Riesenmaschine

21.02.2007 | 00:32 | Essen und Essenzielles

Alle lieben Leber


Verfaulte Schweizerleber (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Leber ist, wie jeder Angler weiss, eines der fängigsten Aromen der letzten Jahre, gefolgt von Buttercreme, Marzipan und Spekulatius.
Wie eine Leber zu mästen sei, daran scheiden sich die Geister, Spitzenkoch Anthony Bourdain beschreibt in seinem Buch "Ein Küchenchef reist um die Welt", dass die Tiere den Bauern mit dem Stopftrichter wirklich zu mögen scheinen und brav folgen, und zwar "nicht widerwilliger als ein Kind, dem die Mutter die Nase putzen will". Seine Kollegin Sarah Wiener hat eine zwiespältige Haltung, sie lehnt die Mast zwar ab, entwickelte aber mütterliche Gefühle, und während sie das kranke Organ aus dem Bauch der toten Gans zog, sagte sie: "Ich komme mir vor wie eine Hebamme". Ihr Image ist derzeit offenbar etwas ramponiert (das der Fettleber). In der Folge schmiss der Trüffelversand Truffières de Rabasse jetzt seine Geflügelleber aus dem Repertoire und ersetzt sie durch die über allen Mastverdacht erhabene Anglerleber. Und nicht vergessen heute Abend am Wirtshaustisch: nicht Alkohol ist der Leberschädling Nummer eins, sondern Zimt.

Tex Rubinowitz | Dauerhafter Link | Kommentare (5)


20.02.2007 | 13:51 | Alles wird schlechter

Schreibtischgefahren


Hübsch annotierter Schreibtisch (bei Flickr), nur die Bakterien hat foofy vergessen. (Foto: foofy) (Lizenz)
Bakterien, Viren, Pilzsporen wohin man schaut: in Luft und Boden, auf Türgriffen und Telefonen, in Lüftern und Tastaturen lauert die mikrobielle Unbill. Der Aufklärung dieser beängstigenden Tatsachen widmet sich Charles "Chuck" Gerba von der Universität von Arizona in Tucson seit über 40 Jahren und landete bereits vor der Jahrtausendwende in der NY Times. Natürlich hält Professor Gerba spannende Vorträge zu Fragen wie "Hygiene in the 21st century – do we need it?" und "Emerging Waterborne Pathogens – Can We Kill Them All?" und rät, seine Unterwäsche zuletzt zu waschen bzw. anschliessend einen Gang mit nur Bleichmitteln einzulegen.

Jetzt aber hat Gerba die ultimative populärhygienische Entdeckung gemacht, die an gemischtgeschlechtlichen Produktionsstätten für Grabenkämpfe sorgen wird. Arbeitsplätze von Frauen sind drei- bis viermal mehr mikrobiell belastet, wie Gerba von der BBC verkünden lässt. Leider wurde die Studie erst kürzlich vorgestellt und lässt sich noch nicht in allen Details auf stratifizierende Einflüsse wie verwendete Rechnertypen, Routinereinigung mit bereits kontaminiertem Gerät, Essverhalten am Schreibtisch (Krümelfaktoren!) oder der Installation eines Keyboard-Reinigungs-Programms hin abklopfen.

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Eine Galaxie in Chalmers' Kopf?


20.02.2007 | 01:29 | Essen und Essenzielles

Milch und Bier rat ich dir


(Foto: Interllectual/Lizenz)
Ein nichthegelianischer, vielmehr knowledgeesoterischer Weltgeist ist dafür verantwortlich, dass Dinge, die zum Beispiel in Japan erfunden werden, mit hoher Wahrscheinlichkeit, aber ohne physische Verbindung, an anderen Orten auf der Welt nur wenig später auch entdeckt werden. So bezeichnen sich bis heute viele verschiedene Nationen als Erfinderland des Telefons, so etwa Kanada (Alexander G. Bell), Frankreich (Charles Bourseul), Italien (Antonio Meucci) und Deutschland (Dieter Telefon). Wenn dieser Weltgeist in Form von morphogenetischen Feldern auf moderne Nachrichtenverarbeitung trifft, dann entstehen multipel von sich selbst abgeschriebene Meldungen, die sich zur selbstbestätigten News-Woge verstärken.

So geschehen bei der Nachricht, unter anderem entdeckt bei Slashfood, in Japan würde Herr Chitoshi Nakahara Milch mit Bier mischen mit dem Ergebnis Bilk. Selbst Kathrin Passig – die der Meinung ist, dass der schleichenden Krankheit Kulturpessimismus vorgebeugt werden solle, indem man häufiger Eierlikör mit Cola oder ähnliche Getränke, deren hervorstechende Eigenschaft ihre Neuheit ist, zu sich nehme – würde hier vermutlich die Lippen runzeln. Das ist wohl auch der Grund, weshalb viele, viele Menschen die Bilkgeschichte übernommen haben, inklusive vieler bunter Seiten in Zeitungen – und niemand erwähnt, dass es Milchbier in leicht abgewandelter Form seit 1875 gibt. Da waren die morphogenetischen Felder aber auch noch nicht erfunden.


19.02.2007 | 20:18 | Was fehlt | Sachen kaufen

Erst Sünde, dann Adam


Wo ist Adam? (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
In einer öligen Pfütze auf dem Boden einer grauen und klammen Welt liegt eine hässliche Leiche, zerschrumpelt, aufgequollen, bleich, stinkend. – Das könnten Sie sein, schon nach der ersten Testrunde des neuen Ego-Shooters BioShock 1.0, der im Frühjahr endlich, endlich draussen sein soll. Diese Ankündigung erzeugt vor allem deswegen Vorfreude, weil BioShock abrückt vom vorherrschenden Motiv bisheriger Zockerspiele (dumme, böse Aliens erobern die Welt, Sie müssen's ausbaden): Rasch geht die Fahrt hinab in die Sauerstoffglocke der Unterwasserstadt "Rapture", ein geplantes, aber gründlich missglücktes Utopia und nun grosser Basar für Bio-Waffen. In der verwesungssatten Atmosphäre von Rapture wetteifert man mit Laborversuchspersonen, tuberkulosekranken Klonkindern und haufenweise Überwachungskameras ums nackte Überleben – das Waffenarsenal originell angereichert durch gefügige Killerinsekten, denen das eigene Spielerfleisch als Wirtskörper dient. Überlebenspunkte erhält man durch eine biogenetische Substanz namens "Adam", welche besagte Kinder aus Kadavern saugen und die man ihnen danach auf abenteuerlich unmoralische Weise entwenden muss. Das ist doch mal was, das machen nicht schon alle, das ist nicht 08/15, also: Kaufen!

Wenn jetzt noch die Leute mit ihrem Post-Tschernobyl-Shooter Stalker endlich fertig werden, nimmt der Metakampf gegen die Vormachtstellung der Aliens im Spielegenre eine glückliche Wendung.

Ruben Schneider | Dauerhafter Link | Kommentare (9)


19.02.2007 | 13:39 | Alles wird besser | Fakten und Figuren

last.fm-Verschönerungen, die jeder haben sollte


Gehacktes Werbeplakat, vormals radiolibre.ca, jetzt last.fm
(von Le Singe Lunatique via flickr / Lizenz)
Die von Sascha Lobo bereits erwähnte Internetradioreligion last.fm erfreut ihre Anhänger in letzter Zeit mit neuem goldenen Zierrat: PandoraFM trägt das beim Konkurrenzanbieter Pandora Gehörte ins last.fm-Profil ein (denn sonst hätte man es ja ganz umsonst gehört), last.tv versieht die last.fm-Musik mit den dazu passenden YouTube-Musikvideos und mit Yamipod kann man das beim Fahrradfahren Gehörte zu Hause ins last.fm-Profil eintragen lassen (denn sonst hätte man es ja ganz umsonst gehört). Weitere unentbehrliche last.fm-Mashups sind bei ProgrammableWeb zu finden, und wer in Skype statt der Plazes-Nachricht "I am currently at mobile phone in Überall, United Kingdom" lieber anzeigen lassen möchte, welche Musik er gerade hört, dem gelingt mit Hilfe des last.fm-Plugins auch das. "Aber warum sollte man das wollen?", mag der ratlose Leser fragen. "Weil es geht", sagen wir.


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