Riesenmaschine

12.02.2007 | 02:55 | Supertiere | Fakten und Figuren

Liedgut ohne Makel


Foto: wagoldby
Überall wird heute gesungen, sogar unter Walen und Japanern, man kann gar nicht anders, man muss das Singen allmählich verachten, missverstanden als Kennzeichen von zivilisatorischer Reife und Kultur. Dabei gerät oft aus dem Blickfeld, dass Singen auch praktisch sein kann, und man muss Gibbon sein, um sich das nicht hinter die Ohren schreiben zu müssen. Gibbons nämlich singen, wie jeder weiss, nicht nur in der Ehe, jeden Morgen ein Duett, um die Partnerschaft zu festigen, sondern auch, um vor Gefahr zu warnen. Seit Weihnachten ungefähr wissen wir jetzt auch, dass sich Ehegesang und Warngesang subtil unterscheiden, zum Beispiel enthält der Warngesang deutlich weniger Wa-, dafür deutlich mehr Hu- und scharfe Wau-Noten. Ausserdem tritt der weibliche Great Call im Paargesang deutlich früher auf, was auch immer das bedeuten mag. Das alles ist statistisch einwandfrei belegt und somit der erste Beweis für ein funktionell ausdifferenziertes Kommunikationssystem bei Freilandaffen. Schön und gut. Der eigentliche Vorteil im Vergleich zum menschlichen Liedgut jedoch liegt eben darin, dass man nicht einfach nur zuhört und dann einen Satz sagt, der mit "ich finde" anfängt, sondern eben, egal wie man es findet, auch noch davon profitiert, zum Beispiel Kinder kriegt oder länger am Leben bleibt, je nachdem, wieviel Wa oder Hu oder was auch immer. Dagegen bei uns kam es erst durch die degenerative Abspaltung des Pragmatismus von der Kunst, so wird man bald feststellen, zum endgültigen Untergang des Abendlandes. Im Klagelied des Gibbons: Whoo-a hoot hoot fitt fitt wu wu. (zweistimmig)


10.02.2007 | 13:32 | Alles wird besser | Fakten und Figuren

Weltvermessungsmassnahmen


(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Einerseits ist es natürlich sehr praktisch, dass es immer mehr Alltagsgegenstände mit eingebautem Lineal gibt, wie z.B. Stifte, USB-Sticks, Taschenmesser, Teigrollen und Bettdecken. Andererseits wäre es noch viel praktischer, wenn man einfach alles mit einem noch viel alltäglicheren Gegenstand vermessen und das Lineal damit endlich auch auf den Produktfriedhof befördern könnte. Dank der iPhotoMEASURE-Software (via Boing Boing) geht das jetzt, angeblich mit einer Richtigkeit von 99,5 %. Jetzt müssen nur noch Kameras in alles eingebaut werden, aber das war ja ohnehin geplant.


10.02.2007 | 01:15 | Supertiere | Fakten und Figuren

Neues vom Nasenaffen


Gegen soviel Niedlichkeit müssen die Conspecifics erst mal anstinken.
Vor ein paar Monaten machte eine Forschergruppe in Berkeley Schlagzeilen, weil sie Männer und Frauen mit verbundenen Augen über den Rasen krabbeln und an braunen Spuren schnüffeln liess. Was klingt wie eine etwas ratlose Studie zur menschlichen Sexualität, war tatsächlich eine Untersuchung des menschlichen Riechvermögens. Das, wie sich herausstellte, dem der Hunde insofern ähnlich ist, als auch Menschen einer Duftspur – in diesem Fall war es Schokolade – ziemlich akkurat folgen können. Nun hat dieselbe Gruppe erneut publiziert, diesmal tatsächlich zur menschlichen Sexualität, es ist verwirrend.

Der Titel der Studie – "Smelling a Single Component of Male Sweat Alters Levels of Cortisol in Women" – ist obendrein ein bisschen beängstigend, nicht nur wegen der nicht völlig überraschenden Implikation, Männerschweiss sei eine Frauendroge, sondern vor allem wegen dieser mysteriösen Single-Komponente, die er enthalten soll. Der erste Satz dann aber – "Rodents use chemosignals to alter endocrine balance in conspecifics" – versöhnt den besorgten Leser sofort völlig. Wenn Nagetiere dergleichen auch haben und machen, dann kann dagegen nichts einzuwenden sein. Letztendlich müsste man vielleicht sogar in treuer Nagetiernachfolge zum verstärkten Einnebeln der Conspecifics aufrufen. Stinkt mehr für Eure Nächsten! Sie werden es Euch danken, und zwar mit einem Cortisol-Level, dessen Schlussmonster sich gewaschen hat.


08.02.2007 | 01:17 | Berlin | Fakten und Figuren

Die Maschinenmensch-Maschine


Dieses Bild zeigt etwas überraschend den besprochenen Roboter in der Galerie 5213. Die Ausstellung geht nur noch bis Samstag.
Irgendwann in einer der nächsten 200 Futurama-Folgen wird es eine Szene auf einem Fussgängerzonenplaneten geben. Dort wird Fry einer als Roboter verkleideten Person am Strassenrand einen Dollar geben, sie wird sich dann ein ganz klein bisschen bewegen und Fry wird sich freuen und sagen "Toll, ich fühle mich wie vor 1000 Jahren. Da gab es auch schon Menschen, die so tun, als wären sie Roboter, um ein bisschen Kleingeld zu kriegen." Worauf Leela antworten wird: "Aber das ist doch gar kein Mensch, sondern ein Roboter, der sich bloss als Mensch verkleidet hat, der sich als Roboter verkleidet hat." Und wäre Fry nicht zum Jahreswechsel 1999/2000 eingefroren worden, sondern acht Jahre später, würde er dann antworten: "Achja, stimmt, ich erinnere mich, so einen hatte Cajus Pietschmann mal gebaut, der stand damals in der Galerie 5213 in Berlin. Sah aber nicht so realistisch aus wie der hier." Naja, Futurama wird auch nicht mehr das sein, was es gerade ist.


05.02.2007 | 13:17 | Supertiere | Fakten und Figuren | Zeichen und Wunder

Hello, Tarot


(Dieses Bild wurde vorsichtshalber entfernt und taucht wieder auf, sobald sich die Autorin oder der Autor um die Klärung der Bildrechte gekümmert hat.)
Man hätte selbst drauf kommen können. Es gibt rund 22.000 Hello-Kitty-Produkte (darunter den Hello-Kitty-Vibrator und die selbstgemachte Hello-Kitty-Bong) und ca. eine Million unterschiedliche Tarotkartensets. Was lag da näher als das Hello, Tarot (via Boing Boing)? Schon wenige Minuten später wäre man so reich gewesen, wie die Erfinder des Piktogramm-Tarots, des Gummibärchen-Tarots und des von weinenden Clowns gemalten Bach-Blüten-Tarots für Katzen (nämlich gar nicht). Aber noch ist es nicht zu spät. Wir melden hiermit Titelschutz für das Digitale-Bohème-Tarot, das Plattenbau-Tarot, das Döner-Tarot, das Pokemon-Tarot (Regelmässig erscheinen neue Karten – schnapp sie dir alle! Die Karten der kleinen Arkana entwickeln sich von allein zu Karten der grossen, wenn man sie gut behandelt!) und das Web-2.0-Tarot (abgerundete Ecken, weitreichende Community-Funktionen) an. Und versprechen, dass die in der Simpsons-Folge Lisa's Wedding eingeführte unheilvolle 23. Karte der Grossen Arkana (The Happy Squirrel) selbstverständlich in allen Sets vorhanden sein wird.

Michael Brake / Kathrin Passig | Dauerhafter Link | Kommentare (6)


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