Riesenmaschine

11.04.2006 | 16:36 | Berlin | Anderswo

Deutsch-Japanische Luftwurzeln III und Schluss


(Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)

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In den hippen Second-Hand- und Designer-Läden von Aoyama findet man nachbearbeitete Bundeswehr-Parkas und die passende Adidas-Trainingsjacke zum Tocotronic-Outfit. Die Bekenner-Stadtjacke "Weimar" ist nur anhand der aufgenähten Begriffe "Sportzentrum – Fussballfeld – Leichtathletik" als Eigengewächs zu überführen. In den über die Stadt verteilten Outlets von Graniph Design T-Shirts begegnen einen Hemden mit Aufdrucken wie Splitter , Strahl, oder Die leichte Bedruckbarkeit, die sich formalästhetisch auf den Deutschen Herbst, im Kleingedruckten jedoch häufig auf eine ominöse "Vernissage" an der "Staatlichen Kunsthalle Baden-Baden" beziehen. Das wirrste, gleichzeitig ansprechendste Motiv handelt von "Israel" und davon, dass "Jeglichen Schwaermer" es "schlagt". Auch wenn der eigentliche Sinn hier verborgen bleibt, darf die Annäherung ans deutsche Wesen mit seinen markanten Themen und historischen Abgründen hier doch als gelungen gelten. Allerdings muss eingeräumt werden, dass die Deutschlandbegeisterung der Graniph-Designer nicht vollständig intrinsisch motiviert ist, sondern quasi nur die höfliche Antwort auf den Graniph T-Shirt Wettbewerb ist, bei dem 30 deutsche Designer Motive für das Label entwerfen durften und ein gewisser Ramon Haindl mit seiner überzeugenden Darstellung eines durch einen Teebeutel gehandikapten Adlers den Hauptpreis von 3000 Euro abräumte. Dieser Wettbewerb wiederum ist initiiert worden als Bestandteil des Deutschlandjahres 2005/2006, einer konzertierte Aktion von Goethe Institut, Auswärtigem Amt und diversen anderen staatlichen und para-staatlichen Institutionen, was das Bild ein wenig verzerrt. Schwer zu beurteilen, was an der aktuten Germanophilie der Japaner gemacht und behauptet, was daran authentisch ist. Die Maus jedenfalls ("Sie ist ein Sinnbild für Information, Bildung und Unterhaltung, sie repräsentiert Qualität und Kompetenz, und sie macht Spass. Kurz gesagt: Die Maus ist der ideale Botschafter für Deutschland in Japan 2005/2006."), wird es in ihrer öffentlich-rechtlichen Klobigkeit schwer haben, sich gegen das avancierte japanische Character Design (derzeit etwa die Happy Flowers von Takashi Murakami) durchzusetzen und in Japans Populärkultur Fuss zu fassen.

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Deutsch-Japanische Luftwurzeln II


11.04.2006 | 14:52 | Berlin | Anderswo

Deutsch-Japanische Luftwurzeln II


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Noch bis zum 7. Mai läuft im Mori Art Museum die unter Mitwirkung der Staatlichen Museen Berlin entstandene (und ab 7. Juni auch dort zu besichtigende) Ausstellung Tokyo-Berlin/Berlin-Tokyo, die den verschlungenen Luftwurzeln beider Kulturen nicht nur im Bereich bildender Kunst nachspürt. Selten hat man amüsantere Adaptionen von Grosz und Co gesehen, die sich gleichwohl durch ihren fernöstlichen Überperfektionismus als ebensolche entlarven. Frappierend auch der temporäre Gleichtakt in der Architektur, wobei die japanische Faszination für Bauhaus und Dada bis hinein in die Avantgarde-Musikszene – man denke etwa an Merzbow – ja längst aktennotorisch war. Auch ein Manga-Comic mit zwei Covern zur Ausstellung ist erschienen, in dessen inneren beide Städte "inhaltlich und formal aufeinander zuwachsen" – was sie offensichtlich tatsächlich tun und sich dabei jeweils haarscharf verfehlen.

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Deutsch-Japanische Luftwurzeln I


11.04.2006 | 09:51 | Berlin | Anderswo

Deutsch-Japanische Luftwurzeln I


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Auch wenn die einstigen Achsenmächte Japan und Deutschland gerade weltpolitisch und im Verhältnis zu den USA diametral unterschiedliche Richtungen verfolgen, wie ein Leitartikler im International Herald Tribune vom vergangenen Wochenende nachzeichnet, erscheint die Wechselbeziehung in – nun ja – "kultureller" Hinsicht davon ungetrübt und strebt fast in Richtung einer neuen Entente. Oder nennen wir es lieber: Reichhaltigkeit produktiver Missverständnisse. Während in Deutschland gerade die Cosplay-Welle anrollt und sich in Verbindung mit Mangas und Visual Kei zu einer ernst zu nehmenden Tween-Jugendkultur verdichtet, scheint das Thema in Tokio selbst schon wieder beinahe durch zu sein. An der berühmten Cosplay-Fussgängerbrücke in Harajuku überwiegen die internationalen Kamerateams auf der Suche nach Cosplayern zahlenmässig mittlerweile die verkleideten Vorstadtmädchen. (Für Jungs scheint das Ganze eh nicht gemacht gewesen zu sein. Auf den nächtlichen Strassen von Shibuya und Shinjuku begegnen sie einem derzeit eher herausgestylt als Business-Punks: sonnenbankgebräunt, mit wilder Spike-Frisur, Anzug, offenem Hemd und Louis-Vuitton-Handtäschchen.)
Dafür steckt Tokio gerade komplett im Deutschland-Fieber. In jedem noch so kleinen Nacht-Supermarkt gibt es ein überbordendes Sortiment an WM-Merchandise-Artikeln bis hin zum Radiergummi in Deutschland-Farben. Der Buchmarkt reagiert auf das bevorstehende – für Japan weniger sportliche als touristische – Grossereignis mit einem grossen Ausstoss an Publikationen, die sprachliche und kulturelle Essentials des Gastgeberlandes bündig erklären.


05.04.2006 | 07:40 | Berlin | Sachen kaufen | Vermutungen über die Welt

Themenhalden

Wenn man in Berlin aufgewachsen ist, konnte man beobachten, wie hier nach dem Fall der Mauer ein stadtökonomischer Mechanismus langsam, aber sicher Fuss fasste, den man nur aus anderen europäischen und amerikanischen Städten kannte: Die Häufung von Fachgeschäften einer Richtung in einem Viertel. Früher war Berlin sehr stark nach Kiezen organisiert, jedes grössere Viertel hatte seine 37 verschiedenen Läden, in denen man sich versorgen konnte. Inzwischen gibt es rund um den Hackeschen Markt so viele Schuhläden, dass die hippen Schuhe, die man im ersten Laden gekauft hat, schon wieder out sind, wenn man bemerkt, dass sie im letzten Laden die Hälfte billiger gewesen wären.

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Aber Berlin wäre nicht Berlin, wenn das gnadenlose Hinterhinken im Ballungstrend nicht durch übertriebenes Rechtsüberholen des Trends und Vermischung mit einem völlig anderen Zweittrend ausglichen würde. Während in New York und London nämlich seit Jahren die immer gleichen PopUp-Stores und -Clubs gehypt werden, sind in Berlin schon PopUp-Müllhalden in. Und zwar nicht irgendwelche, sondern eben geballte Themenmüllhalden. Oder wie ist es sonst zu erklären, dass an der oben fotografierten Stelle am Mauerpark in Berlin Prenzlauer Berg fünf zerfetzte Kinderwägen stehen? Und sonst kein Gramm Andermüll?


03.04.2006 | 21:22 | Berlin | Alles wird schlechter | Sachen kaufen

Aussichtslos


Warschauer Brücke mit Teilpanorama, aber noch ohne Werbetafel (Foto: procorde / Lizenz)
Immer genau dann, wenn man sich mit dem Kapitalismus und seinen Machenschaften arrangiert hat und angesichts bereits wieder herannahender, revolutionärer Umtriebe zum 1. Mai nur noch den Kopf schütteln will, dann legt der Kapitalismus noch ein Scheit auf das Feuer, auf dass der Hass auf das System/die Reichen/die Konzerne/die Globalisierung wieder auflodert.

Den neuesten Streich kann man dieser Tage von der grausam-schönen Warschauer Brücke in Berlin beobachten. Grausam ist diese Brücke im Stadtteil Friedrichshain, weil der Wind und das Publikum dort so unerbittlich sind wie sonst nirgends in der Stadt; schön, weil der Ausblick auf die Innenstadt Panoramaqualitäten hatte. Ja, hatte. Denn mitten in die Skyline rund um den Fernsehturm hat jetzt der Metro-Konzern ein wahnwitzig überdimensioniertes Firmenlogo platziert, das den bei Touristen wie Neuberlinern sehr geschätzten Ausblick vollkommen zerstört. Bizarr gross, gelb, blau und in ästhetisch wenig ansprechender Typographie steht der Supermarktanzeiger erhoben über dem zugehörigen Gebäude, exakt in der Blickachse des Fernsehturms, im Sichtfeld nur knapp links neben dem Gebäude des Ostguts, direkt vor dem Ostbahnhof. Eben mitten im Ausblick.

Wer bisher beim Blick von der Brücke "toll", "schön" oder meinetwegen auch "geile Scheisse" dachte und sich über die Ansicht freute, denkt jetzt "Metro" bzw. nur noch "Scheisse". In Zukunft werden Urlaubsbilder aus Berlin von überdimensionierter und äussert unsympathischer Reklame handeln. Dabei hatte man gerade eben die ärgerliche Inbesitznahme des Fernsehturms durch die Telekom verdaut und aus der bewussten Wahrnehmung getilgt. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis das Überhandnehmen des aufdringlichen Kapitalismus die Menschen wutentbrannt auf die Strasse treibt. Bald ist ja wieder 1. Mai.


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