Riesenmaschine

07.12.2005 | 00:57 | Alles wird schlechter

Place Your Tag Here


(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Ästhetik und Form von Street Art und Graffiti hat die Werbebranche ja nicht erst gestern für sich entdeckt. Beliebt sind neben dem latent subversiven Potential, der urbanen Optik und der vermeintlichen Credibility sicherlich auch die quasi nicht vorhandenen Schaltkosten. Das kann sogar ganz gut funktionieren, erst vor einigen Wochen fand etwa in den USA Street Art mit Playstation-Motiven Beachtung, die sich später als Sony-Kampagne entpuppte.
Es kann aber auch ganz furchtbar schlecht funktionieren, wie die Marketingabteilung von Universal Music beweist. Hier läuft aktuell die Promotion zum neuen 50 Cent-Album, dem Soundtrack des im Januar startenden Films Get Rich Or Die Tryin' (der es ganz nebenbei souverän in die Bottom 100 der Internet Movie Database geschafft hat). Dafür bedienten sich die Damen und Herren Promoter der einfachen Assoziationskette 50 Cent – HipHop – Graffiti – Tagging und ergänzten die ansonsten unspektakulär mit Albumcover und Releasedatum bedruckten Werbeaufkleber mit einem weissen Kasten und der Aufforderung Place Your Tag Here.
Das wirft jetzt Fragen auf: Welcher Nachwuchs-Sprayer, der etwas auf sich hält, wird diesen Unsinn ernsthaft mitmachen? Wenn es doch jemand tut, wäre es dann illegal? Falls ja, wen müsste man belangen – Universal oder den Taggenden? Und was würde 50 Cent zu alldem sagen? Wir wissen es nicht. Eins hingegen ist sicher: So real wie Universal hat es noch kein Plattenlabel gekeept.


05.12.2005 | 18:58 | Alles wird schlechter | Essen und Essenzielles

Kevin, go home!


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Wir haben uns ja bereits in anderer Angelegenheit zum inversen Midas-Prinzip der Marketingabteilung von Ferrero geäussert, demgemäss alles, was der Konzern kommunikativ anfasst, zu Scheisse gerinnt. Jetzt ist dem Schokoimperium ein neuer Griff ins Klo gelungen, indem sie das vertraute Gesicht der Kinder-Schokolade ausgewechselt haben.
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Zugegeben, das alte Konterfei, bei dem es sich entgegen anderslautenden Gerüchten nicht um den jungen Tommy Ohrner gehandelt hat, sondern um einen gewissen Günter Euringer, war bei Licht besehen auch stets eine ziemliche Zumutung. Daran konnte auch das zwischenzeitlich klandestin vollzogene Facelifting inklusive Hemdwechsel nichts ändern. Das neue Gesicht aber stellt an Arschlochhaftigkeit noch einmal alles Dagewesene in den Schatten. Dazu passt, dass der Konzern den neuen Kinder-Jungen, dessen Hobby vermutlich
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Vulkane sind und der sicher einmal Betriebswirtschaft studieren wird, auf den Un-Namen "Kevin" getauft hat. Allerdings scheint damit endgültig die Zumutbarkeitsschwelle überschritten zu sein. 12.000 Petitionen für die Rückabwicklung von Kevin sollen bereits bei Ferrero eingegangen sein, berichtet die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung von gestern – und knüpft daran die Hoffnung, dass "die Fans bei Ferrero weiter aufräumen mögen". Ganz im Sinne der Riesenmaschine – und womöglich durch sie inspiriert – fordert die FAS in ungewohnter Drastik: Weg mit dem "Milchjieper". Weg mit dem Pseudo-Promi Howard, der neuerdings die Rocher-Kugeln bewirbt. Und vor allem weg mit den "Küsschen für gute Freunde". Wir können nicht anders, als dem erneut beizupflichten.

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Gib dir die Kugel, Howard!


05.12.2005 | 11:44 | Nachtleuchtendes | Alles wird schlechter | Sachen kaufen

Hässlichstes Gadget der Welt entdeckt (uPod)


uPod (Ugliest Possible Device) (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Viele Menschen wissen nicht, dass die Riesenmaschine neben den 39 Autoren auch eine Heerschar von Rechercheursschergen beschäftigt. Traurigerweise kam es dabei kürzlich in den abgedunkelten Kellerhallen zu einem Unglücksfall: Eine visuell zartbesaitete Person geriet unvorbereitet in Sichtkontakt mit dem nebenstehenden Bild, der "Jeep Color TV/Radio/Lantern". Die Aufseher deuteten die Konvulsionen und blutenden Augen gleich korrekt – das hässlichste Gadget der Welt ist endlich entdeckt, der legendäre uPod (Ugliest Possible Device). Die Redaktion der Riesenmaschine wurde selbstredend sofort informiert, glaubte aber zunächst an einen Scherz, weil es sich beim Hersteller nicht um Siemens handelt. Inzwischen hat sich das Drama jedoch in seiner vollen Unästhetik über uns ergossen, und wir geben es natürlich gern an unsere Leser weiter.
Mit diesem Gerät wurde nicht nur gezeigt, wie man heute ein Gadget für Menschen von gestern mit Technikschrott von vorgestern entwickelt, darüberhinaus fanden auch die schlechtesten auffindbaren Designrichtlinien für taiwanesische Spielzeug-Plastikroboter der 80er Jahre Anwendung. Auf provisorischer Basis wurde "hässlichstes Gadget der Welt" bisher von der Handyserie "Xelibri" geführt – nun muss der Platzhalter dem ersten echten Titelträger weichen. Die Kosten für diesen Zyklops sind mit 300 Dollar überraschend niedrig; Menschen, die so eine gerätgewordene Zumutung tatsächlich kaufen, würden wohl auch 3000 Dollar dafür ausgeben.


04.12.2005 | 15:54 | Anderswo | Alles wird schlechter | Sachen anziehen | Zeichen und Wunder

Fun ist ein Stahlgewitter


(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)

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Während für eine der drei weltweiten Problemzonen (Ostdeutschland, USA, Naher Osten), nämlich den deutschen Osten, vorsichtige Entwarnung zumindest in Sachen Nazismus gegeben werden kann, erreicht uns aus den Vereinigten Staaten ein neuer Trend: Humor unter Nazis. Selbstironie und Satire bei den Glatzen und Gestrigen. Über ein Onlineversandhaus, das neben dem üblichen "Meine Ehre heisst Treue"- und "White Pride"-Schwachsinn ebenfalls immigranten- feindliche "Deport Pedro"- und "Border Control"-Shirts verkauft, sind auch recht pittoreske "Happy Hitler Girly-Shirts", Waffen-SS-Athletic-Club-Leibchen (siehe Bild) und "My Boss is an Austrian Painter"-Stossstangenkleber zu erwerben – allesamt Produkte, über die der gemeine Titanic-Leser und geistreiche Antifaschist lachen würde, wenn, ja: Wenn man eben nicht wüsste, dass es die Nazis selbst sind, die so in den "semiotischen Krieg" (Umberto Eco) ziehen. Die Subversion schlägt zurück und entstellt eben nicht mehr die Codes der Nazis, sondern die Subversion des humorigen Antifaschismus.
Jan Delay, Hamburger Rapper und Karl-May-Reggaemusiker, wusste da vor Jahren wohl schon mehr, als er in seinem Lied "www.hitler.de" (interessant, was Google dazu liefert) prophetisch sang: "Der böse Mann mit dem kleinen Bart ist noch gar nicht tot [...] aber das ist noch gar nicht das schlimmste, Mann: viel grausamer ist, dass er jetzt auch grinsen kann!" Also schnell noch mal darüber lachen, vielleicht muss man sich dafür ja in Bälde der Volksverhetzung bezichtigen lassen. Die Adresse des Versandhauses geben wir übrigens nicht preis, denn es gilt: Nazis linkt man im Leben, aber nicht im Netz.

Dieser Beitrag ist ein Update zu: The kids are quite alright


02.12.2005 | 15:02 | Alles wird schlechter

Verflixt


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Als ich im Mai 1996 meine erste Email-Adresse erhielt, enthielt sie viele Nummern und Zahlen in unsystematischer Anordnung (ausserdem die Buchstabenfolge "arsch", aus offensichtlichen Gründen). Aus diesem Grund musste man sehr dankbar sein, dass die sympathische Firma Tronet GmbH aus Troisdorf (im Bild: Kreuzung und Industriegebiet) einen einmaligen Service anbot: Eine einzige, lebenslange, leicht zu merkende Adresse, die auf "@flix.de" endete. Flix.de! Wer würde nicht mit so einer hervorragenden Adresse angeben wollen – jedenfalls weit besser als "s987904@stud.mail.uni-irgendwas.de". Dieser grossartige Spass kostete auch nur eine Mark pro Monat, später dann einen halben Euro – das alles mehr als ein Jahr vor der Gründung von GMX und immerhin wenige Wochen vor dem Launch von Hotmail, Firmen, die ohne die bahnbrechende Flix-Idee vermutlich nicht denkbar gewesen wären. Und eine Mark pro Monat für Flix.de statt Hotmail.com, ist das zuviel verlangt? Keinesfalls, und daher zählte ich nahezu zehn Jahre lang zu den nicht sehr zahlreichen Kunden von Flix; meine Kundennummer war 300, vermutlich so eine Art obere Grenze. Ab und zu kam eine Rechnung, manchmal auch jahrelang nicht, und es funktionierte immer. Jetzt macht Flix Schluss. Mittlerweile von Adeos Media GmbH aufgekauft, war das Ganze wohl auf Dauer ein wenig unrentabel – eine grosse Überraschung für alle natürlich, und auch ein Schock. Da draussen muss es mindestens dreihundert Flix.de-Menschen geben, die nach zehn Jahren verzweifelt nach einer neuen Identität suchen. Es ist mit einem Ansturm auf Psychiater und Tierheime zu rechnen.


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