Riesenmaschine

20.12.2006 | 22:35 | Anderswo | Zeichen und Wunder

Netzplanspinnereien HD

Sich über Kleinstädte zu belustigen ist eine Charakterschwäche, die nur noch von Spott über deren Nahverkehrsversorgung unterboten wird. Und wer den neuen Heidelberger Bus- und Bahnlinienplan studiert, wird beim Betrachten der Berliner Netzspinne nur gähnen und sich fragen, welche Kleinodien in anderen innovativen Kleinstädten übersehen werden.

Zeitvertreib für den 20-Minuten-Takt am Sonntag (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Die liebevolle Gestaltung der Bushaltestellen am Technologiepark, die überraschend auftauchende S-Bahn, der leider schlecht angebundene Philosophenweg (Philosophers' Way) verheissen schliesslich einen ungezwungenen Umgang mit Weg und Ziel. Die Grafik suggeriert überdies lange, komplizierte Umsteigewege, da werden bei Zugezogenen wie Touristen Erinnerungen an Paris und London geweckt. Darin zeigt sich die Metropolregion Rhein-Neckar (inkl. Mannheim und Ludwigshafen) zukunftsgewandter als in allen Werbungen als Forschungsstandort mit Leuten in Kitteln.
Die Tram nach Kirchheim wie geplant in nur zwei Jahren gebaut, beim WLAN ganz vorne dabei, nur bis zur flächendeckenden Einführung der Teleportation dauert es noch. Daher empfiehlt es sich heute noch, einfach zu laufen, wenn man den Plan gründlich studiert hat.

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Innovationsdruck Kleinstadt


14.12.2006 | 05:35 | Alles wird besser | Listen | Zeichen und Wunder | Papierrascheln

Schadenfreude ist ein Gewinner


Mag jemand Götterfunken darauf reimen? (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
In irgendeinem schlimmen Film gibt es eine Autorin, die aufgeschnappte Schönworte säuberlich in ihre Kladde notiert, um sie später wieder von sich zu geben. Man könnte sich trefflich darüber aufregen, täte man es nicht auch, zum Beispiel bei Büchern, die nicht in der Muttersprache verfasst sind. Aber statt Kladden, Umschlagresten, Fahrkarten, oder Kassenbons, die man ins Buch klemmt, kann man seit ein paar Wochen endlich das Internet nutzen. Wordie, kürzlich in Wired vorgestellt, eignet sich vortrefflich zum Anreichern des eigenen Vokabulars mit Begriffen von Listen fremder Leute. Da viele dieser Worte lateinische oder griechische Wurzeln haben, lassen sie sie sich bequem ins Deutsche transferieren. Die Anschuldigungen der Anti-Anglizismenfront kann man geschickt mit der Wordie-Hitliste retournieren: Ganz oben steht mit Schadenfreude ein Germanismus. Ha. Fragt sich, ob in dem noch zu gründenden WortVZ auch Regio.Call ganz oben stünde – vielleicht könnten die Samwer-Brüder dafür mal ein paar Tausender versenken.

Für den obigen Beitrag wurden die folgenden Wortspiele geschont: Das ist ein mal ein Wort, jemanden beim Wort nehmen, mit eigenen Worten, zu Wort kommen, das Wort ergreifen, wortgewaltig, Wordiegung sowie der Unterschied zwischen Worten und Wörtern. Wir bitten um freundliche Beachtung.


08.12.2006 | 04:49 | Berlin

Kulturraumhafen Neu-Neukölln


Hier könnte die Ölpumpe Ihrer Kinder stehen (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Die Nutzung der mannigfaltigen Brachflächen und leeren Rohbauten in Berlin war schon länger problematisch, die Diskussionen dazu zäh und substanzlos, was sich mit der Ausserdienststellung des Flughafen Tempelhof in keine Richtung ändern dürfte. Die bisherigen Vorschläge, einfach ein bisschen Park auf den ehemaligen Weltflughafen zu setzen, scheinen umgesetzt zu werden, da mag die ulkige Allianz von FDPlern, Leuten, die gerne mit dem Fahrrad zum Flughafen fahren, Nazibaunostalgikern, Gegnern der Berliner Flughafenpolitik im Allgemeinen, von deren Anteilnahme und Position verwirrten taz-Lesern, Pushern von der Hasenheide, Anwohnern des designierten Flughafen BBI, verhinderten Bürgermeistern, Direktoren von abgeschmierten Fluglinien und ewig besorgten Bürgern noch so orangene Websites aufsetzen.

Was aber benötigt Berlin? Nach Industrieansiedelung zu rufen ist sicher eine gute Idee für den Wahlkampf, darüber hinaus darf man bestenfalls mitleidig gucken. Nein, Berlin braucht Rohstoffe. Zu diesem Zwecke empfiehlt es sich, Tempelhofer Feld und Schlossplatz auszuheben und zusammen mit dem Kanzler-U-Bahn-Fragment mit Biomasse zu befüllen, auf dass sich für spätere Generationen Öl und Kohle bildet. Biomasse produziert die Stadt ja genug: Miniermotten, Tierheimreste, Gammelfleisch. Die Zeit, die Berlin sonst mit Findung von faulen Konsensen vertut, wird endlich produktiv genutzt. Das ist Next Generation Nachhaltigkeit, wie es uns unsere Kindeskinder einst danken werden. Zum Beispiel mit der Benamung des neuen Flughafens nach dem archaischen Herrscher Kultur.

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Stavros ist tot


01.12.2006 | 12:32 | Fakten und Figuren | Zeichen und Wunder

Lieb gemeint, Sony Ericsson, aber lass mal


(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Vor kurzem stand hier der Aufruf, verständliche Piktogramme zu Indifferenz und Ignoranz vorzuschlagen. Umgehend schaltete sich Sony Ericsson ein; die selbstlose Zuverfügungstellung des Logos ist zwar löblich, aber nicht besonders durchdacht. Man kann schliesslich nicht von jedem verlangen, dass er ein Airbrush-Set mit sich herumschleppt, um Heike aus der 9B zu sagen, dass sie doch nur so mittel ist. Oder den ganze Aufwand für die einfache Mitteilung, dass man mit Tomte nicht so viel anfangen kann?

Besser wäre es, die Kontur einer Milz für eine indifferente Haltung zwischen Personalpronomen und Objekt zu platzieren. Zu jedem hinlänglich platten Kringel gibt es einen Organismus, dessen unverstandenes Lymphorgan darauf passt. Es sagt sich ohnehin leichter: Ist Milz, wie laut du deine Musik hörst.

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Ich ... Neukölln


23.11.2006 | 18:24 | Fakten und Figuren | Papierrascheln

Zeigt her eure Handschuhe


Runde Sache (Foto: raffid / Lizenz)
Domainnamen wie myjove.com riechen streng nach meterweise Werbung, Mashups und irgendwas mit Individualisierung durch Knöpfedrücken. Tatsächlich handelt es sich um die Heimstatt des Journal of Visualized Experiments, einer neuen wissenschaftlichen Zeitschrift im weiteren Sinne, die statt Textwüsten ansehnliches Videomaterial für die Biowissenschaften veröffentlicht. Bisher fanden sich bewegte Bilder bestenfalls im Online-Anhang von Publikationen, dort finden sich nun die Protokolle zum Nachkochen als Beigabe zum Video. Der interessierte Laie kann ebenfalls mitansehen, wie embryonale Stammzellen aufgetaut werden oder das zentrale Nervensystem einer Fliegenlarve präpariert wird. Vielleicht kann er sich, wenn es darauf ankommt, erinnern, dass man das Angstverhalten von Mäusen besser nicht durch laute Geräusche testet, sondern durch die Messung des freiwilligen Aufenthalts in dunklen und beleuchteten Käfigen. Hoffen wir, dass bald nicht nur experimentelle Methoden, sondern auch Forschungsergebnisse professionell als Filmchen veröffentlicht werden. "Hallo, meine Name ist Torben Malik, Sie kennen mich bereits aus Publikationen wie 'Die Rolle der Enolase in der synthetischen Systembiologie' und 'Das humane Genom – jetzt aber wirklich'."


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