Riesenmaschine

29.11.2005 | 19:07 | Berlin | Anderswo | Papierrascheln

Kölnbuch Release


(Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
Ein Tipp für ziemlich kurzentschlossene Berliner: Heute Abend ab 20:30 wird im Festsaal Kreuzberg das Kölnbuch, erschienen im Verbrecherverlag, vorgestellt, in dem auch Riesenmaschine- Korrespondent Christian Y. Schmidt mit einem Beitrag vertreten ist. Der ausgesprochen kurzweilige Text, in dem Schmidt seine traumatischen Erinnerungen an einen Monat Kölner Comedy-Gulag Revue passieren lässt, wird von Verbrecherchef Jörg Sundermeier höchstselbst eingelesen, da der Autor bekanntlich in Asien weilt. Der Eintritt beträgt 4 €. Eine ausführliche Rezension des Bandes folgt eventuell demnächst hier.


28.11.2005 | 16:35 | Berlin | Sachen kaufen | Essen und Essenzielles

Lecker, popecker!


(Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
Das Grauen! Das Grauen! Die Vorweihnachtszeit stürzt den Lebensmitteleinkäufer in schwere Sinnkrisen. Nirgendwo kommt man mit seinem Einkaufswagen durch, alles ist zugestellt mit Adventskalendern, Nikoläusen, Weihnachtsmännern und ähnlichem Unrat aus qualitativ niedrigstmöglicher Schokolade. Einen angenehmen Kontrapunkt setzen die nur in wenigen, ausgesuchten Fachgeschäften erhältlichen "Bitteren Schokoladen" des Berliner Chocolatiers Erich Hamann, eines kleinen 12-Personen-Betriebs, gelegen an einer der hässlichsten Strassen Berlins überhaupt, nämlich der Brandenburgischen Strasse im sterbenslangweiligen Wilmersdorf. Wie sich das gehört, pfeift Erich Hamann auf eine Internetpräsenz und treibt dafür seine Schokoladenbauer permanent zu absoluten Höchstleistungen an. Die Vollmilchschokolade aus genanntem Haus ist die zauberhafteste Schokolade aller Schokoladen: Leicht knackig im Biss, sodann zartschmelzend und von einer milden, sehr pastosen, jedoch niemals klebrigen oder aufdringlichen Süsse. Das Ladengeschäft in der Brandenburgischen Strasse 17 erinnert an eine niederländische Fleischerei aus den 60er Jahren und scheint direkt aus der Kulisse eines Films von Alex van Warmerdam zu stammen: Strenge, aber blitzsaubere Gardinen- und Kacheloptik, klare Linien. Ebenso sind die Schokoladentafeln gestaltet: Zartes Kästchenmuster, ein altherthymliches Logo, Schwungvolle Signatur quer über die Schachtel und eine Produktbeschreibung in Helvetica. Wer je diese Schokolade ass, wird nie wieder andere essen können. Bestellen kann man sie hier.


26.11.2005 | 18:19 | Berlin | Fakten und Figuren

Pixel 2.0


(Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
Das Web 2.0 – unendliche Weiten, grasende User, leider die meisten noch vom Typ User 0.7, aber man ahnt, alles könnte schön werden, dereinst. Doch letzlich besteht das Web 2.0 wie auch schon das Web 1.0 aus den gleichen visuellen Bausteinen, nämlich den Pixeln, diesen Atomen der virtuellen Welt. So recht konnte das das Web 2.0 nicht auf sich sitzen lassen. Und weil der Pixel 1.0 ebenso flexibel einsetzbar wie für seinen Zweck perfekt war, entwickelte sich mit dem Pixel 2.0 ein absolut baugleiches Produkt mit einer Menge neuer Marketingpsychologie drumherum (im Bild leicht links untermittig ein Original Pixel 2.0!).

Mit der hinlänglich bekannten Million Dollar Homepage fing die Pixelmanie zwar keineswegs an, erreichte jedoch einen (wirtschaftlich erfolgreichen) Höhepunkt in der Idee, einen Pixel Werbefläche für einen Dollar zu verkaufen. Die deutschen Nachahmer der erbärmlichen Eine Million Euro Homepage versuchten zunächst, das Konzept identisch zu kopieren. Nun wird die Werbefläche verschenkt, was offenbar über eine Pageranksteigerung refinanziert werden soll. Besonders putzig ist die Warnung vor Trittbrettfahrern, herausgehoben "ehemalige Geschäftspartner", die "geringe Online Marketing Erfahrung" hätten. Gemeint ist vermutlich die vergleichbar erbärmliche Kreditvermittlungsseite Eine Million Euro Page, die ihre Seriösität instantan erkennbar durch Textlinks illustriert: "200€ – 4500€ pro Monat durch das Bearbeiten von Umfragen verdienen", "500€ pro Monat OHNE grossen Aufwand verdienen", "20€ – 120€ pro Monat durch E-Mail`s verdienen", "Geld verdienen durch Smiley`S & Cursor" – wollten wir nicht alle schon so Geld verdienen?

Doch es braucht mehr Anhaltspunkte für den Pixel 2.0 als nur ein paar lauwindige Geschäftemacher ohne tiefergehende Rechtschreibkenntnisse. Und bitte: Die Stadtverwaltung in Berlin hat sich, vermutlich inspiriert durch Google Maps, von irgendeiner Agentur ein Pixelkonzept aufschwatzen lassen. Dabei sollen sich die Bürger jeweils den Pixel auf einem Satellitenfoto von Berlin reservieren, auf dem sie wohnen. Dann kann man draufklicken und mit ihnen Kontakt aufnehmen. Wahrscheinlich aus Scham hat Friedrichshain-Kreuzberg den Link zwar noch in der Navigation, aber deaktiviert. Auf der Seite von Berlin-Mitte hingegegen ist das konzeptionelle Projektvorstadium zu besichtigen. Oder die Projektruine. Wer kann das schon sagen.


25.11.2005 | 14:17 | Berlin | Zeichen und Wunder | Vermutungen über die Welt

Baumbeschilderungsreformen


(Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
Reformstau, was ist das? Eine sympathische Einstellung, die die Abteilung Grünflächeninspektion von Friedrichshain-Kreuzberg in Berlin offenbar an den Tag legt. Und so wird dort munter vor sich hinreformiert, und zwar im unfassbar wichtigen Bereich Baumnummerierung, Unterabteilung Beschilderung. Wie man dem nebenstehenden Bild – entstanden Paul-Lincke-Ufer Ecke Forster Strasse – entnehmen kann, scheint man bei der Verwaltungsbehörde zur Baumbeschilderung irgendwann eingesehen zu haben, dass die in weisser Farbe aufgetragenen Baumnummernschilder doch nicht ideal sind. Wind und Wetter, Wuchsschäden, Borkenkäfer – Farbe auf der Rinde hat viele Feinde. Wahrscheinlich kam man zum Schluss, dass angenagelte Schilder besser sind. Und wo man schon mal dabei war, nummerierte man die Bäume um. Aus Baum 59/13 wurde Baum xxx, die Nummer auf dem schwarzen Schild liess sich nicht mehr eruieren, sie muss jedoch drei- statt vierstellig gewesen sein.

Einige Zeit später wird ein junger Baum- und Forsthilfsassessor mit Karrieredrang ein flammendes Pamphlet gegen schwarze Baumschilder bei der Grünflächeninspektion in Umlauf gebracht haben. Er sah in einer vollständigen, 100%igen Totalreform seine Chance, schrieb ein vermutlich dutzendseitiges Konzept namens "Baumbeschriftungsreform des Bezirkes Friedrichshain Kreuzberg unter Berücksichtigung der grosspolitischen und weltwirtschaftlichen Veränderungen des 21. Jahrhunderts". Er stiess beim Oberbaumbeschilderungswart des Überbezirklichen Hauptgrünflächenamtes auf offene Ohren: Das weisse Baumschild wurde eingeführt, inklusive einer anderen Nummerierung, bei diesem Baum nämlich die Nummer 124. Doch auch dieser Vorgang mag länger her sein, die Nägel der weissen Schilder sind zum grossen Teil verrostet. Die Riesenmaschine wird daher die Baumbeschilderungsszene weiter intensiv beobachten – eine neue Reform kann nicht mehr lange auf sich warten lassen. Wir hoffen auf eine Lösung, die mindestens Bluetooth, hoffentlich aber auch GPS und ein Autotagging-Webcam-Vlog (Web 2.0!) enthält und antizipieren die entsprechende Schlagzeile des Berliner Baumboten: "Grünflächeninspektion überspringt das 21. Jahrhundert!"


25.11.2005 | 12:54 | Berlin | Alles wird besser

Trash Revival


(Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
Während das SZ-Magazin heute passenderweise mit einer schönen Titelgeschichte über Trash aufmacht (Untertitel: "Der moderne Mensch will sauber sein, dabei braucht er den Dreck zum Leben. Eine Hommage an den Schmutz in unserer Kultur"), verdichten sich die Gerüchte um die Wiedereröffnung und den neuen Standort unseres Berliner Lieblingsklubs, dem White Trash Fast Food, zur handfesten Tatsache.
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Nach der von lange angekündigten, dann aber doch überraschenden und verheerenden Schliessung des Stammlokals Ende Juli und einem kurzen Flohmarkt -Zwischenspiel soll das White Trash wohl in allerkürzester Zukunft, nämlich heute, im ehemaligen Irish Pub mit angeschlossenem Dolmen Club in der Schönhauser Allee 6-7 eröffnen.
(Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
Die Tradition, geschmacklose Locations weitehend im Urzustand zu bespielen, würde damit nahtlos und geschmackvoll fortgesetzt. In einer Rundmail mit der schönen Betreffzeile: "Bloodthirsty Bitches on Steroids seeking one night of meaningless fist" kündigen die Betreiber in gewohnter Tonalität, die wir so lange vermisst haben, an: So here's the story... They tried to break our balls, yes they tried to use their evil bureaucratic voodoo on us, but it was no match for our fear of having to get normal jobs. White Trash Fast Food is back, same shit, different place. Yes we have a new place, and we'd like you to see it. Your ticket will be sent in the mail, and should arrive thursday. So that's your invitation to come celebrate with us Friday, Saturday, and Sunday for a premiere preview weekend. Seitdem belauern wir den Briefkasten und werden am Wochenende, auch falls die Tickets nicht eintreffen sollten, einfach mal auf Verdacht dort vorbeischauen.

Dieser Beitrag ist ein Update zu: White Trash Floh Markt


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