Riesenmaschine

27.01.2006 | 12:14 | Alles wird schlechter

Wunderwaffen: Killerpilze


Foto: Sway – Media Jayson / Lizenz
Agent Green ist nicht nur einer der sechs kleinen Brüder von Agent Orange, sondern auch, und darum soll es hier gehen, eine biologische Waffe, die nach Vorstellung einiger Leute längst eine bedeutende Rolle im weltweiten Drogenkrieg hätte spielen sollen.

Im Grunde genommen sind es sogar mehrere Waffen, denn Agent Green bezeichnet mehrere aggressive Pilzkulturen, die zur Vernichtung von Koka-, Cannabis- und Opium-Feldern in US- und usbekischen Labors gezüchtet werden. Die kokavernichtende Variante sollte 2000 auch bereits in Kolumbien zum Einsatz kommen, eine breite Front aus Waffengegnern, Umweltschützern und Vertretern anderer Staaten (Peru, Ecuador, EU-Parlament) führte dann allerdings zur vorübergehenden Aufgabe dieses Plans. Vielleicht ganz gut, denn die US-Forscher hatten sich noch nicht wirklich Gedanken darüber gemacht, was aus den Pilzen wird, wenn sie denn mit den Koka-Pflanzen fertig sind, und ob sie dann zum Beispiel einfach die lokale Flora als neue Nahrungsquelle für sich entdecken (Infos von dieser evtl. einseitig berichtenden Website).

Wohin das nämlich führen kann, können wir im Film Kaze no tani no Naushika sehen, in dem die Welt von extrem schönen aber leider auch extrem giftigen Pilzwäldern überwuchert ist. Richtig dosiert haben Pilze hingegen noch nie geschadet. Und hätten sich die Pilzkulturen des Grafen von Rummelsdorf nicht der allenfalls drittklassigen Wunderwaffe Zyklostrahlen überlegen gezeigt, würde die Welt heute vermutlich von einem Verrückten beherrscht.

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Wunderwaffenwoche in der Riesenmaschine


24.01.2006 | 03:28 | Berlin | Alles wird besser | Alles wird schlechter

Mit Dingen leben


(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)


Nachtleuchtende Zifferblätter machen Krebs, Filme über niedliche Fische führen dazu, dass andere niedliche Fische im Klo heruntergespült werden und im Kommunismus war es fast unmöglich, mal einen europäischen Fussballtitel zu gewinnen. Man sieht: Oft wird das Gute gewollt und doch das Schlechte bewirkt.

Hier nun ein gelungener Versuch, es umgekehrt zu machen: Living with Things heisst die Diplomarbeit von Monika Hoinkis, bis vor kurzem Studentin der Visuellen Kommunikation an der UdK Berlin. Nach einigen Vorstudien (10 cm langes Ethernetkabel u.ä.) stellt sie sieben Objekte mit offensichtlichen Macken vor, darunter eine Schreibtischlampe, die man festhalten muss, einen Wecker, der nur klingelt, wenn man an seiner Schnur zieht, und einen Kompass, der immer in die Richtung seines Benutzers ausschlägt.

Für die hier runterladbare Arbeit gab es von der UdK im Übrigen einen Preis und, zusammen mit den Ergebnissen der weiteren Preisträgerinnen, bis zum 13. Januar eine Ausstellung in der hauseigenen designtransfer-Galerie am Einsteinufer. Und, wer weiss, vielleicht ist dies ja der Beginn eines globalen Trends in der Warenwelt, der unter dem Label Stupid Design die kommenden Jahre bestimmen und ganz nebenbei zu neuen Ufern in der Garantie- und Gewährleistungsrechtssprechung führen wird.


21.01.2006 | 10:32 | Alles wird schlechter | Sachen kaufen | Sachen anziehen

Antipoden quälen


(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Ist es Zufall, dass die zwei Körperteile, die vom Besitzer am meisten gequält, gedemütigt und gefoppt werden, ausgerechnet des Körpers Pole, der Kopf und die Füsse sind? Bei Mariah Carey korrespondieren sie sogar direkt miteinander, sie bekomme ohne High-Heels Kopfschmerzen, weil sie über keinerlei Erfahrung im Laufen ohne Absätze verfüge, meinte sie Freitag in einem Münchner Gesellschafts-Magazin. Und ihr Berliner Kollege Farin Urlaub bemerkte ebenfalls (in einem ringelnatzschen Liedchen) eine Bereitschaft zur Kommunikation, wiewohl okkulteren, zwischen beiden Antipoden: "Am Ende meines Körpers (von den Füssen aus gesehen) wachsen Haare, der Weg dorthin ist lang, ... die Reise dauert 7 Jahre. An regnerischen Tagen sind die Haare von hier unten kaum zu sehen ... sie sind ein bisschen unheimlich und seltsam und nachts machen sie oft Krach." Menschen setzen sich "Basketball- oder Rappermützen" (Joachim Lottmann), auf den Kopf, hinten hängt ein mit einem Frotteering zusammengehaltener Zopf heraus, und auf den Schirm wird die Sonnenbrille geschoben, wo sie so lange bleibt, bis die Mütze verwest ist. Bei den Füssen das gleiche Schauspiel, alles, was geht, bekommt Absätze, Turnschuhe und Gummistiefel und dazugehörige Schonbezüge, und man wartet, nachdem die Gesundheitsfirma Birkenstock nun die neue Saison wieder mal mit Flip Flops angeht, deren Eleganz der einer Scheibe Graubrot mit Tilsiter in nichts nachstehen, wann sie wohl mit Ballettschuhen "antanzen" wird.

Tex Rubinowitz | Dauerhafter Link | Kommentare (7)


19.01.2006 | 23:01 | Berlin | Alles wird schlechter | Sachen kaufen

Kundenfreundlichkeit reloaded

Supermärkte neigen dazu, ausgeblendet zu werden aus einem Kosmos voller Designershops, hipper Frittenbuden und exotischen Märkten voller ausreichend guter, aber billiger Produktfälschungen. Ab und zu, wenn sie z.B. mal renoviert werden, lohnt sich ein genauerer Blick dann doch. Nicht ins Sortiment, das wird ihnen, wie wir wissen, von monopolistischen kartellrechtlich unbedenklichen Grosshändlern in die Regale gedrückt. Nein, es sind die kleinen Nebensächlichkeiten, durch die konkurrierende Ketten Profil gewinnen.

Sie verlassen den reizlosen Sektor (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Kaisers z.B. hat seit neuestem lustige Substanzen ins Sprinklersystem gemischt, die wohl dann freigegeben werden, wenn jemand mit Pudelmütze vor der Bäckertheke "Ein Roggenbrot, aber in kleinen Scheiben!" verlangt und kein passendes Kleingeld dabeihat. Wahrscheinlich werden demnächst auch Drehkreuze in den Kassengang eingebaut und mit Starkstrom belegt, wenn die Geldkarte mal wieder streikt.


Kassen-TV (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Konkurrent Reichelt hingegen sorgt sich um die Unterhaltung der Kassiererinnen und hat ihnen deshalb gleich unterhalb der Falschgeld-UV-Lampe einen Bildschirm installiert. Auf diesen überträgt pro Kasse eine eigene Kamera von unterm Laufband die Sicht auf den Schrittbereich der Kundschaft, und wer da kein ausreichend dickes Portemonnaie stecken hat, braucht seine drei Joghurtse gar nicht erst zwischen die Kundentrennhölzer zu stellen.

Markus Kempken | Dauerhafter Link | Kommentare (3)


16.01.2006 | 21:27 | Alles wird schlechter | In eigener Sache

Die saubere Riesenmaschine


(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Da sich die um das Jahr 2000 herum geplante Sendezeitbegrenzung im Internet leider bisher nicht durchsetzen konnte, schreitet die Zensurabteilung der Riesenmaschine gewohnt kompromisslos und vorauseilend zur Tat: Die bei unseren Lesern vielfach auf Widerwillen gestossene unsittliche Werbung für "Porno-Sex-Theater", "Lieben – aber wie?", "Das nackte Weib" u.v.m. wird ab sofort nur noch zwischen 0 und 4 Uhr morgens MEZ geschaltet.

Wie die statistische Analyse des Leserverhaltens zeigen, halten sich in diesem Zeitfenster nur noch Autisten, Ausländer und andere Minderheiten in der Riesenmaschine auf, die die Vorzüge der Nacktheit anderer noch zu schätzen wissen. Alle, die sich hierbei zu kurz gekommen fühlen, dürfen sich auf unseren in Kürze verfügbaren nachmittäglichen Klingeltonwerbeblock freuen.


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