Riesenmaschine

27.01.2009 | 12:01 | Berlin | Was fehlt | Zeichen und Wunder

Berlin twittert


(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Über Twitter wurde inzwischen so viel Erklärendes geschrieben, dass wir das ganz sicher nicht auch noch machen, im Notfall einfach Sascha Lobo, Thorsten Schäfer-Gümbel oder Barack Obama fragen. Was aber vermutlich kaum jemand wusste: Auch Berlin twittert. Leider bisher nur ein einziges Mal (immerhin öfter als München, Hamburg und Köln) und das mit einem eher kryptischen Verweis auf die durch und durch untragbare, da von vielen Neonazis bevorzugte Modemarke Thor Steinar. Handelt es sich hier am Ende um eine neue Werbeform? Häufig angesteuerte Twitternamen entern und einfach mal mit einer Markenbotschaft belegen? Bevor wir uns vor den falschen Karren spannen lassen, zur Sicherheit nochmal: Thor Steinar nicht kaufen! Das Zeug ist böse. Und hässlich. Noch viel wirrer ist allerdings, was Thor Steinar twittert. Und was sagt eigentlich der Berliner Bürgermeister zu alldem?


21.01.2009 | 02:01 | Berlin | Zeichen und Wunder | Papierrascheln

Subliminal Killer


(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)

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Sah ein Knab' ein Röslein steh'n / Röslein auf der Heide ... Eingedenk dieses Dichterwortes wollen wir einen Moment innehalten vom hektischen Treiben in der Spektakelgesellschaft und ein neues Sub-Genre der Street Art bzw. Urbanen Kalligraphie belobigen, das so subtil, subkutan, ja, subliminal daherkommt, dass es Gefahr läuft, gänzlich unbemerkt zu bleiben. Das raumgreifend Virile und Martialische, welches dem Graffiti-Urahnen noch in strenger Form zueignete, wird darin poetisch-feinfühlig ins Empfindsame transformiert. Auch begegnet man ihm gar nicht auf der Strasse, sondern im Hochregallager der Tempelhofer IKEA-Filiale, beim Zubehör für die PAX-Kleiderschränke. Dort nämlich, tief vergraben in einer Schütte mit KOMPLEMENT-Aufbewahrungsbehältern, 6er-Set, 7,99 €, hat ein gewisser AKTI3 seinen kleinen Tag-Sticker angebracht: als eine Form des homöopathischen Terrorismus im Reich der Zeichen, als konzeptuelle Miniatur über die Kunst des Verschwindens, oder aber als semiotische Flaschenpost aus dem Ghetto der Unterprivilegierten an die neobourgeois-saturierten Nestbauer, die wir sind. So geht IKEA Hacking wirklich.


17.12.2008 | 20:26 | Berlin | Supertiere | Zeichen und Wunder

952. Jahrestagung des Nordostdeutschen Verbandes für Altertumsforschung e.V.


(Foto: Michael Brake)

Huggenberger ging seine Notizen noch ein letztes Mal durch. Der heutige Vortrag vor der "Arbeitsgemeinschaft Urbanes Leben im 21. Jahrhundert" würde Soltermanns "Höhlenvögel"-Theorie endgültig auch vor den konservativsten Kollegen diskreditieren. Nie war er sich seiner Sache so sicher gewesen. Unterirdisch lebende, um 2250 ausgestorbene Vögel, wie hatte Soltermann die Fachwelt so lange zum Narren halten können! Das Hauptargument des Widersachers, Glas sei für die Menschen von damals unsichtbar gewesen, stand natürlich weiterhin im Raum. Aber weshalb die Behörden ausgerechnet durch die Aufbringung von Abbildungen harmloser kleiner Tiere auf eine solche Gefahr hätten hinweisen sollen, warum nicht z.B. durch die Silhouetten junger Männer auf Feindfahrt – an dieser Stelle klaffte eine Lücke in Soltermanns Theorie, und diesmal würde Huggenberger nicht schweigen, diesmal nicht! "Warum nicht gleich Schwebfliegen!", sagte er anklagend zum Spiegel auf der Herrentoilette, und schob probehalber noch ein "Hm?" nach.

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Ein schöner Tag im Lenkungsausschuss Obst


16.12.2008 | 19:01 | Berlin | Sachen kaufen | Essen und Essenzielles | Vermutungen über die Welt

Ein schöner Tag im Lenkungsausschuss Obst


Oft falsch eingeschätzt: die hohe Zahl der Vorteile der Erdbeer-Hochsaison (viele) (Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Den mächtigen Vonnebrink aus dem Fruitvertrieb und Stockmann vom Markenmarketing hatte Büscheling schon auf seiner Seite. Jetzt musste er eigentlich nur noch den Bereichsvorstand Öbste & Gemüsen der Holding, also Sasel selbst, überzeugen. Das neue Vertriebskonzept war einfach und genial "Einfach genial – genial einfach" (Büscheling hatte sich antrainiert, stets in Slogans zu denken). Erdbeeren seien in erdbeerdesignten Outlets verkaufen, Mandarinen in mandarinendesignten Outlets – er hatte eine 154seitige PowerPoint mit 153 verschiedenen Outlet-Entwürfen anfertigen lassen (das Quitten-Outlet konnte auch für Kaki verwendet werden): "Wir schaffen zwei, drei, viele Generic Retail Opportunities!" Ein Vorschlag wie ein Donnerschlag, nachgerade ein Donnervorschlag.

Der Lenkungsausschuss Obst sass dann auch wie vom Donner gerührt da. Bis Perlebach – "der Komet", wie sie ihn wegen seines Aufstiegs vom stellvertretenden Leiter Steinobst zum Vizeleiter Fruchtdrittverwertung in nur neun Monaten nannten – die Frage stellte: "Und ausserhalb der Fruchtsaison?". Büscheling hatte auf die Frage regelrecht gelauert und stiess die mit den Beratungsconsultants vorbereitete Antwort hervor: "It's not a bug, it's a feature! Ausserhalb der Saison ist es 3D Fruit Advertising." So sei immer Saison, jedenfalls für die Firma, trug Büscheling überzeugend vor.

"Ein völlig korrektes Argument", befand Sasel am Abend nach der Vorstandspräsentation, aber man müsse den Kunden ihren Vorteil auch nahebringen, am besten mit einem Schild. "Wann ist überhaupt Erdbeer-Hochsaison?" "Na, jetzt!", kannte sich Büscheling perfekt aus. "Das müssen Sie natürlich auch draufschreiben". Zufrieden schenkten sie sich einen Gemüsler ein, im Übrigen eine Erfindung Sasels, der damit den sinkenden Obstler-Umsätzen der Fruchtkörperverwertung begegnen wollte.

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Ein schöner Tag bei den Berliner Verkehrsbetrieben


12.12.2008 | 12:06 | Berlin | Nachtleuchtendes | Zeichen und Wunder

Ein schöner Tag bei den Berliner Verkehrsbetrieben


(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
"Machen Sie den Kunden die schiere Überfülle unserer Haltestellen irgendwie grafisch anschaulich!", hatte Klapheck gefordert, "7.432 Haltestellen, da muss man sich doch nicht verstecken, das kann sich doch sehen lassen!" Aber als es darum ging, wo sich diese vielen Haltestellen eigentlich befanden, hatte Wisseling natürlich aus keiner Abteilung der BVG Antwort auf seine Mail erhalten. Wahrscheinlich wusste man es nirgends so genau, 7.432 Haltestellen, das waren ja auch verdammt viele, wer sollte da den Überblick behalten. Na, es würde schon nicht so drauf ankommen. Erst mal Spree, Dahme und Havel aus dem Gedächtnis eingezeichnet. Dort hielten sicher keine Busse, und auch im Müggelsee nicht. Aber auf den Flugfeldern in Tegel und Tempelhof? Fuhren da nicht andauernd Busse herum? Und wo Busse waren, gab es sicher auch Haltestellen, viele Haltestellen. Die Busse der BVG hielten auch in Häusern, und in Parks, wie sollten alte und gebrechliche Bürger sonst ins Grüne gelangen? Jetzt noch die lückenlose Versorgung des Teltow- und Landwehrkanals mit Schiffshaltestellen herausstreichen. So, schon fertig. Waren es auch genau 7.432 Punkte geworden? Ach, das sollte der Praktikant übers Wochenende nachzählen.

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Ein schöner Bloomstag in der Güldenkron Fruchtsaft GmbH, D-57647 Nistertal


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