02.11.2005 | 18:40 | Alles wird schlechter
 (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)Dass Rauchen ein herrlicher Zeitvertreib ist, mögen wohl nur all jene Frischluftfanatiker bezweifeln, die im Sommer Äpfel essen, Federball spielen, Coldplay hören und Clogs tragen. Dass es den Rauchern immer schwerer gemacht wird, die Stätten geselliger Zusammenrottung gemütlich vollzuqualmen, ist allgemein bekannt und vermutlich irreversibel, leider. Immer mehr Länder verbieten das, was Luise Rinser einst als einen so trostfernen Ort beschrieb, wie das Zimmer ohne Rauch, das wie eines ohne Gardinen sei. Gardinen waren bei ihr, wie man weiss, eine Metapher für die sprichwörtliche Sau rauslassen. In Italien riskiert ein Raucher in der Wirtsstube das eigenartig elastische Strafmass von 27,50 bis 275 Euros. Oder verschärfter: In Gegenwart einer "offensichtlich Schwangeren" das Doppelte. Was ist mit den armen nichtoffensichtlichen Schwangeren, mit Zwillingen gar? Was, wenn die Schwangere selbst raucht? Muss sie die Strafe an sich selbst entrichten? Die Firma Nautilus Laboratoriumsbedarf bietet jetzt ein mit Nikotin angereichertes Bier namens NicoShot an, um aus diesem Dilemma Kapital zu schlagen, gemeint ist aber nicht das nach Schinkenbrot schmeckende Bamberger Rauchbier, sondern eine Plörre, die wohl ähnlich einfährt (3 Gläser = 20 Zigaretten) wie Hopfen rauchen oder Alkohol inhalieren. Arthur Dent, der mit 96 Jährchen und nach vierhunderttausend Zigaretten das Rauchen aufgegeben hat, hätte selbst die mit Nikotin angereicherte Hautcreme vermutlich auch nicht mehr so froh gemacht wie die vergilbte Gardine vor den blinden Fensterscheiben.
30.10.2005 | 22:35 | Supertiere | Fakten und Figuren
 (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)In der Wiener Michaelergruft freut sich Pater Peter und meint händereibend: "Sie werden an Kälte und Trockenheit sterben", gemeint sind die Heerscharen der Rüsselkäfer, die ihm die Mumien im Keller auffressen, leider nicht die von Kaiser Karl, den die "Kaiser-Karl-Gebetsliga" vom Papst unlängst hat selig sprechen lassen, nicht wegen der hunderttausend Kriegs- und Hungertoten des ersten Weltkriegs, sondern weil ihn vor 40 Jahren eine brasilianische Nonne angerufen hatte, damit er sie von ihren Krampfadern befreien möge, also eine Art Drainage aus dem Jenseits. Aber "Giftgas-Charlie" liegt in der benachbarten Kapuzinergruft. Hier in der Michaeler wäre in 3 bis 4 Jahren alles bis auf die ungeniessbare Farbe der Särge aufgefressen worden, wenn nicht Pater Peter den Klimatechnikexperten Wolfgang Hacker angerufen und um weltlichen Beistand gebeten hätte. Der kühlte die Luft mittels Wärmeaustauscher von 18 auf 10 Grad runter und senkte die Luftfeuchtigkeit von 100 auf 60%, die Käfer schlafen ein und vertrocknen. In 12 Tagen hat er bereits 466 Liter Wasser aus der Luft abgeleitet. Das kostet natürlich alles und soll durch eine "Devotionalie" finanziert werden, eine Eprouvette voller Staub, es handelt sich dabei um den Sarg mit der Inventurnummer S/N 220, aus der Arme-Seelen-Gruft, der vom Rüsselkäfer vollständig zerstört wurde. Wie die Drainage woanders geht, zeigt das Bild: Handschuhfön im mumienlosen Finnland.
27.10.2005 | 06:51 | Supertiere | Alles wird schlechter | Sachen anziehen
 (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.) (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)Es ist nicht leicht, und die Riesenmaschine berichtete bereits ausgiebig darüber, heutzutage ein Kuscheltier zu sein. An allen Ecken und Enden werden sie malträtiert, verformt und geklont, düster sieht sie aus, die Zukunft für Teddy. Während man überall schon Mundgeruch, Gonorrhöe und Bierhefe zum Streicheln und Kuscheln kaufen kann, näht Signora Simona Constanzo in Italien noch wacker für den diesbezüglich unersättlichen japanischen Markt ziemlich zahme Mutanten zusammen, und pflanzt ihnen auch noch ein Herz aus Stein ein, freilich einen Flusskiesel, weil, da ist ja noch mehr rollendes Leben drinne. Und so wie ihre schweizerIsche Kollegin Natalia Gianazzi mit ihren unnötigen Gruslis spricht sie eher eine erwachsene Klientel an, deren Schnittmenge mit der der Freunde des Weissclowns und des Cirque du Soleils nicht eben ameisenklein ist. Harscher indes geht die Wiener Spassaktionistengruppe Jutta-Jugend mit ihren Klonbabies (siehe Bild) um – sie reissen handelsüblichen Knuddelmonstern die Köpfe ab, braten und verzehren sie, ersetzen sie durch aus angeranzten Filzpantoffeln geformte Frankensteinfressen, denen sie lieblos ein Paar Knopfaugen, Marke Jörg Schüttauf/Tatort annähen, und verscherbeln sie für lächerliche 20 Euren, na, vielen Dank.
Dass das einerseits alles eher traumatisierend auf die Kleinchen wirkt, wie ihre Eltern sich einzureden verpflichtet fühlen, und nicht so besonders neu ist, kann man sich denken bzw weiss man, wenn man sich ein kleines bisschen in zeitgenössischer Kunstgeschichte auskennt oder zumindest die Platte "Dirty" der Konsensrockgruppe Sonic Youth sein eigen nennt. Die Hülle gestaltete der vom Wiener Aktionismus beeinflusste wichtigste amerikanische Künstler neben Andy W., Mike Kelley, und im Booklet sieht man neben den malträtierten Tieren auch das Foto eines mit scheisseverschmierten Plüschtieren kopulierenden Paares. Ein Teil der riesigen, innerhalb einer weltweit weitverzweigten Fetischgemeinde mittlerweile nicht mehr kleinzuredenden Gruppe, den Furries. Dort frottiert fröhlich ein Frettchen eine Haselmaus, sie haben ihre eigene Pelzsprache namens Yiff und kanalisieren dadurch ihre extrem verschlungenen Traumata. Trist ist, dass Zoophile inzwischen massiv die Internetseiten der Pelzfreunde penetrieren, weil sie keinen willigen Hamster zum Ficken bekommen, und stattdessen liebendgern auch mal mit einem Plüschnager vorlieb nehmen würden. Unterm Freud hätts das nicht gegeben. Geschweige denn unterm Aesop.
22.10.2005 | 17:56 | Supertiere | Sachen kaufen
 (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)Nachdem die Riesenmaschine in ihrer Ausgabe vom 29.7. über den Hörgeräteautomaten in Wien berichtet hat, und nachdem jeder Tokiobesucher in dieser quirligen Stadt (Tokio, nicht Wien), meist vergeblich, nach den Automaten für gebrauchte Unterhosen gesucht hat, vergeblich deswegen, weil sie natürlich meist in schummrigen Hinterhöfen versteckt sind, wo die Strassen keine Namen haben, fragt man sich, ob der gute alte Kaugummiautomat überhaupt noch für irgendwen irgendeine irgendwiegeartete Relevanz hat. Aus Film und Literatur kennt man den Satz von Ehemüden: "Liebling, ich geh nur mal kurz zum Geldautomaten", das "kurz" ist aber in vielen Fällen ein sehr dehnbarer Begriff, vor allem dann, wenn man gewohnt ist, auf seine EC-Karte hinten die Geheimnummer zu schreiben. Da ist das Geld unter der Matratze oder in der Keksdose weit besser aufgehoben für eine dauerhafte Beziehung. Noch nicht so verbreitet ist, dass die "bessere Hälfte" sich zum Hummerautomaten aufmacht. Denn wohin mit Zwicki? Die Töpfe mit dem brodelnden Wasser hatte man natürlich in der Eile vergessen. Oder, siehe Bild, sich nur mal schnell eine Made am Automaten zu ziehen vorgeben? Dann aber bitte schon mal eine Antwort zurechtlegen auf die Frage: "Wozu brauchst Du denn jetzt mitten in der Nacht eine Made?" – "Vielleicht will ich mir ja auch nur all die schönen Pokale und Ehrenpreise, die ich nie bekommen habe und vermutlich auch nie bekommen werde in unserer Ehe, im Schaufenster ansehen?"
Dieser Beitrag ist ein Update zu: Business-Fusionen
21.10.2005 | 16:29 | Supertiere | Fakten und Figuren
 (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)Nicht unbedingt ein neues Produkt, aber ab Sonntag noch neuer, denn da wird der derzeitige Wiener Bürgermeister Michael Häupl, Sozialist bis zur Halskrause, wiedergewählt worden sein, und zwar mit absoluter Mehrheit ("Wahlkampf ist eine Zeit fokussierter Unintelligenz" M.H.). Und er wird der einzige Bürgermeister sein, der einen Gecko sezieren kann, seine Doktorarbeit schrieb er über die Schädelkinetik der Gekkoniden. Das ist insofern erstaunlich, als er Wurstfinger hat, und aussieht wie eine Mischung aus Mafiapate und Metzger. Sein Chauffeur ist nebenberuflich auch noch Feuerwehrmann. "Mein Berliner Kollege Wowereit läuft mit acht Leibwächtern durch die Gegend, ich hab nur einen Feuerwehrmann". Häupl war Hausbesetzer, aber auch als 16-Jähriger in einer schlagenden Schülerverbindung, Verbindungsname Roland, ersteres ist ihm nicht, zweiteres schon ein bisschen peinlich, vor allem, weil ihm partout nicht mehr einfällt, warum er sich damals Roland nannte. Das für ihn furchtbarste Wienerlied: "Ich darf an Wien nicht denken, sunst fang i an zum Rerrn" (Flennen), er ist, wie er sagt, ein Snob, weil "ich mag keine Trüffel, ich mag keine Austern, ich mag keinen Spargel", insofern passt er ganz gut in diese Gesellschaft, allesamt Sympathieträger, wahre Europameister. Alun Fuller z.B., Bürgermeister von Chepstow in Wales, läuft ständig mit seiner goldenen Bürgermeisterkette herum, nur wenn er abends im Golfclub als DJ abrockt, tauscht er die gegen eine gelbe Fliege aus. Warum der Bart, Bürgermeister? "Als ich studierte, hiess es, Zoologen müssen einen Bart tragen."
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IN DER RIESENMASCHINE
ORIENTIERUNG
SO GEHT'S:
- Hummer als Haustier
- Rumpelarmut
- Streifen aller Art
- Pfeifhase
SO NICHT:
- Quintipelmoral
- Vorwärts finkeln
- Hummer als Auto
- Klirrfaktor
AUTOMATISCHE KULTURKRITIK
"The Guard", John Michael McDonagh (2011)
Plus: 37, 48, 123, 143, 151 doppelt Minus: 13, 111, 116, 183 Gesamt: 2 Punkte
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