Riesenmaschine

14.10.2005 | 13:29 | Alles wird besser | Sachen kaufen | Sachen anziehen

Über Unterwäsche


(Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
Das Folgende mag einem gewissen Teil der insbesondere weiblichen Leser nicht neu sein, ich vermerke es hier aber für denjenigen Teil der Riesenmaschinenzielgruppe, der sich wie ich selbst bestenfalls alle fünf Jahre zum Kauf neuer Anziehsachen aufraffen kann: Eins der drittlästigsten Probleme der zivilisierten Welt, das Frauenunterwäscheproblem, darf seit irgendwann in den letzten fünf Jahren als gelöst gelten.
Ich rekapituliere kurz den früheren Zustand: Es gab Unterwäsche für debile Dreizehnjährige (H&M) und Unterwäsche für Frauen, denen eh schon alles egal ist (überall woanders) bzw. dann natürlich noch Unterwäsche für Frauen, die ihr dysfunktionales Liebesleben mit Hilfe absurder Methoden wieder zu beleben trachten, aber davon ein andermal.
Dieser unhaltbare und unwürdige Zustand hat jetzt ein Ende, und zwar dank American Apparel, einer bisher vor allem wegen ihrer sweatshopfreien T-Shirt-Herstellung gelobten Kette, die nebenbei aber auch Frauenunterwäsche in mehreren (!) Formen (Tanga, Jungsunterhose mit Eingriff, dreieckige Form, Balkenform) und allen (!) Farben (also nicht nur in den herkömmlichen Darreichungsformen Schwarz, Weiss, Pink und Grossmutters Rosentapete) vertreibt. Auf der Website (und daher auch in unserer Abbildung) finden sich, wohl um die Konsumentin nicht gleich zu überfordern, leider nur die klassischen Farbvarianten; den Rest (orange! nato-oliv! hellgrün!) muss man sich eben dazudenken.
American Apparel gibt es in Berlin, Düsseldorf, Frankfurt, Köln, Sylt, Zürich und im Internet. Und wenn jetzt noch ein paar andere Bekleidungshersteller einsehen würden, dass Menschen, die etwas kaufen wollen, manchmal ganz gern die Auswahl zwischen unterschiedlichen Sachen hätten, dann, ach, dann.


12.10.2005 | 18:35 | Alles wird besser | Sachen kaufen

Heisser Stuhl


(Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
Über BoingBoing erfahren wir von der neuen Funktionsdopplungskönigin, dem Sesselherd. Die verhältnismässig wirre Skateboarder-Designklitsche Vestal Design baut dieses – selbstredend im Stadium des singulären Prototyps befindliche – Gerät namens DoubleSpace, das aus der japanischen Designphilosophie beeinflusst wurde. Und damit auch von den japanischen Quadratmeterpreisen in Wohnungen. Die einfache Formel hinter der Idee: Man kocht und sitzt nie gleichzeitig. Ein durchaus nachvollziehbarer Gedanke, auch wenn der Autor vermutlich noch nie "Kostbare Hühnerbrühe" gekocht hat (empfohlene Garzeit: vierundzwanzig Stunden). Aber ein ganz anderer Gedanke drängt sich nach ungefähr zwanzigminütiger Betrachtung des hypnotischen Drehmechanismus auf. Jeder zweite Neuwagen hat eine Sitzheizung, im Winter eine der besten Erfindungen der gesamten Autowelt. Warum setzt sich eigentlich der beheizbare Sessel nicht durch (ein Google-Treffer)?


12.10.2005 | 16:11 | Alles wird besser

Maschenmaschine


(Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
Wie wir via Improbable Research erfahren, hat die Londoner Designstudentin Rebecca Spender endlich das Killergadget entwickelt, das den schönen Sport des Strickens wieder so populär machen wird wie im vergangenen Jahrtausend: die intelligente Stricknadel. Mit Hilfe von enorm aufwändigen Technologien (Bewegungssensoren, Schwerkraft) bleibt der Strickerin oder womöglich in Zukunft auch dem technikaffinen Stricker das Maschen- und das Reihenzählen erspart, weitere Features wie eine Wollfarbwechselanzeige sind in Planung. Zu kaufen gibt es das Wunderding KnitWit natürlich vorerst noch nicht, aber wir warten geduldig auf seine Markteinführung, denn Technologien, die das Futuristische mit dem Obsoleten und das Unnütze mit dem Unnützen verbinden, haben jederzeit unseren Segen. Und wenn es dereinst so weit ist, dann stricken wir uns einen Riesenhasen, neben dem andere Riesenstrickhasen aussehen werden wie sehr viel kleinere Riesenstrickhasen, wartet's nur ab.


11.10.2005 | 16:57 | Berlin | Alles wird besser | Vermutungen über die Welt

Zwischenmenschlichkeiten


(Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)

(Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
Schaut man genau hin, so gibt es für Erfinder noch immer drängende Probleme rund um zwischenmenschliche Beziehungen zu lösen. Da wäre etwa die vielbeschworene Lagerfeuerromantik, die schon manchem Jugendlichen im Zeltlager die Entblumung brachte und generell Knutschen und all das zu fördern in der Lage ist, aber in den entscheidenden Momenten oft nicht oder nicht schnell genug zur Hand ist. Denn bisher waren Lagerfeuer eine weitgehend immobile und zeitraubende Angelegenheit. Nun aber legt Künstler Sandro Porcu* endlich das Instant Campfire vor, eingeschweisst in Plastik, aus brandfreudigem Birkenholz, komplett mit Streichhölzern.
Von der Transportromantik zur Ballsportromantik – das untere Kunstwerk löst ein altes Prioritätenproblem für viele Männer und verbindet die schönste Sache der Welt mit der schönsten Nebensache der Welt. Es handelt sich um einen Fussball mit einer Kautschukmuschi darin. Über die Botschaft dieses Werks kann man hervorragend spekulieren; ein Votum pro Damenfussball ist ebenso möglich wie Kritik an der bithematischen Fixierung des Kulturpatriarchats oder dass der vielzitierte Scheidepunkt inzwischen ein Scheideball ist. Vielleicht heisst es aber auch nur, dass Kunstwerke mit Muschi besonders gut gehen.

* beide Werke gesehen auf dem Berliner Kunstsalon 2005


10.10.2005 | 11:15 | Alles wird besser | Fakten und Figuren

Faustrolls Kinder


(Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
Konnte Alfred Jarry am 28. April 1893, als er die Pataphysik erstmals in seinem Roman "Taten und Meinungen des Pataphysikers Dr. Faustroll" einer breiteren Öffentlichkeit präsentierte, also jene okkulte Metastase der Metaphysik, einer Wissenschaft, die die einzige imaginäre Lösung für nicht vorhandene Probleme anbietet, von der Berechnung der Oberfläche Gottes bis zur Krokodilologie und Mistizin, ("Für die Pataphysik sind alle Phänomene absolut gasförmig", Jean Baudrillard), konnte Jarry also damit rechnen, dass seine Wissenschaft bis zum heutigen Tage ein fröhliches Schattendasein führt und in einem immer wilder wuchernden Wald von kommerziellem Krempel und lieblosen Tand gedeiht? Der Autor Max Goldt zum Beispiel beschreibt in einem seiner Bücher, es gäbe, ohne sie dezidiert so zu nennen, eine pataphysische Maschine in seinem Haushalt, ein Gerät, in das man oben eine vorher bereits geknackte Nuss wirft, die unten wieder rauskommt, und es vermag, ihn für Stunden in seinen Bann zu ziehen. Die Firma Maywa Denki hat sich auf die mehr oder weniger serielle Produktion solcher Maschinen spezialisiert. Hier entwickelt der japanische Tüftler Nobumichi Tosa Haar-Hygrometer, den Othelloscope genannten Hautfarbmesser, einen Traktor, der von Fischen gelenkt wird, aber auch nützliches Zeug wie die Schnipsprothesen, eine sprechende Armbanduhr, bei der man sich die gewünschte, ideale Uhrzeit selbst auf einer Wählscheibe zusammenstellt oder den oben abgebildeten Knockman, den grössten Erfolg der Firma. Es handelt sich um einen freundlichen Burschen, der sich, wenn man ihn aufzieht, lachend auf seinen eigenen Kopf einprügelt, als gäbe es nichts Herrlicheres als Kopfschmerzen und keinen neuen Morgen. Und das können die Damen und Herren von Aspirin ja auch nur unterschreiben, nicht?

Tex Rubinowitz | Dauerhafter Link


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