Riesenmaschine

27.06.2006 | 11:02 | Supertiere | Sachen kaufen | Essen und Essenzielles

Ein Siegersekret zeichnet sich ab


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Sichtbare Erfolge (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
VHS vs. Betamax war gestern, mit Blue Ray gegen HD-DVD steht eine weitere erbitterte Formatschlacht um den Konsumenten in den Startlöchern. Jedoch tobt schon seit geraumer Zeit, scheinbar unbemerkt von allen Presseagenturen, ein stillerer, kälterer Produktkrieg an der Convenience-Front, und dieser wird mit halbverdauten Nahrungsresten sozialer Fluginsekten geführt.

Auf der einen Seite steht der Honig: In erster Linie süss und mit leidlich flexibler, klebriger Konsistenz, bietet er dem Benutzer recht eindimensionale Anwendungsmöglichkeiten in Verbindung mit brotartigen oder -äquivalenten Trägermassen. Auf der anderen Seite steht VAAM, der revitalisierende Kraftstoff aus den Sozialmägen eifriger Hornissenlarven, welche das mühsam von ihren Erziehungsberechtigten herbeigeschaffte Aas in einen Aminosäuren-Cocktail umwandeln, der sich optimal und somit in seiner Konsequenz fast makellos für Leistungssportler eignet. Vorhandene Fettreserven können leichter aufgeschlossen werden und bringen zum Beispiel dem geneigten Dauerläufer einen Teil der Kraft ein, die der Grosswespe das Fliegen weiter Strecken ermöglicht.

Obwohl hier zweifellos sehr zeitgenössisch produziert wird – VAAM kommt als gaumenkompatibler Energydrink daher – fristet der Firefox unter den Magensäften gegenüber seinem goldbraun nutzlosen Pendant ein Nischendasein. Doch die Wachablösung scheint absehbar. Dafür sorgt die parasitische Varroamilbe, die ohne dauerhafte medikamentöse Bekämpfung jedes europäische Bienenvolk dahinraffen würde. Und wer will schon gern am Speichel von Tablettenjunkies lutschen.


30.05.2006 | 16:11 | Nachtleuchtendes | Vermutungen über die Welt

Blut und Kulleraugen


Hat keine Karten bekommen (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Laut aktuellen Prophezeiungen sollte sich am 27. Mai 2006 erneut die Hölle auftun in der Berliner Columbiahalle. Die japanische Band Dir En Grey hatte sich zum zweiten Mal nach ihrem spektakulären Auftritt Ende letzten Jahres in Berlin angekündigt, und mit ihr sollten Heerscharen der dunkelsten Visual-Kei-Anhänger aus ihren Brunnen kriechen. Tokio Hotel würden zweifellos bei lebendigem Leibe die Köpfe abgebissen, wenn sie zufällig in die Nähe des Konzertgebäudes gerieten, denn die Fans der Band wirken auf den ersten Blick alles andere als kawaii. Als neutraler und auffällig gekleideter Beobachter konnte man in der Warteschlange also leichtes Unwohlsein verspüren.
Unbegründeterweise, denn als die Musiker den Saal betraten, fielen die Schatten von den bemalten Gesichtern. Was blieb, waren verliebte Blicke und sirenenhaftes Gekreische, welches die Musik bei weitem übertönte. Man hätte meinen können, bei "The Dome" zu sein, hätte sich der Sänger Kyu nicht zufällig mit einem ausgeschlagenen Zahn die Brust zerkratzt und andere autoagressive Verhaltensweisen zur Illustration der Songs gezeigt. Zuweilen stand er mit blutverschmiertem Gesicht vor einem Publikum, das dahinschmelzend seinem "Schnucki" beim Leiden zusah, als würde er über Butterblumen philosophieren anstatt über Tod und Schmerz. Paradoxer wirkte die Prozedur nur noch dadurch, dass Kyu und seine Musikerkollegen in Jeans und Shirts gekleidet regelrecht bieder im Vergleich zu ihren Fans wirkten.

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Cute Culture in Deutschland


20.05.2006 | 17:35 | Alles wird besser | Was fehlt

Kunst als Schnittstelle


Ist doch auch okay. (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Elterliches Wehklagen schallt Richtung Jugendzimmer: "Kind, verbring doch deinen Tag nicht nur mit Videospielen! Früher haben wir noch Bücher gelesen und uns für Kunst interessiert." Die Reaktionen liegen meist im einstelligen Bit-Bereich. Doch nun gibt es Grund zur Hoffnung, denn der TV-Star und Maler Bob Ross® hat posthum seine Vermittlerfähigkeiten angeboten. Sein kulturelles Vermächtnis aus über 400 Folgen The Joy of Painting® soll in einem Videospiel verewigt werden. Die Kunst der "Bob Ross Nass-in-Nass- Technik®" wird der Jugend digital schmackhaft gemacht und fungiert damit als generationsübergreifende Brücke. Endlich können zeitlose pastellfarbene Werke wie "Quiet Montain Lake" oder "New Days Dawn" virtuell nachgemalt werden, ganz ohne Pinsel, Farbe, Staffelei, Leinwand und all die anderen störenden Hardware-Elemente, die die Schnittstellen zwischen Kunst und Counterstriker bisher inkompatibel gemacht hatten. Das Spiel funktioniert über den neuartigen Controller des Nintendo Wii, der sich durch Bewegungssensoren fast wie ein echtes Malwerkzeug umherschwingen lässt. Zum Muttertag gibt es selbstgemalte Sonnenuntergänge, diesmal auf dem USB-Stick. Und zum Dank darf dann auch nächtelang auf der "Bob Ross Painting LAN Session®" gezockt werden.


09.05.2006 | 02:13 | Supertiere

Fortschritt aus dem Tümpel


Leaders de-cen-tral-ize (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Man könnte meinen, Schimpansen hätten gegenüber Menschen einen wesentlichen Vorteil, da sie in der Lage sind, gleichzeitig zu atmen und zu schlucken. Der Nachteil daran ist nur, dass sie rein anatomisch nicht in der Lage sind, deutlich zu artikulieren, weswegen man sie auch nicht in der evolutiven Führungsetage auffindet. Dort sitzt bekanntlich Homo sapiens sapiens, welcher sich selbst zur Krone der Schöpfung ernannt hat und seither anatomische Verbesserungsvorschläge aus der Natur ablehnt.

Andere Lebewesen hingegen zeigen sich nicht derart uneinsichtig und sind offen gegenüber neuen Technologien, die ihnen der Zufall so anbietet. Ein besonders fortschrittliches Beispiel stellt die Larve der Anisoptera dar. Dieses aquatische Insekt besitzt Kiemen im Enddarm und hat somit den Part der Atmung einfach ins Rectum umgesiedelt. Mit der einen Seite wird beherzt der ein oder andere Wasserfloh gerissen, während sich das Hinterteil in Ruhe mit der Sauerstoffaufnahme beschäftigen kann. Der Schimpanse blickt neidisch auf das ihm bisher vorenthaltene Update, und auch dem Menschen würde diese Art der Dezentralisierung des Metabolismus immense Vorteile bringen. Endlich würden wichtige Meetings nicht mehr durch nervtötendes Luftholen unnötig in die Länge gezogen, und aufwändig zurechtgelegte Cliffhanger vor den Atempausen gehörten der Vergangenheit an. Das offensichtlich vom Dudelsack inspirierte Prinzip könnte auch die Nahrungsaufnahme schlanker und die Arbeit somit effizienter gestalten. Durch unsere narzisstische Verblendung jedoch wird dieses Erfolgsmodell niemals seinen Weg in den menschlichen Phänotypen meistern, weshalb die Grosslibellenlarven uns in 100 Millionen Jahren wahrscheinlich sämtliche Arbeitsplätze wegschnappen werden.

Jeder, der bis dahin nicht tatenlos bleiben will, sollte hoffen, dass in der Lamarckschen Evolutionstheorie doch ein Körnchen Wahrheit steckt. Selbige behauptete, dass zum Beispiel die Urgiraffen ihre Hälse über mehrere Generationen lediglich durch ständiges Strecken verlängert haben. In diesem Sinne: Practice makes perfect.


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"The Devil's Candy", Sean Byrne (2016)

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