Riesenmaschine

14.10.2006 | 18:45 | Anderswo | Alles wird besser | Zeichen und Wunder

Das Zeitalter der Sprungfederstiefel


Auf dem Weg in eine bessere Zukunft geht es mit Riesenschritten voran. (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Wer wie wir mit und durch Disneys Figurenzoo sozialisiert wurde, und kein kaltes Stück Blech in der Brust trägt, sondern einen Batzen blutvollen Muskelgewebes, der war ein Freund des Donald Duckschen Alter Ego Phantomias, eingeführt zuerst von italienischen Zeichnern, in Deutschland dann im lustigen Taschenbuch Nr. 41, das ursprünglich als "Donald mal ganz anders" erschien, neuerdings aber leider "Hier kommt Phantomias" heisst. Gut, dass Frau Doktor Fuchs das nicht mehr sehen muss. Zu den liebenswerten Ausstattungsstücken der kleinbürgerlichen Rächerfigur mit dem Entenschnabel gehörten auch die Sprungfederstiefel, die er sich bei Spring Heeled Jack, einer britischen Kreuzung aus Jack the Ripper und dem Yeti, ausgeliehen hatte. Manches Kind wird damals wohl Pläne gemacht haben, sich mit alten Gummistiefeln und Bettfedern selbst aus dem Alltag zu katapultieren, aber man braucht vermutlich einen ordentlich russisch kaputten Alltag, um aus dem Kindertraum mit blauem Cape tatsächliche Raketenstiefel zu bauen, mit denen man von jetzt an im Eiltempo vor all den Kleinwagen aus Pappe davonlaufen kann. Genau wie Phantomias eben.


29.09.2006 | 20:01 | Anderswo | Essen und Essenzielles

Kein trockenes Auge um Auge


Mach meinen Tag nass, Punk
(Foto von Yaniv Golan) (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Mit zunehmender Menschendichte steigt die Anzahl der gesellschaftlich sanktionierten Regeln und Gesetze, um ihr Zusammenleben zu ermöglichen; die persönliche Freiheit des Einzelnen, ebenso wie der physikalische Raum, der ihm zur Verfügung steht, um seinen Fussabdruck reinzumachen, nimmt stetig ab. Der offensichtliche Ausweg, die vielen Menschen wegzumachen, ist aus guten Gründen verboten, und findet daher in der Regel nur in Kunst und Spiel statt, durch Abschaffung der Anderen oder Isolation des Einzelnen. Die Beispiele dafür sind Legion; eins der jüngeren ist StreetWars, gegründet vor zwei Jahren, seitdem in sieben Städten gespielt und soeben in New York zum achten Mal gestartet, bei dem die Mitspieler mit der Wasserpistole Jagd auf ein Opfer machen, während ihnen ihr eigener Spritzkiller im Nacken sitzt. Jeder Spieler bekommt Heim- und Arbeitsanschrift und ein Foto des zu Mordenden, und zahlreiche der Mitspieler verfallen während der Spielwochen in den Komplettsimulationsmodus, treiben sich stundenlang auf Dächern in Ninjakostümen herum und steigen in ihre eigene Wohnung nur noch durchs Badezimmerfenster des Nachbarn ein. Erfolgreiche Killer erledigen als nächstes das Ziel ihres Opfers, bis es am Ende wie im Eliminationsfilm Highlander nur noch einen gibt, weil alle anderen nass sind.


26.09.2006 | 15:36 | Anderswo | Nachtleuchtendes | Alles wird besser

Schattenboxen mit dem Selbst


Beware the böser Schatten aus der Lederliege, dear Leser. (Abbildung: Nature) (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Julian Jaynes erfreute vor Jahr und Tag Fachwelt und Laienhasen mit einer angenehm verquatschten Theorie, wonach das menschliche Bewusstsein zuerst als Götterstimmenhalluzination auf den Plan getreten sei, um sich dann im Zuge seiner Zivilisierung ins Kopfinnere zurückzuziehen und subtiler zu arbeiten. Jaynes datierte diesen Vorgang in seinem schönen Werk "The Origin of Consciousness in the Breakdown of the Bicameral Mind" auf die Zeit zwischen der Abfassung der Ilias und der Odyssee, in einem textexegetischen Galopp, der Velikovsky alle Ehre gemacht hätte.

Die Schizophrenie, zu deren Krankheitsbildern das Hören von Stimmen unwiderstehlicher Argumentationsmacht gehört, rechnete Jaynes mit unwiderstehlicher Argumentationsmacht zu den Überbleibseln dieses psychischen Frühmenschentums, als externalisierte Reflektionsfähigkeit. Wenig überraschend setzte es Kollegenschelte für Jaynes, der ein Sakrileg im Tempel der modernen Wissenschaft begangen hatte, indem er Spekulationen, die sich nicht nach akzeptierten Standards belegen liessen, nicht wegwarf, sondern dem Pöbel vortrug. Pfui, Herr Jaynes, pfui und nochmal pfui.

Mit grossem Interesse hätte der zu Unrecht Geschmähte (aber auch durchaus Geschätzte), der vor neun Jahren starb, vermutlich gelesen, dass Hirnforschern es jetzt durch Stimulieren einer bestimmten Hirnstelle gelang, die Illusion einer unfreundlichen Schattenperson zu erzeugen, die als direktes Abbild der Versuchspersonen hinter ihnen stand und sie piesackte. Nicht unbedingt, weil diese direkte Verbindung zwischen Hirnsubstanz und komplexen Halluzinationen seinen gewagten Thesen mehr Gewicht gäbe, als vielmehr weil die Tatsache ihrer Existenz uns Einblicke erlaubt in die komplexen Prozesse menschlicher Selbstwahrnehmung. Und wer weiss findet sich auch bald noch das Hirnzentrum, das erst besinnungslos dem Zorn des Achilles lauschte, und sich dann selbst reflektierend die Taten eines Vielgewanderten singen machte: das homerische Hirn.


19.09.2006 | 18:02 | Fakten und Figuren | Sachen anziehen

Geschraubt auf jedem Weg


Diesem Herrn wird ungerechterweise überall Platz gemacht. (Foto: Schreiber)
Rollt man ein munteres Liedchen pfeifend auf dem Fahrrad daher, und rollt dann der Knight Rider von hinten heran, auf der Jagd nach einem bösen Buben, dann ist es gut, wenn man einen sicherheitsgeprüften Fahrradhelm auf der Rübe sitzen hat. Denkt man jedenfalls.

Ian Walker aber, der sich hier ganz amüsant über Domaingrabbing echauffiert, erforscht Sicherheitsaspekte des Radfahrens, und weiss es besser. Er fand kürzlich im selbstlosen Selbstversuch heraus, dass Radfahrern mit Helm im Schnitt achteinhalb Zentimeter weniger Raum gelassen wird als unbehelmten. Setzte sich Walker eine blonde Perücke auf, machten Autos sogar einen noch ein bisschen grösseren Bogen. Man könnte jetzt denken, dass es falsch ist, egal wie mans macht, weil man mit Helm umgefahren wird und sich ohne mehr wehtut, aber die Lösung des scheinbaren Dilemmas ist natürlich ganz leicht. Immer als blonde Frau ohne Helm radeln, ausser wenn man einen Zusammenstoss mit K.I.T.T. geplant hat. Dann zuhause bleiben.


18.09.2006 | 09:13 | Supertiere | Alles wird besser

pfiffigR


(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)



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