Riesenmaschine

13.01.2006 | 17:03 | Supertiere | Fakten und Figuren | Vermutungen über die Welt

Baumfürze


Ehrenrettung eines Paarhufers (Foto: jamesjordan) (Lizenz)
I am cow, eating grass // Methane gas comes out my ass // And out my muzzle when I belch // Oh, the ozone layer is thinner // From the outcome of my dinner // I am cow, I am cow, I've got gas
So unschön gehen die lustigen kanadischen Musiker Arrogant Worms dem armen Fleckvieh ans, ahem, Leder. Die Worms selbst sind vielleicht am berühmtesten für zwei brilliante Stücke, die sie weder geschrieben, noch je gesungen haben, nämlich The Toronto Song und The War of 1812 (obacht, beide Links gehen direkt auf eine mp3-Datei) von Three Dead Trolls in a Baggie. Aber genug von falsch zugeschriebenen lustigen Liedern von und für Kanadier, zurück zu Kuhfürzen.
Kuhfürze, das weiss ein jeder und schon lange, sind schuld am Treibhauseffekt und damit an unser aller Untergang. Pfui Teufel, Kuh, Du dumme Sau, möchte man vielleicht ausrufen, aber halt!
Jüngst erreichte uns nämlich in Form eines Nature-Aufsatzes die Nachricht, dass auch Urwälder furzen, und das nicht zu knapp. Die Autoren schätzen den Furzauswurf auf bis zu 236 Tg pro Jahr, was zwar nicht ganz ans theoretische Maximum von knapp 365.25 Tg/Jahr heranreicht, aber immerhin. Höchste Zeit also, die furzenden, insektenverpesteten Misthalden endlich niederzubrennen oder abzuholzen, und durch elegante Kuhweiden zu ersetzen. Müsste man vielleicht mal vorschlagen.


10.01.2006 | 00:48 | Supertiere | Alles wird schlechter | Fakten und Figuren

Taubenverblöden


Uns über: vermilbte Dreckschleuder (Foto: grendelkhan) (Lizenz)
Mögen Sie Zahlen? Oh. Verstehe, in Ordnung. Nehmen wir also an, einer unter fünftausend Lesern dieses Beitrags ist ein Zahlenfreund. Uns interessiert aber keine Statistik, denn ein jeder Leser ist uns lieb und teuer. Wir brauchen also eine Frage, die uns hilft, Zahlenfreunde zu erkennen. Diese Frage ist hier erstaunlicherweise "was ist A für ein Buchstabe", denn 99 Prozent der Zahlenfreunde nennen die richtige Antwort ("Es ist ein A"), aber nur 1 Prozent der Nichtzahlenfreunde sagen überhaupt was, weil die nämlich da oben in Zeile zwei, beim Wort "fünftausend", schon aus diesem Beitrag ausgestiegen sind. Mit anderen Worten: die Frage hat als Zahlenfreundschaftstest eine Irrtumswahrscheinlichkeit von lumpigen 1%. Ein ausgezeichneter Zahlenfreundschaftstest! Sind Sie noch da? Gut.
Wenn Sie jetzt die richtige Antwort wussten ("Ein A"), dann,
so schliessen Sie messerscharf, sind Sie ja wohl mit hoher Wahrscheinlichkeit ein Zahlenfreund. Und das ist aber nun grundgrottenfalsch. Die Irrtumswahrscheinlichkeit dafür liegt nämlich plötzlich bei schwindelnden 98%, und der Grund für dieses überraschende Ergebnis heisst bedingte Wahrscheinlichkeiten: es war ja von vornherein ausgesprochen unwahrscheinlich, dass ein Leser Zahlen mag, und ein positives Testergebnis erhöht die Wahrscheinlichkeit zwar immerhin von den ursprünglichen 1:5000/0.2 Promille auf immerhin 1:50/2 Prozent. Aber es ist eben, trotz eines positiven Tests mit 99% Zuverlässigkeit, immer noch praktisch ausgeschlossen, dass Sie Zahlen mögen. (Wenn Sie's nicht glauben wollen, rechnen Sie ruhig nach).
Mit ihrer fehlgegangenen Intuition sind Sie freilich nicht allein. Im Beispiel da oben kann man Zahlenfreundschaft durch jede andere schlimme Krankheit ersetzen, zum Beispiel Schnupfen, Mumps oder Vogelgrippe, und den meisten Ärzten und Forschern ginge es beim Deuten der Ergebnisse medizinischer Tests wie Ihnen da oben. Menschen, selbst Experten, liegen oft um Grössenordnungen daneben, wenn sie Wahrscheinlichkeiten schätzen sollen. Weswegen man Testergebnissen stets mit Misstrauen begegnen sollte.
Die von manchen Zahlenfreunden zärtlich "vermilbte Dreckschleuder" genannte Taube auf der anderen Seite stellt sich beim Abschätzen von Wahrscheinlichkeiten recht geschickt an, und liegt im Durchschnitt nahe an der richtigen Lösung solcher Probleme. Das erregt natürlich Unmut unter Ärzten und Forschern, und so rastete und ruhte der Mensch nicht, bis er der Taube streng wissenschaftlich beigebracht hatte, genauso weit daneben zu liegen wie er selber. Wir gratulieren, und freuen uns schon auf Studien, in denen Falken unter der Bettdecke lesen müssen, Fledermäuse zu laut iPod hören und der Gepard jahrelang mit dem Taxi zur Antilope gefahren wird. Warum schliesslich sollte unter all den schönen Kronen ausgerechnet die der Schöpfung ehrlich errungen werden?


06.01.2006 | 03:20 | Supertiere | Fakten und Figuren | Papierrascheln

Dopaminnesang


Warum ist Wissenschaft nicht immer so? (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
"Saget mir ieman, waz ist minne?
weiz ich des ein teil, sô wiste ichs gerne mê". So klagte ratlos der Minnemann von der Vogelweide, und so klagen natürlich auch wir. Schon allein der drolligen Schreibung wegen, "wiste", haha. Äh, ja. Ausserdem, wer wiste nicht gerne mê über die wundersamen Vorgänge in der Minne drinne. Und verbände sich solches Wissen ums Minneinnere gar mit possierlichem Wühlmauswissen, handelte es sich also praktisch um possierliche Wühlmausminneinnenansichten, dann strömte das Gefäss unserer Freude über, es wäre dann kein Halten mehr und alle Dämme brächen. Kein Zweifel also, wir haben ein bisschen zu lange am grade erschienenen Aufsatz in Nature Neuroscience über die Rolle von Dopamin in der Wühlmauspartnerwahl geknabbert, und jetzt sind die Dopamine in unserem Kopf verstellt und wir voll in den Aufsatz reinverknallt. Oder jedenfalls in die nebenstehende Abbildung daraus. Kamma nix mâ, amor vinxit omnia. Oh süsses, doofes Dopamin.


15.12.2005 | 11:42 | Supertiere | Zeichen und Wunder

Der Walzahn des Zahnwals


Der eher unbekannte Zahnersatzwal
(Foto: stinkypeter) (Lizenz)
Von ungezählten Dingen weiss man, dass man sie nicht weiss. Die Anzahl der Dinge, von denen man weiss, dass man sie nicht weiss, soll mal als verwickeltes Beispiel dienen. Das ist nicht weiter schlimm, denn wenn man weiss, dass man etwas nicht weiss, fragt man einfach Google, fertig. Schwieriger wirds, wenn man nicht weiss, was man nicht weiss. Diese Sorte Nichtwissen ist leider eine offene Tür für heftige Überraschungen. Wir zum Beispiel hatten bis vor kurzem keine Ahnung, dass wir nicht nur nicht wussten, dass der Narwal einen einseitigen, zweieinhalb Meter langen Stosszahn spazierenträgt, sondern auch, dass nicht nur wir sondern überhaupt alle Menschen völlig im Dunkeln tappen, was den Zweck dieses Zahns im Gefüge der Dinge und Geschöpfe angeht. Es schwindelt einen. Das schöne aber an solcher Metaunkenntnis ist, dass man in dem Moment, in dem man von einer Wissenslücke erfährt, sie sich auch schon wieder mit einem leisen Schmatzen schliessen fühlt. Der Narwalzahn nämlich, so fand ein Zahnmediziner mit dem lustigen Namen Nweeia jüngst heraus, ist ein Sinnesorgan. Warum der Narwal einen Fühlzahn hat, weiss dann freilich wieder keiner. Müsste man wohl mal googeln.

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Zahntag und Pastenwahn


14.12.2005 | 01:59 | Anderswo | Papierrascheln

Blogbuster


Illustration: estattin (Lizenz)
Eine Dokumentation über den Holocaust, deren Höhepunkt eine epische Schlachtszene im Stil von Braveheart ist, in der tausende von jüdischen und Nazikämpfern über ein offenes Feld aufeinander zurennen – fänden Sie das lustig? Nein? Hm. Finden Sie es vielleicht lustiger, wenn Sie aus The Australian, einer Zeitung aus dem Murdoch-Imperium, erfahren, dass Mel Gibson, Sohn eines Holocaustleugners und Jesusmörder, mit exakt diesem Vorschlag die Programmchefs von ABC überzeugt hat, seine Produktionsfirma mit dem Projekt zu beauftragen? Immer noch nicht lustig? Was, wenn wir ihnen auch noch erzählen, dass Murdochs Journalistendarsteller das ganze wörtlich aus dem Satire-Tratschblog Defamer abgeschrieben hat, das mit der erfundenen Szene die schamlosen und groteskesten Elemente des tatsächlichen Produktionsauftrags illustrieren wollte? Hilariös, ist es nicht?


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