Riesenmaschine

02.07.2006 | 19:00 | Sachen kaufen

Erfrieren war gestern


Heiss: Halloween 2006 (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
"We bring the heat" verspricht We bring the heat und torpediert mit der instantanen Einlösung dieses vollmundigen Versprechens den Schnee-und-Eis-Trend des Sommers 2006. Endlich! Man besorge sich eines der grünlichen Natriumacetatkissen oder stelle sie gleich selbst her, lege sie auf die letzten Schneereste, dann einfach "push the button", und schon ist alles Gerede vom Kältetod obsolet. Natürlich ist das überhaupt gar keine Neuigkeit, spektakulär allerdings die vielen schönen Formen, die obengenannte Firma im Angebot hat, sowie die innovative Entdeckung, dass das stromlose Wärmekissen ganz genauso gut funktioniert, selbst wenn der Hersteller offen zugibt, keine Ahnung davon zu haben, wie es funktioniert: "We don't care how these amazing heat packs can be explained scientifically." Man muss nämlich gar nicht immer alles verstehen, es reicht, wenn das irgendjemand anderes mal erledigt hat.


02.07.2006 | 10:45 | Was fehlt

Statt eines Nachrufs auf Robert Gernhardt


Wenigstens etwas Persönliches von Robert Gernhardt
Stirbt ein Schriftsteller, Musiker oder Maler, kann man in den Tagen drauf zwei Sorten Nachrufe in den Feuilletons lesen: Die einen würdigen Werk und Person aus der Distanz, in den anderen ist mehr von persönlichen Begegnungen die Rede. Beide Nachrufformen gehen in Ordnung, auch wenn sich bei der persönlichen Form der Eindruck manchmal nicht verwischen lässt, der Nachrufer nutze den Anlass, um mehr über sich selbst zu schreiben als über den Toten.

So ist das auch bei Robert Gernhardt, der in der Nacht zum Freitag starb; Links zu seinen Nachrufen sind auf der aktuellen Titanic-Homepage zu finden, zu seinem Werk hier. Auch die Riesenmaschine gedenkt in diesen Tagen dieses herrausragenden Dichters, Schriftstellers, Zeichners und Malers. Einige ihrer Autoren verdanken ihm viel, manche sogar mehr. Man könnte hier also auch Persönliches berichten, wobei Gernhardt sicher nichts dagegen einzuwenden hätte. Der grosse Ich-Erzähler der deutschen Literatur liess selbst kaum eine Gelegenheit aus, sich selbst zum Thema zu machen. Weil er das ironisch gebrochen tat, las und hörte man das gerne.

Dennoch: Die Gefahr ist gross, ins Peinliche abzurutschen, erzählten wir hier etwas von unseren Begegnungen mit Gernhardt. Wir weisen lieber auf die schöne Suchmaschine Find a grave hin; gewissermassen ein Grab-Google, mit dem sich weltweit die Gräber berühmter Persönlichkeiten finden lassen. In der deutschen Abteilung sind bisher 609 Persönlichkeiten aufgelistet, darunter Wilhelm Busch, Bertolt Brecht und Theodor W. Adorno. "Find a grave" liefert nicht nur den genauen Bestattungsort des Toten, sondern meist noch eine kurze Biographie, Porträtfotos und Aufnahmen des Grabsteins.

Gernhardt hätte diese Seite wahrscheinlich gut gefallen, nicht zuletzt wegen des Witzpotentials, das in dem Internetfriedhof steckt. Bischof Dyba liegt hier friedlich neben Rudi Dutschke, Roy Black neben Hitlers Köter Blondi; Gernhardt selbst wird wohl demnächst nur ein Eintrag von Goethe trennen. Auch Alois Alzheimer wird gewürdigt, der Mann, der paradoxer Weise unsterblich wurde, weil er über das Vergessen forschte, und über den Gernhardt gerne Witze machte. Zu gerne hätten wir seine – wenn auch eher scherzhaft – angekündigten Alzheimer Gedichte noch gelesen. Eine Schande, dass das nicht mehr geht.

Christian Y. Schmidt | Dauerhafter Link | Kommentare (4)


01.07.2006 | 15:25 | Anderswo | Zeichen und Wunder | Vermutungen über die Welt

Chinesische WM


100 Kräfte und ein Argentinier
Ziemlich bis verdammt sicher ist sich die Riesenmaschine, dass die laufende Fussball-WM in die Geschichte eingehen wird – in die Geschichte der Stadionwerbung nämlich. Wer beim gestrigen Spiel GER vs. ARG mal nicht auf die einerseits hin und andererseits wieder her rennenden Fussballer, sondern auf die unglaublich ruhig dastehende Bandenwerbung achtete, konnte neben dem Schriftzug des offiziellen Biers der Fifa, Bud, zwei chinesische Schriftzeichen ausmachen: 百威! Auf Mandarin werden sie "Bai Wei" ausgesprochen, was übersetzt etwa so viel wie "Hundert Kräfte" bedeutet, nichts anderes als der chinesische Markenname der amerikanischen Plörre.

Zum – einfach mal daher behaupteten – ersten Mal wirbt damit eine westliche Marke bei einer in Europa stattfinden Fussball-WM auch in der kommenden Weltsprache, die in den nächsten Jahren bei global übertragenen Veranstaltungen mehr und mehr Verwendung finden dürfte. Spätestens bei der WM 2014, allerspätestens 2018, in China oder China, wird Stadionwerbung dann komplett zweitsprachig sein. Wer dann als Werber noch kein Chinesisch kann, der baut sich von seinem Gehalt kein Haus mehr.

Christian Y. Schmidt | Dauerhafter Link


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