Riesenmaschine

13.06.2006 | 13:42 | Anderswo | Alles wird besser | Vermutungen über die Welt

Strafzettels Traum


(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Es wird eine Zeit kommen, da ist Verwalt mindestens so strafbar wie Gewalt. Wünscht man sich so, wenn man kurze, schmerzhafte Einblicke in beliebige Verwaltungsapparate von Finanzamt bis, nun, im Grunde wieder Finanzamt bekommt. Kontakt mit Ämtern gleicht den Mails von "Faustino Hemphill" mit dem Titel "everybody wins!": Das Beste, was passieren kann, ist nichts. Das Ordnungsamt in Potsdam scheint aber eine zukunftsgewandte Ausnahme zu sein. Bekommt man dort einen Strafzettel, dann ist es, wie auf dem Foto zu sehen, gar kein Strafzettel wie in vielen anderen Kommunen in Deutschland, sondern gleich ein Überweisungsträger mit der richtigen Summe. Direkter kann man als Amt nicht ausdrücken, dass die Regelübertretung eher egal ist, aber man eben auf das Geld angewiesen ist. Das ist ehrlich, spart einmal Porto, geht aber noch nicht weit genug. Der nächste Schritt wäre die Halbautomatisierung, bei der vor Ort Nummernschilder gescannt werden und dann automatisch das Geld vom Konto eingezogen wird. Ganz am Ende stünde dann die Abschaffung des Ordnungsamts und die regelmässige Zahlung einer individuellen Falschparkpauschale, einfach zu berechnen durch eine generelle Schuldvermutung je nach Auto- und Fahrertyp, so, wie es Autoversicherer jetzt schon tun. Eine Art Steuer also. Eingetrieben vom Finanzamt. Verwaltung will eat itself.


12.06.2006 | 12:00 | Fakten und Figuren | Zeichen und Wunder

Flagghelfer


(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Immerhin: Die ins Fenster geklemmten Plastikflaggenmaste sind so provisorisch, dass die massive Volksbeflaggung nach der WM vermutlich ein Ende finden wird. Dabei muss man gar nicht Deutschland prinzipiell ablehnen, um die Klemmpatrioten lächerlich zu finden. Es reicht auch, dass man Flaggen an sich für schwierige Symbole hält, die der Mensch ausserhalb von Lotsentätigkeiten mit Bedacht und lieber zu zurückhaltend benutzen sollte. Man ahnt ja, dass die meisten von ihnen unbeholfen einen Weg suchen, um ihren Wunsch auszudrücken, dass Deutschland Fussballweltmeister wird. Eventuell fehlt einfach noch eine Flagge für nationalismusunverdächtige Fans der Nationalmannschaft. Über den Umgang mit dem Flaggenmeer in der Zwischenzeit sollte sich jeder selbst Gedanken machen, die Bäckertheke in einem Lüdenscheider Supermarkt zum Beispiel hat die Flucht nach vorn in die bizarre Lächerlichkeit gewählt und verhöhnt die deutsche Flagge recht offensichtlich mit der Deutschlandtorte (Blaubeeren, Erdbeeren, Mandarinen). Die schönsten Verhöhnungen sind doch die, die alle ausser den Verhöhnten bemerken. Ein Tipp für flaggenbewusste Anarchisten: Einfach den goldenen Teil mit einer Schere abschneiden, ggf. aufessen.


09.06.2006 | 13:09 | Fakten und Figuren | Sachen anziehen | Vermutungen über die Welt

Diktatorensponsoring


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Die WM steht vor der Tür und kaum ein Globalisierungsgegner lässt die Chance auf den Hinweis verstreichen, dass es sich um die Weltmeisterschaft den Marken Nike und Adidas mit dem Aussenseiter Puma handelt. Präsenz ist alles, und das gilt schon lange nicht mehr nur im Sport allein, auch zu Events wie Oscar-Verleihung oder einem Auftritt bei "Wetten dass" werden an Prominente hohe Product-Placement-Gelder gezahlt. Die neueste Entwicklung in diesem Bereich ist Diktatorensponsoring. Die Konzerne waren hier auch viel zu zögerlich trotz der leuchtenden Vorbilder, wer war in den 30er Jahren häufiger in den Medien als Hitler und das von ihm propagierte Logo ist bis heute weltbekannt. Und so sehen wir den unsympathischen Geisteskranken aus dem Iran in Adidas gekleidet Fussball spielen, ein Bild, das eventuell noch intensivere Verbreitung finden wird, wenn Ahmadinedschad tatsächlich zur WM einreisen sollte. Ihm haftet zwar der Diktatorenmakel an, rechtmässig gewählt worden zu sein, aber immerhin nur von Männern, und ausserdem verhält er sich wie einer. Das reicht, um ihn als die derzeitige Perle der weltweiten Medienpräsenz im Diktatorenbusiness zu sehen. Lukaschenko in seiner knorrig-faschistoiden Art dagegen trägt Nike. Der mediale Spätwinter gehörte dem bedrohlich wirkenden Weissrussen, jahreszeitlich passend posiert er auf dieser Fotografie in einem Eishockey-Trikot von Nike. Es stünde nun zwischen Nike und Adidas 1:1 – aber da tritt jemand auf den Plan, den man dort nicht erwartet hätte. Der offiziell ärmste Diktator der Welt (31 Euro Monatsverdienst), Fidel Castro. Wird sich ein sozialistischer, heftigst antikapitalistischer Despot sponsern lassen, zumal er in der Öffentlichkeit eigentlich nur Uniform trägt? Offenbar, denn Castro tritt ausschliesslich mit Bällen der Firma adidas auf, hier die Modelle Roteiro und der für die Champions League hergestellte Ball. Nun ist es natürlich kaum zu toppen, den "Unsponsorbaren" auszurüsten. Eventuell hat man deshalb mit einem Kunstgriff das untenstehende Trikot von Nike entwickelt. Die Öffentlichkeit könnte glauben, es handele sich um das Trikot des letzthin verstorbenen Diktator des Monats Juni, nämlich Slobodan Milosevic. Ist aber falsch, denn tatsächlich handelt es sich nur um den normalen Fussballspieler Savo Milosevic. Und so muss Nike anerkennen: Im Bereich Diktatorensponsoring hat man eine Menge Aufholbedarf. Vielleicht mal über Nordkorea nachdenken.


08.06.2006 | 14:43 | In eigener Sache

Ankündigung Blogtalk

Auf dem Blog Die Welt ist Scheisse wird es heute abend um 20.00 Uhr ein verhältnismässig neues Live-Interviewformat geben, einen Blogtalk nämlich. Gast ist Sascha Lobo. Thema des Interviews wird unter anderem sein, warum die Welt eben nicht Scheisse ist.


04.06.2006 | 03:09 | Berlin | Anderswo | Alles wird besser

Es ist nicht alles Berlin, was glänzt


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Eine Jugend, die rund um die Uhr Kannibalismus, WM-Vermarktungshorror und Peter Handke-Diskussionen ausgesetzt ist, hat es verständlicherweise sehr schwer, eine angemessene Qualitätsrebellion aufzuführen. Wenn man sich im gewaltfreien Raum bewegt, kann man als junger Mensch kaum mehr öffentlich revoltieren, ohne dass Nike etwas Ähnliches bereits in London, Barcelona und Kapstadt gesponsert hat oder es von Christoph Schlingensief in staatlich geförderten Theatern veranstaltet wurde. Umso erfreulicher, wenn man aus dem sicheren heimischen Sessel heraus etwas halbwegs Neues im Bereich Generationenkonfrontation entdeckt. Die oberen beiden Fotos stammen von einem U-Bahn-Konzert der Band ParanoiaBark, veranstaltet vom beliebten Berliner Veranstalter für drittellegale Parties und Happenings, Rafgier. Mit batteriebetriebenem Verstärker, Stromgitarre und Mikro- oder Megafon treffen sich die Wissenden an irgendeinem Tag um 24.00 Uhr im letzten Wagen einer U-Bahn und feiern ein Konzert mit den szeneüblichen Gebräuchen wie Stagediving und digitaler Dokumentation. Das ist brandneu! Das ist Berlin! Das ist beides falsch. Die vermutlichen Erfinder sind die Soundfreaks aus München (unterstes Foto), die zudem noch vor Berlin in der Nürnberger U-Bahn gespielt haben (2003). Ein Trend aus München kommt über Nürnberg nach Berlin, das gab es seit '33 nicht mehr, vielleicht hat die Jugendrebellion einen Punkt erreicht, an dem man über eine Partei nachdenken sollte.


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