substanzen ins Sprinklersystem gemischt, die wohl dann freigegeben werden, wenn jemand mit Pudelmütze vor der Bäckertheke "Ein Roggenbrot, aber in kleinen Scheiben!" verlangt und kein passendes Kleingeld dabeihat. Wahrscheinlich werden demnächst auch Drehkreuze in den Kassengang eingebaut und mit Starkstrom belegt, wenn die Geldkarte mal wieder streikt.


Kassen-TV (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Konkurrent Reichelt hingegen sorgt sich um die Unterhaltung der Kassiererinnen und hat ihnen deshalb gleich unterhalb der Falschgeld-UV-Lampe einen Bildschirm installiert. Auf diesen überträgt pro Kasse eine eigene Kamera von unterm Laufband die Sicht auf den Schrittbereich der Kundschaft, und wer da kein ausreichend dickes Portemonnaie stecken hat, braucht seine drei Joghurtse gar nicht erst zwischen die Kundentrennhölzer zu stellen.

Markus Kempken | Dauerhafter Link | Kommentare (3)


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