Riesenmaschine

19.10.2006 | 05:07 | Supertiere | Alles wird besser

Waagerecht: Gegenteil von Mäuse melken


Ach ja: Kippen kaufen nicht vergessen! (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Ein schwerwiegender Nachteil von allerlei Nagetieren aus der Zoohandlung ist, dass man sich mit ihnen nicht anständig betrinken kann. Auch mit reichlichem Angebot von Spirituosen schauen sie einen spätestens beim zweiten Mal nur mit vorwurfsvollen Knopfaugen an. Gottlob tut jemand was dagegen, nämlich John Crabbe, der gerade auf einem Treffen der Society for Neuroscience verkündete, es sei ihm gelungen, Mäuse zu züchten, die freiwillig Alkohol in gebührendem Masse zusprechen. Dabei nutzte er die alte Tugend, Alkohol erst nach Einbruch der Dunkelheit zu servieren. Das kam so gut an, dass die Tierchen jetzt trinken, bis sie weissgekleidete Menschen sehen.

Roland Krause | Dauerhafter Link


27.08.2006 | 08:10 | Supertiere | Alles wird besser

Undicht und nützlich


Who's a Nutztier now? (Foto: tiarescott)
Die Lieblingsvögel der meisten Menschen sind bunt, handlich und ob ihrer Unbeholfenheit vermeintlich putzig. Üblicherweise sind ihre Nistbäume nicht durch zeitiges Absterben zu erkennen. Sollte sich jemand bei der Lieblingsvogelwahl soweit vorgewagt haben, dass der Kormoran trotzdem berücksichtigt wird, wird spätestens zurückgerudert, wenn die Menge der verputzten Fische in die Waagschale geworfen wird.

Dabei umgibt den Kormoran ein subtiler Humor, den kein Kanarienvogel, Wiedehopf oder Specht je erreichen kann. Schwimmend liegt der Vogel so tief im Wasser, als ginge er bald unter, und das Fehlen eines wasserdichten Federkleides erzwingt, dass nach einigen Tauchgängen das Gefieder getrocknet werden muss. Das für einen Wasservogel erniedrigende Prozedere wird zwangsläufig durch Fischkonsum überkompensiert. Doch während die Kollegen die gefressenen Fische nach metabolischer Verwertung unbrauchbar über die Landschaft verteilen, häufen die Kormorane ihren Abfall verantwortungsvoll zu Guano-Felsen an. Dieser wichtige Grundstoff für Dünger bescherte dem Inselstaat Nauru lange Zeit das höchste Pro-Kopf-Einkommen der Welt. Kürzlich wurde dem Kormoran an dieser Stelle fehlende Nützlichkeit vorgeworfen. Nun sind Kormorane tatsächlich nicht essbar, aber andererseits wurden sie in China erfolgreich zur Fischjagd abgerichtet. Ausserdem ist der Kormoran ein idealer Zeitvertreib: Man kann ihnen stundenlang zusehen, denn kaum hat man einen Vogel entdeckt, setzt er sicher bereits zum nächsten Tauchgang an, worauf man ihn wieder aus den Augen verliert. Nie wieder Enten füttern!

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Der Vogel, die Vögel, das Ungeziefer


15.08.2006 | 18:34 | Supertiere | Alles wird besser | Papierrascheln

Evolution umgekehrt: Macht aber nichts


Bildunterschrift sieht so ähnlich aus wie eine Bildunterschrift unter einer Maus vor 500 Millionen Jahren (Foto: Roxeteer / Lizenz)
500 Millionen Jahre Evolution für nichts und wieder nichts? Die Herren Tvrdik und Capecchi haben Mäusen ein rekonstruiertes Hox-Gen aus dieser Zeit untergejubelt, eine Art Gen also, das allerlei grundlegende Mechanismen in der Embryonalentwicklung regelt und gewöhnlich nicht für Scherze zu haben ist. Ergebnis: Die modifizierten Mäuse ähnelten den gewöhnlichen von heute aufs Haar. Jedenfalls berichtet dies die BBC mit journalistischer Straffung der Originalergebnisse, andere verstehen unter "ähnlich" sichtbare Unterschiede. Griffiger wäre es ohnehin gewesen, wenn die antiquierte Maus mit ordentlich Hörnern, extra Beinen und Dinosaurier-Kaltmach-Krallen geglänzt hätte. Dann müssten die Autoren auch nicht mit "Wir haben die Evolution umgekehrt" zitiert werden, um ein bisschen Bohei um die Arbeit zu machen. Glücklicherweise dürfte es den interessierten Lesern möglich sein, die Aussagen von Capecchi aus den unterschiedlichen Artikeln zusammenzubauen. Evolutionsbiologen haben dazu schöne Algorithmen entwickelt.


18.07.2006 | 02:16 | Supertiere | Alles wird schlechter | Papierrascheln

War nichts mit der Monogamie


So schön kann Promiskuität sein (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Nur kurze Zeit, nachdem Dämonen als Erklärungsmodell für alles ausgedient hatten, kamen die Menschen auf die Idee, ihre liebgewonnenen, aber bisweilen problematischen Schrulligkeiten den Genen in die Schuhe zu schieben. Das funktionierte gut, Nachrichten über frischgefundene Gene, die für Intelligenz, Homosexualität oder Übergewicht verantwortlich sein sollen, plätschern heute noch im Wochentakt durch die Zeitungen.

Deswegen sei hier nur darauf hingewiesen, dass statt Genen auch andere biologische Faktoren zur Erklärung menschlicher Eigenarten hoch im Kurs stehen: Das Zusammenspiel der aus der menschlichen Darmflora weidlich bekannten Bakterienlangweiler Methanobrevibacter smithii und Bacteroides thetaiotaomicron wurde für die Fettpolster von Mäusen verantwortlich gemacht. Damit stehen uns neben Designer-Antibiotika, die verschiedene dickmachende Keime erledigen sollen, auch kaum vorstellbare T-Shirt-Aufschriften ins Haus. Hingegen zeichnen weder Maus noch Bakterium für die sexuelle Orientierung von Männern verantwortlich, sondern die Zahl der älteren biologischen Brüder – die Mechanismen, die dahinter stehen, sind unbekannt, werden aber sicher nachgeliefert.

Und wenn diese Meldungen von den Tickern verschwunden sind, werden sie üblicherweise alsbald widerlegt – so funktioniert das Wunderwerk Wissenschaft. Gerade zum Beispiel gibt es schlechte Nachrichten für alle Wühlmäuse, die unter Berufung auf ihr Genom die Seitensprünge der letzten Woche erklären wollen. Ihre Monogamie-Mutation wurde nämlich als nicht relevant enttarnt. Auch genetische Befindlichkeiten bleiben Befindlichkeiten.

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Dopaminnesang


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