Riesenmaschine

26.09.2006 | 23:23 | Supertiere | Vermutungen über die Welt

Wettbewerbsvorteil Schnabeltier

Arbeitsmarkt, du ungerechter: Einerseits gibt es Heerscharen von Bäckermeistern und Sozialwissenschaftlern, die auf den Strassen dieses Landes dahinvegetieren, anderseits herrscht in manchen Berufsfeldern eklatanter Fachkräftemangel. Applikationsspezialisten für Titration werden beispielsweise so händeringend gesucht, dass sich eigens Firmen gegründet haben, in denen zahllose frühere Bäckermeister mit nichts anderem beschäftigt sind, als Titrationsspezialisten ausfindig zu machen.

Um die Konkurrenz auszustechen, ist dabei jedes Mittel recht. Zu besonders perfiden Tricks greift die Schweizer P.M.S.: Am rechten Rand der unten abgebildeten Stellenanzeige hat sie deutlich sichtbar ein niedliches Schnabeltier angebracht. Einfach nur so. Als Eyecatcher. Mit Titration hat das natürlich nichts zu tun.
Aber was so herum funktioniert, klappt sicherlich auch in die andere Richtung. Ein heisser Tipp für alle Arbeitssuchenden: Bei der nächsten Bewerbung statt eines eigenen Fotos einfach mal das Bild eines Nagetiers beilegen.


Das Schnabeltierfoto ist zufälligerweise das gleiche wie in der Wikipedia (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)


19.09.2006 | 03:30 | Anderswo | Fakten und Figuren

Rede wie Männer ohne Moral (Piraten)


(Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
Sicherlich wollte jeder schon mal Pirat werden, entweder bereits als Kind oder spätestens seit Monkey Island. Heute kann man zumindest so tun als ob, denn es ist mal wieder Talk Like a Pirate Day. Erfunden wurde der Tag von Cap'n Slappy, Ol' Chumbucket und Mad Sally (s. Bild) vor 11 Jahren beim Racquetball, wobei als Datum zur besseren Merkbarkeit der Geburtstag von Slappys Ex-Frau gewählt wurde.

Nun haben es die Angelsachsen natürlich einfach, sie verfügen über eine reiche Pirateriegeschichte und -literatur und wissen genau, wie man die fünf A richtig verwendet und ob man "Arrrr" vor, hinter oder vor und hinter einer adverbialen Bestimmung des Ortes verwenden sollte. Im deutschsprachigen Raum, wo die letzten Freibeuter vor vielen Jahrhunderten hingerichtet wurden, ist das hingegen nicht so einfach. Deshalb müssen wir trotz löblicher Ansätze weiter auf die Einführung des "Learn to Talk Like a Pirate Day" (der 18. September böte sich an) warten. Oder uns damit begnügen, den ganzen Tag Kapernbrötchen zu essen und dabei finster zu gucken.


13.09.2006 | 12:46 | Anderswo | Fakten und Figuren

Die wunderbare Welt der Wehrkraft


Bring mich zum Licht! (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
Nach dem Tod von Crocodile Hunter Steve Irwin wurde in Australien bekanntermassen kurz überlegt, ein Staatsbegräbnis für den Verstorbenen abzuhalten. Daraus wurde zwar doch nichts, weil der Tote es gar nicht gewollt hätte, aber seine Anhänger wissen sich auch ohne staatliche Unterstützung zu helfen. In seiner Heimat wurde Irwin zu Ehren am vergangenen Freitag Khaki getragen, Fans mit robusterem Trauerauftrag üben sich im Stachelrächen. Und wie bei Kotaku zu erfahren ist, ist auch im Massivmultispieleronlinerollenspiel World of Warcraft eine Beerdigungszeremonie geplant.

Vorgeschlagen wurde die ganze Sache von BubbRubb aus dem Frostwolf-Clan der Orks: "We need to pay our respects to this man and lay his Azerothian soul to rest, so I propose a memorial service at the serene ocean front setting of the Zoram Strand. I would like to spell out CRIKEY with players as a tribute to his wonderous catch phrase, and then we can dance and swim in the ocean to celebrate his life instead of mourning his death." Nach einem sinnvollen Einwurf von Benefice ("bubb, how about a spot where there actually are crocs?") wird die Beerdigung jetzt am Southfury River in Durotar steigen, Treffpunkt ist das Ufer in der Nähe von Ogrimmar, und zwar am Freitag um 18 Uhr (Pacific Time).

Eine hübsche Idee, aber sicherheitshalber sollte noch mal mahnend an eine frühere Beerdigung in der WoW erinnert werden, die ein ziemliches Debakel war: Die Gedenkfeier für die in der echten Welt verstorbene Userin Fayejin wurde von einer Horde Störenfriede überfallen und die Trauergemeinschaft grösstenteils ausgelöscht, wie dieses Video zeigt. Doch das wird dieses Mal nicht passieren, man lernt auch in Azeroth aus Fehlern, und statt auf einem für Kämpfe offenen PvP-Server wird die Beerdigung in diesem Fall auf einem gesitteten PvE-Server stattfinden. Und kommen dürfen alle, sowohl Vertreter der Horde als auch der Feinde von der Allianz – Gnome und Tauren, Zwerge und Untote, Trolle und Nachtelfen werden gemeinsam am Southfury River stehen und vielleicht auch miteinander tanzen und schwimmen. Wenn es in Azeroth einen Friedensnobelpreis gäbe, Steve Irwin sollte ihn posthum verliehen bekommen.

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Down Under Syndrom


09.09.2006 | 22:17 | Berlin | Was fehlt

Piratenpartei


Das Logo ist in allen Ländern so etwa das gleiche, wie es sich für eine moderne Partei gehört (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
Man ist ja nicht so häufig dabei, wenn eine Partei gegründet wird. Morgen gibt es mal wieder eine Chance, denn dann konstituiert sich in Berlin die Piratenpartei Deutschland, die sich Informationsfreiheit und Datenschutz auf ihre pechschwarze Fahne geschrieben hat. Womit Deutschland noch gerade so nicht zu spät ist beim internationalen Trend "Piratenparteien gründen", es gibt ja schon länger welche in Belgien, Frankreich, Italien, Österreich, Russland, Spanien, den USA und vor allem in Schweden: Hier hat die Piratpartiet bereits mehr Mitglieder als die Grünen und wurde für die Parlamentswahl am 17. September zugelassen, wo sie auf einen Sprung über die Vier-Prozent-Hürde hofft.

Wie es sich gehört, wurden die Gründungsvorbereitungen in einem Wiki organisiert, wo man auch das Parteiprogramm nachlesen kann. Es beinhaltet diverse Forderungen, u.a. ein Recht auf Privatkopie und Filesharing, Schutz vor Überwachung in der Öffentlichkeit, die Sicherung des Fernmeldegeheimnisses, eine Reduzierung der Patentierbarkeit und den Abbau von Kommunikationsmonopolen. Heisse Eisen wie beispielsweise die Zukunft der Gesundheitskassen oder die Haltung zu Auslandseinsätzen der Bundeswehr wurden hingegen geschickt umschifft, eine Praxis, die für Anfänger im politischen Geschäft sehr zu empfehlen ist.

Also morgen, 10 Uhr: Gründungsversammlung in der Rungestrasse 20 in Berlin. Noch gibt es niedrige Mitgliedsnummern, die später berufliche Vorteile mit sich bringen dürften. Und die ersten hundert Neuanmeldungen können sich fünf MP3s vom Parteiserver aussuchen!


05.09.2006 | 09:14 | Vermutungen über die Welt

Das Märchen von der Farbe


(Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)

(Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
Die Bild-Zeitung ist mal wieder an allem schuld, naja, vielleicht auch nicht, aber sie könnte es zumindest sein. Doch von vorne: Wie bekannt sein dürfte, vertreibt die Bild seit geraumer Zeit in Form von Aktionsverkäufen ihre Volks.Produkte. Alles begann mit der Volks.Bibel, wenig später folgten Dinge wie der Volks.Laptop, das Volks.Fahrrad, die Volks.Kamera und das Volks.Sparen, wobei man sich kein bisschen daran störte, dass es "Volksprodukte" schon mal in einer ganz anderen Geschichte gegeben hatte. Nachdem dann alle naheliegenderen Volks.Produkte aufgebraucht waren, wurde begonnen, jeden erdenklichen Quatsch in die Volks.Produktlinie zu integrieren. So entstanden etwa die Volks.Matratze und die Volks.Zahnbürste, und wie zuvor war die Bild auch damit unglaublich erfolgreich.

Der vorerst letzte Streich war die Einführung der Volks.Farbe. Und obwohl der Verkaufszeitraum auf rund sechs Wochen beschränkt wurde, passierte das Unweigerliche: Das ganze Land war im Volks.Farben.Rausch, und während sich die Bild eine alpinaweisse Nase verdiente, ging der Markt darüber zu Grunde. Zahlreiche alteingesessene Farbenhersteller mussten Konkurs anmelden – zugleich verpinselten die Deutschen ihre gerade erstandene Farbe sofort nach dem Kauf, als gäbe es kein Morgen.

Bis die Aktion am 31. August planmässig endete. Nun setzte Katerstimmung ein: In ganz Deutschland gab es keinen Tropfen Farbe mehr und die verbliebenen Farbenhersteller bildeten flugs ein Oligopol, das tat, was ein Oligopol tun muss, nämlich die Preise völlig unbegründet ins Astronomische zu treiben. Und zwar nicht nur für Dispersionsfarbe, sondern gleich für alles, vom Textilfärbemittel bis zum Tuschkasten. Dass das Folgen haben sollte, zeigte sich schon bald, und am allerbaldesten da, wo der Puls der Zeit seit Jahrhunderten am lautesten schlägt, nämlich im Bereich der Street Art: Statt mit Sprayfarbe auf Wände mussten die Strassenkünstler nun mit Dreck auf Telefonseelsorgewerbeplakate malen (Bild oben). Wer hingegen doch noch Farbe hatte, tat gut daran, sparsam damit umzugehen (Bild unten). Und so ward eine neue Ära der Street Art angebrochen, die unter den Menschen noch für viel Freude sorgen sollte.


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