Riesenmaschine

27.10.2005 | 06:50 | Supertiere | Vermutungen über die Welt

Grosse Probleme


(Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
Es wird immer wieder behauptet, dass Waffen das grösste Problem der Menschheit sind. Natürlich verwundert es, dass von den sechs grössten Waffenhändlern fünf Mitglieder im Weltsicherheitsrat sind (der sechste ist Deutschland, was einiges erklärt), aber das ist noch lange kein Grund, das viel gravierendere Hundeschwanzproblem zu negieren. Seit Deutschland zum Ende des Kalten Krieges, also so 2000, das Kupieren von Hundeschwänzen verboten hat und somit aus dem lukrativen Geschäft ausstieg, sind die deutschen Hunde gezwungen, ihre Rute selbst herumzutragen. Damit sind die Vereinigten Staaten jetzt nicht nur im Waffenhandel, sondern auch im Hundeschwanzabschneiden weltweit tonangebend. Viele Hunde dort dürfen nicht mit den anderen Kindern spielen und leben praktisch unerlaubt, wenn sie nicht bei der Geburt ihre Rute abgeben, was interessant ist, aber hier nicht weiterführt. Aber diese eine Frage muss erlaubt sein: Warum sind die Amerikaner so besessen von abgeschnittenen Hundeschwänzen (von ganzen Hunden mal abgesehen)? Liegt es vielleicht daran, dass wir alle, wie man seit langem weiss, im Embryostadium einen eigenen Schwanz haben, ihn aber dann, nach jämmerlichen acht Wochen, wieder aufgeben und fortan schwanzlos dahinvegetieren müssen? Ist es also, letztlich, Neid auf die grossartige beschwanzte Tierwelt? Es ist wirklich deprimierend, aber wir wissen es nicht.

Aleks Scholz | Dauerhafter Link


26.10.2005 | 06:11 | Alles wird besser | Zeichen und Wunder

Selbstversuche


(Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
Als Egomane neigt man zu der Annahme, dass man ohnehin alles besser selbst und alleine erledigt. Leider scheitert diese Art Selbstversorgung bei vielen Dingen, die mit dem eigenen Körper zu tun haben, immer wieder an allen möglichen physiologischen Schwierigkeiten, und man muss unzuverlässiges und teures Personal anstellen. Mangelnde Biegsamkeit der Wirbelsäule, was jetzt wohl ungefähr jeder Zweite anführen würde, ist dabei gar nicht so das grösste Problem, viel wichtiger zum Beispiel: Warum kann man sich nicht selbst kitzeln? Den Blinddarm rausnehmen? Sich selbst die Prostata punktieren? Das Kopfhaar lausen? Und wieso bitte kann man sich nicht selbst riechen?

Zumindest für das letzte Problem gibt es seit neuestem eine Art Notlösung, natürlich aus Japan. Herr Mitsubayashi und Kollegen stellen einen bioelektronischen Sensor vor, der den eigenen Mundgeruch auf drei Stellen hinter dem Komma misst. Das kleine Ding reagiert auf ein bestimmtes übelriechendes Molekül, und zwar doppelt so gut wie dieser hässliche menschliche Moleküldetektor da mitten im Gesicht (siehe Bild). Und wie oft hat man sich schon gewünscht, die üblicherweise schwammigen Auskünfte des eigenen Hirns ("riecht aber streng hier") in konkreten Zahlen mitzuteilen ("stinkt exakt 6.031 hier")? Ein weiterer, wichtiger Schritt zur Entmachtung von Körperorganen also, hin zu einem ätherischen, digitalen, autonomen und vollverkabelten Ich, für das man dann nur noch das richtige Akkuladegerät braucht, damit es nicht plötzlich mitten im Satz den Geis


25.10.2005 | 04:21 | Nachtleuchtendes | Was fehlt

Flurbereinigung


(Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
Es ist unerhört, dass die weltweit grösste Werbeplattform noch immer von zahlungssäumigen Kunden wie den "Alten Griechen" oder der "Sagenwelt des Olymp" belegt ist. Jede Nacht wird man beim Blick an den Himmel mit den Liebesqualen der Andromeda, dem Machogehabe von Orion und der Ausrottung der Medusa (siehe Bild) genervt, die abgesehen von ein paar Amateurfetischisten niemanden interessieren. Damit muss endlich Schluss sein! Es ist Zeit für die überfällige Reform der Sternbilder – eventuell finanziert von McDonalds, die ganz sicher Interesse am funkelnden W der Kassiopeia (einfach umdrehen) hätten, das immerhin mehrere Quadratlichtjahre gross ist. Und welcher Autohersteller würde sich nicht die Finger nach dem Grossen Wagen lecken? Weltweite und ganzjährige Visibility (fast)! Unbegrenzte Zuschauerzahlen (wetterabhängig)! Der Himmel sollte den Zeichen unserer Zeit gehören, also vielleicht Flugzeug statt Leier, Vibrator statt Schlangenträger und iPod statt Fuhrmann. Und wieso muss man ein schlichtes Quadrat auf zwei komplizierte Sternbilder wie Pegasus und Andromeda verteilen, wenn es ein so hervorragendes Sternbild wie, naja, "Quadrat" bilden könnte? Es kann auch nicht sein, dass Tiere wie Phönix und Zentaur, die noch nichtmal ausgestorben sind, weil es sie nie gab, den Platz wegnehmen für lustige Zeitgenossen wie Eichhörnchen und Gürteltier, die schon seit langem auf einen Platz im Himmel warten. Vielleicht zum Schluss noch eine Staubmaus statt "Kleiner Magellanscher Wolke", das Sternbild Wettervorhersage statt "Haar der Berenike" (schon lange tot) und eine Riesenmaschine statt Herkules, dann könnte man schon aufhören. Nur auf die Sternbilder Luftpumpe und Grabstichel möchten wir auch in Zukunft ungern verzichten.


24.10.2005 | 03:11 | Supertiere | Vermutungen über die Welt

Grizzlies statt Pinguine


(Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
In Mitteleuropa gibt es eine lange Tradition der Verniedlichung von Natur. Ihr voraus ging natürlich eine lange Tradition der Ausrottung gefährlicher Tiere und der Abholzung von Wäldern, aber das ist eine andere Geschichte. Die Folge jedenfalls: Mütter schieben ihre Kinderwägen durch vermeintliche Urwälder und erfreuen sich an puschligen Rehen und Hasen sowie am wohltönenden Gesang der Amseln. Wenn man mal wirkliche Abenteuer erleben will, geht man in sogenannte Naturschutzgebiete, in denen es so extreme Kreaturen wie das Wildschwein oder den Mäusebussard gibt. Nur in einem solchen Klima aus Verklärung und Anbetung ist es letztlich möglich, dass Eichendorff-Gedichte, Ökoparteien und Kampfhundgesetze entstehen.

Genau umgekehrt ist die Situation in Amerika: Weil man mit Abholzen und Ausrotten nicht vorankommt, beschränkt man sich darauf, ausgewählte Teile der Wildnis als Nationalparks benutzerfreundlich zu gestalten, also so mit Wegen und Bootsverleih, und den Rest lässt man einfach so weitervegetieren, mit ziemlich vielen unangenehmen Kreaturen, die ziemlich viele Zähne besitzen. Resultat: Man trifft dort extrem wenig Kinderwägen, dafür umso mehr Menschen, die nachts ihr Essen auf hohen Bäumen befestigen, damit der Bär nicht rankommt.

Soviel zur Theorie. Wie gross die Unterschiede sind, kann man daran erkennen, dass Werner Herzogs neuester Film Grizzly Man offenbar in Deutschland nur ausnahmsweise mal vorgeführt wird, in Amerika aber auf grosse Begeisterung stösst. "Grizzly Man" erzählt die Geschichte von Timothy Treadwell, der, um die Grizzlies zu "beschützen", 13 Jahre lang mit ihnen zusammen lebt, irgendwo da oben in Alaska. Ein komplett irrsinniger, fast schon europäischer Ansatz, auf den man nur kommen kann, wenn man adäquat gestört ist und Bären sowieso für die besseren Menschen hält. Treadwell wird letztlich aufgefressen, in phantastischer Kulisse mit Gletschern, wogenden Grasfeldern und spielenden Füchsen. Diese gründliche und realistische Darstellung der Mensch-Tier-Beziehung also interessiert in Europa niemanden. Stattdessen wird das zauberhafte Leben der Kaiserpinguine vorgeführt, samt Interview mit den gefiederten Hauptdarstellern. Muss das sein, Europa? Gibt es nicht schon genug Baumumarmer?

Abgesehen davon sind Bären natürlich wesentlich unterhaltsamer als Pinguine, schon weil sie ein schönes weiches Fell zum Streicheln haben.


16.10.2005 | 20:30 | Alles wird besser | Vermutungen über die Welt

Der Feind im Kleinen


(Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
Neue Entwicklungen in der Rüstungsindustrie: Bei Medgadget ist zu lesen, dass irgendwo in Amerika neuartige Kleinbomben entwickelt wurden, die extrem kleine Feinde, z.B. Krebszellen, in gründlicher Manier ausrotten sollen, später mal, wenn sie erwachsen sind. Das prinzipielle Konzept der Nanobombe ist nicht neu, geriet aber wohl in den letzten Jahren in Vergessenheit, weil man sich einbildete, die gefährlichsten Feinde wären diese sogenannten Humanoiden und damit zu gross für solche Miniaturgeräte. Ein fundamentaler Fehler, denn es ist völlig klar, dass schon bald keine Zeit mehr für echte Menschenkriege ist, weil man ständig damit beschäftigt sein wird, Kleinstlebewesen zu bekämpfen. Und obwohl ein (offenbar verwirrter) Riesenmaschinenautor noch vor wenigen Wochen die Nanotechnologie verdammte, sind wir darum restlos überzeugt, dass der Nanokriegsführung die Zukunft gehört: Wir brauchen viel mehr Nanobomben, gegen alle möglichen Bakterien, Viren und Vogelgrippen, Nanopanzer gegen Kakerlaken und Chihuahuas, Nanoflugzeugträger, von denen aus Nanokampfflugzeuge in den Krieg gegen Schimmel- und Fusspilze ziehen, ja, ganze Nanoarmeen gegen Karies, Staubflusen und diese kleinen Obstkerne, die immer zwischen den Zähnen hängenbleiben. Irgendein Kobold muss dann Nanoverteidigungsminister werden, aber das kann man ja wohl hinkriegen.


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