Riesenmaschine

07.06.2007 | 11:38 | Alles wird besser | Zeichen und Wunder

Schnappspringen schlangenlos

Das Risiko ist ein scheues Tier, das sich klug an dunklen Stellen verbirgt, an denen es niemand vermutet. Oder hätten Sie erwartet, dass wahlweise Basketball, Cheer-Leading oder auch Kegeln und Golf in jahrelangen Empirie-Exzessen als gefährlichste Sportarten der Welt ermittelt wurden? Kardinalfeind Risiko operiert jedoch in noch entlegeneren Verstecken. So halten sich im Umfeld der Risiko-Fetischisten hartnäckig Gerüchte, nach denen die Gefahr kaum grösser sein kann als beim Seilspringen. Nicht nur wird etwas Langes, Dünnes unter den Beinen bewegt, was potentiell zu unlösbaren Fesselungen, in der Folge zum Tode durch Verhungern führen kann, nein, auch ähnelt das Sportgerät dem Primordialfeind Nummer eins, der Schlange, und kann daher mitunter durch sein unbedachtes Bewegen schwere psychische Detonationen im kaum erforschten Archäozentrum des Hirns auslösen, meist ohne Hoffnung auf Rettung. Aktive Seilspringer sind hasardierende Fleischbrocken auf der Zunge des Todes und verdienen unser aller Mitleid.

Wie immer jedoch liefert die moderne Technik einen einfachen Ausweg, wie wir Sicherheitsfanatiker die sportlichen Reize des Seilspringens (Bewegung an der frischen Luft, gravitative Wechselwirkung, Schütteltrauma) ohne das Risiko eines gewaltsamen Todes geniessen können. Seilspringen jetzt auch ohne Seil, sagt JumpSnap und erfindet das Springseil ohne Seil. Wer dann noch herausfindet, dass man theoretisch auch ganz ohne JumpSnap regelmässig auf- und abspringen kann, hat zusätzlich 30 Dollar Gewinn gemacht.


05.06.2007 | 12:29 | Anderswo | Supertiere | Alles wird besser | Fakten und Figuren

Wesen aus Himmel und Hölle


Quelle: Pink Tentacle (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Wichtige Geschehnisse der letzten Tage: Gordon Holmes, offensichtlich direkt Monthy Python entsprungen, findet Nessie wieder – als langen, dünnen Wurm in mieser Videoqualität – und die Welt steht Kopf. Dann entdeckt Amateurwissenschaftler Rufus Dawes mehrere Bergeidechsen Lacerta vivipara in der Nähe von Loch Loch im Rahmen des Great Munro Reptile Survey, und Millionen Zuschauer jubeln ihm zu, auch ganz ohne Video. Hingegen die Japaner entwickeln CB2, einen Roboter, der sich genauso benimmt wie ein ein- bis zweijähriges Kind, liefern ein einwandfreies Video in bestechender Qualität, und niemand nimmt davon Notiz. Dabei ist das Monsterbaby CB2 viel nützlicher als jedes Reptil, denn dank Mangel an Beweglichkeit kann man es stundenlang anhimmeln, ohne Risiko, dass es plötzlich in irgendeinem Loch verschwindet. Es liegt auf dem Rücken, starrt mit grossen Augen in die Kamera, strampelt ein wenig und starrt dann wieder mit grossen Augen in die Kamera. So ein Baby scheint ein frohes Leben zu führen. Und weil wir als nächstes alle unsere Säuglinge durch CB2-Exemplare ersetzen werden (scheisst immerhin nicht die Bude voll, der kleine Elektroracker), arbeiten die Japaner bereits an dem Nachfolgermodell – CB3, der vollautomatische Dreijährige für gehobene Elternansprüche. In absehbarer Zukunft wird man die Dinger im Abonnement kriegen, jedes Jahr ein Neues. Vielleicht wird das jeweils aktuelle Sommervideo von Nessie dann gleich mitgeliefert.


02.06.2007 | 13:51 | Nachtleuchtendes

An Exercise in Humiliation


Credit: NASA / JPL-Caltech / L. Jenkins (GSFC)
Der Coma-Haufen ist keinesfalls eine Akkumulation von hingeschluderten Dorfalkoholikern, sondern eine gedrängte Versammlung von Galaxien im Haar (Coma) der Berenike, wer auch immer das wieder war. Genaugenommen ballen sich dort ein paar tausend Galaxien in einem Volumen, das, wie alles im Universum, winzig klein und direkt nebenan ist (relativ betrachtet). Fotografien von Coma zeigen ein unüberschaubares Durcheinander von Flecken und Fleckchen, alles Sternsysteme wie unsere Milchstrasse. Jeder sollte täglich zwei Stunden vor Coma-Bildern stehen.

Jetzt hat der Spass jedoch ein Ende: Mit dem Spitzer-Weltraumteleskop entdeckte ein amerikanisches Team noch ein paar tausend neue Galaxien, Zwergmilchstrassen zwar, jedoch trotzdem alle mit vielen Millionen Sternen – folglich vermutlich auch vielen Millionen Planeten und Quietschtieren. Das reicht jetzt, Kosmos. Wir wissen, dass wir klein, nichtig, unbedeutend und nichtig sind. Wir wissen, dass wir Dreck sind, verglichen mit der Herrlichkeit des ganzen anderen Drecks da draussen. Wir wissen auch, dass Du uns jederzeit in den sternzeitlichen Orkus befördern kannst. Aber auch wenn wir das alles wissen, man sollte nie nie einen unterlegenen Gegner reizen (NIE!). Er könnte erbost mit seinen winzigen Füsschen aufstampfen.


29.05.2007 | 01:10 | Nachtleuchtendes | Fakten und Figuren

Die Löcher des Mars

Es sind jetzt Löcher im Mars. Mehrere Jahrtausende blickt man ehrfurchtsvoll zu ihm auf und erklärte blutige Kriege, wenn er es befahl, zuletzt im März 2003. Genau vier Jahre später, im März 2007 entdeckte man dann die Löcher im Mars: Dena, Chloe, Wendy, Annie, Abbey, Nikki und Jeanne. Seitdem sind eben Löcher im Mars. Noch ist nicht klar, ob die Löcher auch von rotem Käse umgeben sind, klar scheint jedoch, dass viel Leid hätte vermieden werden können, wäre die Wahrheit früher ans Licht gekommen. Ein Krieks- nein, Kriegsgott mit Löchern drin? Undenkbar. Braucht man hochaufgelöste Bilder von Löchern? Was für eine Frage. Die Aufnahmen des Mars Reconnaissance Orbiters sorgen für Aufklärung über die Loch-Topologie und zeigen wundervolle quasirunde Öffnungen in 100-Meter-Format in der ansonsten makellos unordentlichen Oberfläche. Man hegt nun die Vermutung, es handele sich gar nicht um Löcher, sondern um Höhlen, die also nicht notwendigerweise über ein Austrittsloch auf der Gegenseite verfügen. Höhlen statt Löcher – und schon ist der Kriegsgott nur angeschossen, aber nicht besiegt. Der Pazifist muss sich einen anderen Planeten suchen. Es sind jetzt Löcher im Mars.

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Trouble am Geysir


28.05.2007 | 12:00 | Nachtleuchtendes | Alles wird besser

Das infrarote Superflugzeug

SOFIA heisst jetzt Clipper Lindbergh und absolvierte einen ersten Testflug ohne grössere Probleme. Clipper Lindbergh also. Bei Clipper Lindbergh (ein herrlicher Name übrigens) handelt es sich um eine Kollaboration zwischen NASA und Deutschland: ein zweieinhalb Meter grosses Infrarotteleskop, das, man glaubt es kaum, von einem normalen Flugzeug aus Sterne, Planeten, Galaxien, Nebel, das ganze Zeug eben, ansehen wird. Es operiert quasi auf halbem Wege zwischen Erde und Weltall, was für Infrarotastronomie vollkommen ausreicht – IR-Strahlung wird im Wesentlichen von Wasserdampf verschluckt, der sich netterweise unterhalb 13 km aufhält, der vorgesehenen Flughöhe von SOFIA, ups, Clipper Lindbergh. Clipper Lindbergh ist damit der direkte Nachfolger des in einer Erdumlaufbahn geparkten Infrarotsatelliten Spitzer, der nächstes Jahr langsam seinen Geist aufgeben wird. Aber vergleichen Sie bitte selbst: Spitzer vs. Clipper Lindberg, also bitte. Abgesehen vom Namen noch ein Vorteil: Ab 2009 oder so werden Infrarotastronomen, die schlüssig begründen können, was sie mit Clipper Lindbergh Sinnvolles beobachten wollen, zu diesem Zweck in der Stratosphäre herumgeflogen. Ins richtige Weltall lassen sie einen ja doch nie.


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