Riesenmaschine

12.03.2008 | 14:21 | Anderswo | Alles wird besser | In eigener Sache

Riesenmaschine auf der Leipziger Buchmesse


Die indische Question Box (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)

Low-Tech-Questionbox der Riesenmaschine (Martin Baaske bitte wegdenken, Leipziger Buchmesse dazudenken. Foto: Jan Bölsche)
Überall gibt es heutzutage Internet, selbst in der Antarktis und im Weltall. In den indischen Dörfern Ethida und Poolpur kann man neuerdings die Question Box befragen und bekommt daraufhin ergoogelte Auskünfte über Reisanbau und Cricketergebnisse vorgelesen und erklärt. Die letzten verbleibenden internetfreien Orte sind deutsche Hotels und Messen. Auch auf der diesjährigen Leipziger Buchmesse vom 13. bis 16. März gibt es wie gewohnt kein kostenloses W-LAN. An dieser Stelle kommt die Riesenmaschine ins Spiel, die dieses Jahr dank der Vermittlung des Verbrecher Verlags erstmals mit einem Buchmessenstand von 1 qm Grösse vor Ort vertreten sein wird (neben der Leseinsel Junge Verlage, Halle 5, Stand D200). Messebesucher, die Fragen an das Internet haben, können diese Fragen entweder am Schalter des Riesenmaschinestands vortragen oder schriftlich im dafür vorgesehenen Einwurfschlitz (in der Abbildung rechts, siehe Pfeil) deponieren. Die geschulten Riesenmaschine-Fachkräfte Aleks Scholz, Michael Brake, Kathrin Passig und eventuell sogar Sascha Lobo werden von Freitagmittag bis Samstagabend Auskünfte erteilen und auf Wunsch Blogs, Feeds, Twitterungen oder private Mail verlesen. Ob eine Liveübertragung des Geschehens in die Online-Riesenmaschine stattfinden wird, entscheiden wir anhand der Gegebenheiten vor Ort.


10.03.2008 | 13:53 | Anderswo | Zeichen und Wunder | Vermutungen über die Welt

Atavismen auf Schienen


(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)

2,7 Promille bei 120 km/h (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Was dem gut angebundenen Grossstädter nur selten bewusst wird: Es ist keineswegs so, dass die Evolution auf Schienen eine binäre Monokultur von ICEs und Regionalexpressen hervorgebracht hätte, örtlich nur flankiert durch einige regional operierende und privatisierte Putzerfische. Dazwischen tummeln sich immer noch einige IC-Quastenflosser, die ihrerseits die DNA und das Zellmaterial der InterRegios – Gott hab sie selig – resorbiert haben. Wie in einer Zeitmaschine begegnet der Reisende darin vergilbten Waggons im Miami-Vice-Farbschema, die auch in der Bistro-artig lockeren Sitzanordnung noch ganz den Geist der frühen 80er atmen. Das irritierendste Detail dieser psychedelischen Erfahrung von Schienen-Atavismus aber: Durch den Zahn der Zeit sind die vertrauten Warnaufkleber im Zwischenraum der Doppelverglasungen heruntergerutscht und arrangieren sich am unteren Rand randomisiert neu. Es sieht ein bisschen aus wie postmoderne Kunst beziehungsweise wie in der Wohnung oder im Kopf eines Trinkers. Was das über den Zustand der Bahn und das Erbe der alten Bundesrepublik aussagt? Keine Ahnung.


09.03.2008 | 13:19 | Anderswo | Sachen kaufen | Sachen anziehen | Zeichen und Wunder

Heiss und heisser


Geschätzte 25 Grad
Während der bescheuerte und unansehnliche Buchstabe "ß " in seinem Ursprungsland so langsam ausstirbt, unternimmt man anderswo verzweifelte Rettungsversuche. "heiß" nennt sich trotzig eine Hongkonger Schnickschnackoutfitkette. Und stösst verdientermassen auf Schwierigkeiten. Das Eszett schreiben können in Hongkong nämlich nur speziell ausgebildete Grafikdesigner, weshalb "heiß" im Shoppingverzeichnis der City Plaza Mall in Taikoo Shing nur als "heiB" gelistet werden kann. Auch bei der URL muss man sich mit einem "b" bescheiden.

Präzise 3.871 Grad
Überhaupt ist die Frage, wie heiss "heiß" wirklich ist? Der Taschenladen Hiroshima ein Stockwerk über "heiß" ist wahrscheinlich heisser. Immerhin entstehen bei der Explosion einer Atombombe Temperaturen von 7.000 Grad Fahrenheit = 3.871 Grad Celsius. Dass die Betreiber der Hiroshima-Kette bei der Namensgebung durchaus die Atombombe mit im Sinn hatten, ist daran zu ersehen, dass man den Namen um den Zusatz "Japan" ergänzte. So sind Verwechslungen mit dem atombombenfreien Hiroshima/Holstein ausgeschlossen. Aus Japan kommen die Taschen deshalb trotzdem nicht. Genauso wie "heiß" ist Hiroshima eine Hongkonger Kette.

Christian Y. Schmidt | Dauerhafter Link | Kommentare (19)


04.03.2008 | 08:19 | Anderswo | Alles wird schlechter | Essen und Essenzielles

Farbe: egal


(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Klosteine, Windelkontrastflüssigkeiten, Kaninchenpisse, und jetzt auch noch Bier, blaues Bier. Natürlich aus dem farbenfrohen Japan, dem Land der grünen Gurkencola. Sie behaupten, die Farbe rühre von Eisschollen, aber wer soll das glauben? Deshalb haben sie noch ein paar Algen reingeworfen, in ihr Gebräu. Farbwechsel: Aus der Not eines riesigen Milchsees zwackt man bekanntlich seit einem Jahr Bilk, das bizarre Milchbier ab (warum zum Bier statt Salzmandeln nicht auch mal einen Keks reichen?). Nicht, dass die Japaner jetzt auch noch anfangen, Bier mit Zigaretten zu mischen – das haben wir schon gemacht. Saufen und rauchen in einem. Anzunehmen ist, dass Scherzkekse dieses Bier bereits statt im gewohnten Willibecher im Aschenbecher verlangt haben. Das kann man sich also auch sparen.

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Milch und Bier rat ich dir

Tex Rubinowitz | Dauerhafter Link | Kommentare (3)


25.02.2008 | 01:58 | Anderswo | Zeichen und Wunder

Geburtsfehler Umrissflagge


(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Nation Building ist eine schwierige Aufgabe und gewiss kein Zuckerschlecken. Alles muss man sich neu ausdenken, Verfassung, Regierungsform, Polizeiuniformen, und nachher schlagen sich die Leute doch nur wieder die Köpfe ein. Im Falle des Kosovo hätte die ganze Sache schon fast als gescheitert betrachtet werden müssen, als das Aussehen der neuen kosovarischen Staatsflagge feststand. Nicht nur dass das zugehörige vexillologische Symbol laut Wikipedia immer noch unklar ist und so Chaos und Durcheinander Tür und Tor geöffnet werden – die Umrisse des Landes aus dem Atlas ausschneiden und ein paar Sterne drüberkleben, weil man gerne in die EU möchte, so geht's natürlich sowieso nicht.

Umrisse sind schliesslich die denkbar langweiligste Art, eine Landesflagge zu gestalten: konkret, einfältig, für Kindergartenkinder schwer nachzumalen und als lustiges Ausnahmeexperiment auch schon lange an die frech im Mittelmeer herumliegende Inselrepublik Zypern vergeben, also eine klare Copyrightverletzung. Umrisse sind höchstens auf der Flagge der Vereinten Nationen angebracht, denn die Grenzen der Welt sind nicht so flüchtig wie die eines Landes – und vom Wegschmelzen bedrohte Landmassen wie die Antarktis wurden bei der Zeichnung einfach weggelassen.

Vorbild für den Kosovo hätte in dieser Frage, wie in so vielen anderen, eher Nepal sein müssen, das eine Flagge mit lustiger Doppelwimpelform und einem Hut (verkleidet als Halbmond und Stern) spazieren führt. Oder wenigstens Libyen, wo man viel Platz für eigene Ideen gelassen hat. Selbst die Vereinigten Staaten, traditionelle Verbündete der Kosovaren, haben es doch besser hingekriegt: Die Stars and Stripes können immerhin ein ausgefallenes Seitenverhältnis von 10 zu 19 und prinzipielle Upgradefähigkeit aufweisen. So macht man es, neuer Staat in unserer alten Runde! Aber du bist ja noch eine junge Nation, Kosovo, gerade erst in der Pubertät, da ist es durchaus erlaubt und geboten, Sachen auszuprobieren.


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