Riesenmaschine

19.05.2006 | 17:51 | Supertiere

Der Mensch im Affen


Foto:Jasmic / Lizenz
"Zu viel Fortschrittlichkeit führt zur Lächerlichkeit." Meint der Erzbischof von Pamplona, Fernando Sebastian. Wie das? Ganz einfach: weil Menschenaffen in Spanien eventuell so etwas ähnliches wie Menschenrechte zugestanden werden soll. Die regierenden Sozialisten hatten sich die Forderungen des internationalen "Projekts Menschenaffen" zu Eigen gemacht und im Parlament eine entsprechende Initiative gestartet. Der Vorschlag sieht – ganz auf Linie mit dem australischen Moralphilosophen Peter Singer ("Menschenrechte für Menschenaffen!") – vor, dass Schimpansen, Gorillas, Orang-Utans und Zwergschimpansen auf Grund ihrer Verwandtschaft mit dem Menschen bestimmte Grundrechte erhalten. Was sogar die Chefin der spanischen Sektion von Amnesty International, Delia Padron, erregt: "Es ist erstaunlich, dass den Affen Menschenrechte zugesprochen werden sollen, obwohl noch nicht einmal alle Menschen diese Rechte besitzen."

Nun denn: wir fordern selbstverständlich diese Rechte und noch viel mehr für alle Arten von Affen, egal ob Homo Sapiens, Trockennasenaffen oder Meerkatzen. Ausserdem fordern wir die Verlängerung des Sommers (endlich!) bis in den Winter. Und freien Wodka, ohrenbetäubende Musik und explosionsartige Auflösung allfälliger Hormonstaus noch im Designmonat Mai, damit sich jeder nach allen Regeln der Kunst zum Affen machen kann.

Walter Gröbchen | Dauerhafter Link | Kommentare (10)


19.05.2006 | 13:32 | Anderswo | Was fehlt | Zeichen und Wunder

Wer verkehrt verkehrt

Als Riesenmaschine-Leserin Maria Jähne uns auf den Magic Roundabout aufmerksam machte, glaubten wir zunächst, sie hätte uns die technische Zeichnung eines australischen Kühlwassersystems geschickt, das auch die antipodische Abflussstrudelrichtung auf der Südhalbkugel miteinbezieht.

(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)

Zumindest mit Australien lagen wir nicht vollkommen falsch, denn es handelt sich um einen Kreisverkehrkreisverkehr in England, wo die Leute links fahren wie auch in Japan, Australien und auf dem Mars. Der Magic Roundabout ist ein aus fünf kleinen Kreisverkehren zusammengesetzer Überkreisverkehr, führt die fünf verkehrsreichsten Strassen in Swindon zusammen und soll angeblich die Unfallgefahr gesenkt haben, obwohl immer wieder von weinenden Touristen berichtet wird, die ihren Wagen am Strassenrand abgestellt haben und auf Godot warten, der ihnen dort durchhelfen könnte.

Es kann Euer Ernst nicht sein. (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Nun ist Nationalismus eine der verabscheungswürdigsten Eigenschaften überhaupt, es handelt sich dabei im Prinzip um Kinderfickerei auf Staatsebene, nämlich eigene Interessen ohne Rücksicht auf Schwächere durchzusetzen. Trotzdem ist es richtig und notwendig, über die Schwächen anderer Völker ab einer gewissen Grenze nicht hinwegzusehen, sondern darauf aufmerksam zu machen. Das kann passieren, indem man sagt: "Liebe Polen, ihr habt mit 54,04% einen Staatspräsidenten gewählt, der die Todesstrafe wieder einführen will und extrem homophobe Politik macht, seid ihr gestört? Dringende Bitte um Korrektur!" Das kann aber auch passieren, indem man die Engländer im Allgemeinen und die Swindoner im Besonderen für ihren Magic Roundabout auslacht, am besten mit den Worten "Hitler wäre stolz auf Euren Grosskreisverkehr!" Dieses Lachen hat dann eben nichts mit Nationalismus zu tun, sondern mit einer Art globalem Zivilisationsausgleich. Nebenbei gesagt wäre ich sehr froh, wenn Deutschland endlich mal für seine erbärmlich mut- und linienlose Innenpolitik ausgelacht würde.


19.05.2006 | 09:37 | Anderswo | Alles wird besser

Schilder und Strafen


(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)

In Wien, der tierfäkalverkrustetsten Kapitale der Welt, ist soeben eine Petition speziell gegen den "urbanen Stressfaktor" Hundekot abgelaufen, 157.631 Bürger und Bürgerinnen haben unterschrieben, um das zu fordern, was die Stadt bei den vielen Pferden qua Verordnung bereits durchgesetzt hat, nämlich den Tieren eine Art Windel anzulegen. Man fordert, wenn schon keine Windel, so doch Kontrollorgane, härte Gesetze und disziplinierende Verbotstafeln. Womit eine diesbezüglich vorbildliche Stadt wie Singapur bereits recht erfolgreich ist. 500 Dollar zahlt man dort beispielsweise nach offizieller Rechtslage, wenn man mal ein merkwürdiges Objekt fallengelassen hat. Die Stadt Prag geht da sogar noch einen Schritt weiter und droht den Stadtbenutzern gleich damit, wie unsere ungarischen Riesenmaschinenkollegen recherchiert haben, bei fahrlässigem Fallenlassen von drei Würfeln in einen Kübel, dass man ihnen gleich die Fingernägel zieht und Nadeln in die blanken Wunden treibt. Dass das leider nur eine Hinweistafel auf das neueingerichtete Foltermuseum ist, ist schade, aber zumindest schonmal ein Denkansatz, vielleicht auch für Deutschland, wo es groteskerweise Gruppierungen gibt, die den Hundekot glorifizieren.

Tex Rubinowitz | Dauerhafter Link | Kommentare (2)


18.05.2006 | 15:42 | Berlin | Anderswo | Fakten und Figuren

Modern Talking Cities


(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Die Entwicklung des Mai vom Wonnemonat zum Designmonat ist schon deshalb begrüssenswert, weil Ganzjahreswonne derzeit State of the Art ist. Aber auch sonst. Viele Menschen denken ja, "Design und Architektur, das interessiert mich nicht, ich wohne eh lieber im Altbau". Wie wichtig aber die Auseinandersetzung mit den politischen Aspekten von Design, Architektur und Stadtplanung ist, merkt man, wenn man im Flughafen Tempelhof steht und sich bei dem Gedanken ertappt: "Schade, dass die Grosse Halle des Volkes nie gebaut wurde". Mit ungefähr diesem Thema beschäftigt sich die Ausstellung "Talking Cities – The Micropolitics of Urban Space", die vom 26. August bis 3. Dezember diesen Jahres im Zollverein Essen stattfindet. Warum dann jetzt drauf hinweisen, fragt der interessierte Leser zu Recht. Weil heute in Form eines Magazins, bzw. vielmehr Buchs Texte und Bilder zur Ausstellung erschienen sind. Der auf der Seite genannte Preis von 1.995,00 Dollar ist nicht ganz korrekt, es kostet vielmehr 14,90 Euro. Darin werden Dinge erklärt wie "Guerilla Architecture" und natürlich die Frage beantwortet: Was sagt die sprechende Stadt eigentlich?

(Heute abend bis 24 Uhr Talking Cities Lounge im Urban Drift Project Space, Budapester Strasse 48, 10787 Berlin, Eintritt kostenlos)


18.05.2006 | 11:38 | Berlin | Alles wird besser

Es ist ein Modul und es sieht gut aus


Häng es alles! (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
"In Modulen denken, in Modulen handeln", ist schon seit gut einer Dekade Leitspruch und offizielles Credo von Riesenmaschine- Chefdesigner Martin Baaske aka Normboy. Angelegentlich des heuer etwas unübersichtlich und kurz geratenen Berliner Designmais haben sich neun Studenten der UdK dieses Motto löblich zueigen gemacht und im Rahmen des Projektes Modulare Strukturen Baukasten-Konzepte und -Systeme für alle Lebenslagen entwickelt. Besonders gut gefallen hat uns dieses radikal vereinfachende Wandhängesystem WallWideWeb, das Charles Eames' auf Kinderzimmerformat limitierten Hang it all-Ansatz kühn ins Internetzeitalter verlängert. Noch bis zum 21. Mai sind die Entwürfe in der Kreuzberger Galerie Tristesse zu sehen.


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