02.08.2006 | 04:36 | Alles wird besser
 Ordentliche Gleichgewichtsorgane, aber zu wenig nackte Frauenwaden. (Originalfoto von AMagill.) (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.) Nach der Einführung neuer Technologien dauert es üblicherweise ein Momentchen, bis sie tatsächlich zu irgendwas taugen. Von der Erfindung der Beine durch irgendein unförmiges Vorzeittier bis zum Einsatz der nackten Damenwade als Entscheidungshilfe in der Werbung zum Beispiel brauchte es skandalöse 1,5 Milliarden Jahre. Das ist zu lang.
Anderer Fall: seit ein paar Jahren gibt es Laptops, die eingebaute Beschleunigungsmessgeräte haben, vorgeblich entwickelt, um die Festplatte abzuschalten, wenn das Gerät runterfällt, tatsächlich aber, damit Laptops das Sensorsignal in Lichtschwertbrummen umwandeln können, zum Beispiel für diese Parodie des berühmten Star-Wars-Kids, mit Laptop statt Golfball-Aufheber. Das ist ähnlich unsinnig wie die Verwendung attraktiver Körperteile für sowas Profanes wie Rumlaufen.
Diesmal aber musste man nicht Milliarden von Jahren auf Erlösung warten, sondern es gibt schon jetzt ein sinnvolles Einsatzgebiet fürs Laptop-Innenohr: man kann neuerdings per Klopfzeichen mit dem Gerät kommunizieren. Es ist nun nur noch eine Frage von Minuten, bis jemand den Treiber aufbohrt und Laptops komplett Klopfwitz-fähig werden. Endlose Freude ist garantiert: "Poch-Poch" – "Wer da?" – "Kunde" – "Kunde wer?" – "Kunde Festplatte ma abschalten, bitte?"
01.08.2006 | 19:30 | Anderswo | Alles wird besser | Essen und Essenzielles
 Ersatzbild für dieses nicht rechtefreie BildMountain View ist eine schöne Stadt, vermutlich, die Leute scheinen einigermassen wohlhabend zu sein, das Wetter geht voll okay und auch die in den USA streng verbotene Kriminalität kann nicht vollkommen aus den Fugen geraten sein, wenn die Polizei von Mountain View auf ihrer Startseite einen grossen, alarmroten Button stehen hat, dass sie noch immer Hinweise für einen ungelösten Mordfall von 2004 sucht. Dieses beschauliche 70.000-Einwohner-Städtchen wird in diesen Minuten noch famoser, weil die ortsansässige Firma Google die komplette Stadtfläche verwlant, zugänglich für kein Geld. Da, wie Google selbst zugibt, das Signal in den Häusern etwas schwächeln kann, kann der geneigte Mountainviewtemalteke sich ein verstärkendes WiFi-Modem kaufen, es ans Fenster kleben und sich noch mehr freuen als bisher.
Diese Lösung könnte eine gute und richtige sein, nämlich, dass diejenigen, die mit dem Internet Geld verdienen, einen W-LAN-Groschen zahlen, damit alle Menschen kostenloses Funknetz haben. T-Online wird das am Anfang nicht ganz so toll finden, vielleicht, aber hey, wenn mehr Menschen im Netz sein können – vielleicht haben sie dann nicht mehr nur schmale 1,7 Milliarden Page Impressions im Monat.
01.08.2006 | 05:36 | Alles wird besser | Fakten und Figuren
Wir hatten uns zwar gerade erst darüber beschwert, dass Designprotoypen praktisch nie Serienreife erlangen, aber das hält uns natürlich nicht davon ab, weiterhin welche vorzustellen. Vor allem, wenn sie a) putzig aussehen, b) einen USB-Anschluss, aber keinen wirklichen Nutzen haben und c) auf dem Prinzip der Drücktiere basieren – eine Qualität, die zeitgenössisches Design überhaupt viel häufiger besitzen sollte. So wie der Availabot von Schulze & Webb, der sich immer genau dann aufrichtet, wenn der ihm zugeordnete Nutzer eines Instant-Messenger-Programms online ist. Geplant ist ein individuelles Design für jeden Availabot, so dass die Bots auch tatsächlich den jeweiligen Personen entsprechen, deren Messenger-Daten sie gespeichert haben. Einzige Nachteile: Der Availabot hat einen leichten Hang zum Hitlergruss und ist nur für Menschen geeignet, die über mehr USB-Anschlüsse als Freunde verfügen.
(via Spare Room)
31.07.2006 | 03:08 | Alles wird besser | Vermutungen über die Welt
 Dieses der Vergangenheit angehörende Bild gehört nun noch mehr der Vergangenheit an. (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)Jugendbewegungen definieren sich über die Musik, die sie hören. Dieser Satz hat den Erkenntniswert einer Rede von Dr. Motte, der, wie in seinem Blog zu sehen, dieses Jahr zur Fuckparade eine ganz besonders dämliche Rede hielt. Interessant dagegen, wie Jugendbewegungen Musik hören, und vermutlich auch eine Spur aussagekräftiger. In demjenigen Früher, als noch kaum einer von uns geboren war, spielte die Jugend auf einer Maultrommel, leider gab es damals für Maultrommel nur Volksmusik, zum Glück ist dieses Früher schon länger vorbei. Kurz nach früher hörte die Jugend schliesslich zu Hause Platten, dann unterwegs Musikkassetten, dann überall CDs, dann zu Hause mp3s, dann kam der iPod.
Inzwischen sind Handys die neuen Ghettoblaster. Die Jugend rennt zwischen Schule und ihrem TGMP hin und her und hat begriffen, dass man die Kopfhörer sehr, sehr laut stellen muss, damit überhaupt irgendjemandem auffällt, dass man gerade rebelliert. Deshalb wird das Handtelefon lässig in der Hand getragen, dazu ertönt in der Regel zu zweifelhaften Bedingungen erworbenes Liedgut über einen Lautsprecher, auf dem sich Barry White anhört wie ein Kastrat auf Helium. Es ist zwar unfassbar spiessig, nicht auf die Jugend zu schimpfen, weil es so spiessig ist, auf die Jugend zu schimpfen, aber in diesem Fall wollen wir ein Auge zudrücken und das Positive an dieser musikverachtenden Entwicklung sehen: Nach den Gesetzen des Marktes und der Fixierung der Anbieter auf die junge Zielgruppe werden wir alle schon in kurzer Zeit mit echten Hochleistungs-Handyakkus versorgt werden.
30.07.2006 | 18:23 | Alles wird besser | Essen und Essenzielles
 Nussnougat oder Vollmilch? Foto: sindre-wimberger / Lizenz)In der kurzen Parabel "Von der Strenge der Wissenschaft" stellt sich Jorge Luis Borges die Karte eines Reiches vor, die exakt die Grösse dieses Reiches umfasst. Anstatt diesen originellen Gedanken einfach als das zu nehmen, was er ist, nämlich eine Metapher für irgendwas, gibt es etliche Versuche, diese Idee ansatzweise zu verwirklichen. So stellte der Diktator Félix Houphouët-Boigny 1990 einen kleinen Teil dieser Karte, nämlich das Abbild des Petersdoms, an der Elfenbeinküste auf. Weitere Auschnitte sind in Las Vegas zu besichtigen (Venedig, Paris). Einen anderen Weg geht die Firma Mc Donalds: Statt Kartenmaterial spektakulärer historischer Bauten zu erstellen, fängt man beim Alltäglichen an. So ist die Drive-In Filiale an der A2 eine exakte 1:1-Karte der Drive-In Filiale an der A7.
Doch dies sind alles kümmerliche Ersatzmassnahmen die an technischen Unzulänglichkeiten scheitern müssen. Das ganz grosse Superprojekt (DGGSP) wird die Menschheit erst in Angriff nehmen können, wenn endlich die lange versprochenen 3D-Drucker leistungsfähig genug sind, um die von Borges imaginierte Karte zu verwirklichen. Bis dahin kann man sich allerdings mit dem Schokoladen-3D-Drucker trösten. Mit etwas mehr Lego und zusätzlicher Rechnerkapazität könnte man in vielleicht gar nicht allzu ferner Zukunft den Globus komplett 1:1 aus dem Drucker ziehen, eben aus Schokolade. Die Druckvorlage dafür möge man dann auch bitte als sehr grossen Email-Anhang an den lieben Gott schicken, als kleines Dankeschön, vielleicht mit Weinbrandfüllung.
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