Riesenmaschine

10.10.2006 | 12:30 | Anderswo | Alles wird schlechter | Fakten und Figuren

Mao für Manuel

Die in diesen Minuten in der wenigstens sehr schönen Pekinger Agricultural Exhibition Hall zu Ende gehende Ausstellung Art Beijing war nichts weiter als ein Bluff. Von den Veranstaltern vollmundig als "Asia's most exciting contemporary art fair" angekündigt, zeigte man hauptsächlich Kunstzeugs, das sonst das ganze Jahr über in den Galerien des Pekinger Dashanzi Art District sowieso schon auf engstem Raum versammelt ist. Zu den Ladenhütern der Pekinger Galerien gesellten sich dann noch ein paar Ausstellungsstücke aus dem Ausland, wobei hier die deutschen Galeristen das grösste Kontingent stellten. Die Deutschen sind offensichtlich für den chinesischen Kunsthype am empfänglichsten, unter anderem wohl auch, weil sie ihn mitentfacht haben. Das ändert aber nichts daran, dass ein Grossteil der zeitgenössischen chinesischen Kunst der reine Kitsch ist. Das immerhin durfte man auf der Art Beijng noch einmal im Schnelldurchlauf erfahren. Immer noch dominierte hier das ironisch gebrochene Mao-Porträt, neben allerlei Postkarten-Muschi-Malerei und auf Schock getrimmten, kunsthandwerklichen Skulpturen. Ganz das Richtige für das Wohnzimmer von Manuel Andrack also, aber wohl kaum genug, um "the market guidepost for influencing the overseas and domestic art resorurces" zu werden. Oder, halt, Denkfehler ... eben gerade doch.

Christian Y. Schmidt | Dauerhafter Link


06.10.2006 | 17:20 | Fakten und Figuren | Zeichen und Wunder

Joseph haut den Limbus


Foto: joeltelling
Der äusserste Kreis der Hölle wird wegrationalisiert. In ein paar Tagen will Papst Benedikt (von lat. bene = gut und der Partizip-Perfekt-Passiv-Form von -dicere = sprechen) XVI die Vorhölle abschaffen. Dieses nette Plätzchen Nahbereichsjenseits wird also nur noch kurze Zeit (~Ewigkeitsanteil) der Aufenthaltsort für Seelen sein, die ohne eigenes Verschulden vom Himmel ausgeschlossen sind. Im metaphysischen Alltagsgebrauch heisst das, dass der Warteraum für ungetauft verstorbene Neugeborene ersatzlos gestrichen wird. Als solches war der Limbus zwar nie ein Teil der offiziellen kirchlichen Doktrin, aber für eine Werbeaktion ist dessen Abschaffung immer noch gut zu gebrauchen. Der Vatikan scheint nämlich zu hoffen, dass der Katholizismus damit vor allem in Asien und Afrika (siehe Kindersterblichkeitsrate) positiv auffallen kann.

Na dann, ein Grund mehr für grundlose Ausgelassenheit. Holt euch eine Buddel voll Weihrauch und konkordiert durch die Strassen!

Johannes Grenzfurthner | Dauerhafter Link | Kommentare (3)


05.10.2006 | 05:43 | Berlin | Fakten und Figuren | Vermutungen über die Welt

BERLINNIUM!


Eines von 1.500 Bildern der BERLINNIUM-Maschine (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)

"Heinrich Dubel ist das Bindeglied zwischen Jakob Böhme und Erich von Däniken, zwischen Hugo Ball und Fox Mulder, zwischen Gilles Deleuze und Guy Debord." – FAZ (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)

Schultheiss-Gespenst (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
An dieser Stelle soll zum Besuch des zweiten Berlinnium-Zentralevents aufgerufen werden. Laut Ankündigungsmail wird es "SOUND & VISION!" geben, genauer: "1500 Images und 150 Berlin-Songs treiben die /random/-
Generatoren der *Berlinnium*-Maschine". Und "PSYCHOGEOGRAFIE!", wer könnte da nein sagen?

Präsentiert wird der Abend von Heinrich Dubel und dem Erratik-Institut ("lat. errare, welches irren bedeutet, einer irrigen Annahme verhaftet sein, einem Irrtum unterliegen, eine falsche Entscheidung treffen. Es bedeutet aber auch: abweichen, herumirren, umherschweifen"). Der theoretische Überbau der Erratik ist dabei selbstverständlich viel zu erratisch, als dass er hier kurz wiedergegeben werden könnte.

Zu den vordringlichsten Projekten des Instituts gehört die Hubschrauberforschung, die erste und schwierigste aller erratischen Disziplinen, deren Ergebnisse in dem wichtigen Buch Helikopter Hysterie Zwo zusammengefasst sind. Ferner die Erratische Architekturkritik, die sich unmittelbar auf die Ruinenwert-Theorie von Speer und Hitler beruft und eine Kritik der Oberfläche formuliert, die sich unter anderem mit Gespenstern im Stadtraum auseinandersetzt. Ein weiterer produktiver Zweig des Erratik-Instituts ist die Forschungsgruppe Materialermüdung, in der wiederum die Beobachtungsgruppe Swastika wichtige Arbeit leistet. Und natürlich die Psychogeografie/Psychohistorie, wo vor allem der weit fortgeschrittene Schultheiss-Komplex zu betonen ist.

Das alles war jetzt nur ein Bruchteil des aktuellen Forschungsstandes der Erratik, es gibt noch viel zu entdecken. Live kann man das Ganze dann heute abend erleben, ab 22 Uhr im M12 in der Karl-Liebknecht-Strasse 13, 1. Stock. Wie gerade noch per Mail reinkommt, wurde die BERLINNIUM-Maschine um einen Lauftextgenerator erweitert. Ausserdem: Im Ausschank auf Wunsch warmes Schultheiss!


03.10.2006 | 16:03 | Anderswo | Fakten und Figuren

Suche nach der Mitte


(Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)

(Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
Der Mittelpunkt von Toronto (Abbildung oben) kommt zunächst ein wenig unerwartet (Abbildung unten), aber es hat schon alles seine Richtigkeit: Google bestimmt den geometrischen Schwerpunkt von Toronto, indem es die Stadt vorsichtig auf einer Nadelspitze balanciert. Nun liegt die geometrische Mitte von Berlin im Spectrum gleich neben dem Technikmuseum am Landwehrkanal, wo auch der Beweis in Form einer auf Sperrholz gezogenen Berlinkarte und einer Nadelspitze einzusehen ist, die Googlemitte aber auf einer stark befahrenen Kreuzung neben dem Alexanderplatz. Auch die Mittelpunkte von Lüdenscheid und Gödöllö lassen zu wünschen übrig. Werden die Stadtmitten in Kalifornien festgelegt, indem Google-Mitarbeiter mit verbundenen Augen einen Schwanz an den Esel stecken? Einer der vielen Mittelpunkte von Neukölln liegt übrigens auf der Windschutzscheibe eines grünlichen Autos auf der Herrmannstrasse, Ecke Flughafenstrasse.


28.09.2006 | 05:57 | Alles wird besser | Fakten und Figuren

Gewaltmonopoly


Der Sicherheitsexperte hat die Nachbarskatze fest im Visier (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
Aus der Rechtsphilosophie kennt man die Behauptung des Anspruchs aller Menschen auf Rechtsordnung, der notfalls mit Gewalt durchgesetzt werden müsse. Dass die Gewalt selbst in rechten Bahnen verläuft, dafür hat der Staat zu sorgen, und der hat darauf ein Monopol. Doch Gewaltausübung kostet nicht nur körperliche Mühen, sondern auch Geld. Wirtschaft und Monopol sind jedoch seit jeher eine kritische Mischung – einer soll nicht alles und einer kann auch nicht immer alles. Die innere Spannung dieses Problems entlässt aus sich ein pikantes Phänomen: Private Streitkräfte. Früher mag es zur Wahrung von Law and Order grösstenteils genügt haben, dass der Viehdieb die Schrotflinte des Farmers in der Fresse hatte, aber heute benötigt man angesichts der globalen Herausforderungen natürlich viel wagemutigere Abenteurer, etwa private Spezialsoldaten, die mit Schnellfeuerwaffen umgehen können und sowohl zu Wasser als auch in der Luft einsetzbar sind. Nachdem zu den Kunden dieser Militärdienstleister a.k.a. Private Military Companies solch bekannte und geschätzte Persönlichkeiten wie Donald Rumsfeld gehören, hat die kräftige Nachfrage das Bestellungsangebot erheblich erweitert, bis zum Hindukusch und ins Zweistromland. Dieselbe Aufmerksamkeit wie das US-Verteidigungsministerium schenken diesen seriösen Sicherheitsmännern aber zunehmend auch wieder die auf ihr eigenes Monopol pochenden Juristen, die aus Gründen der Strafverfolgung von illegalen Machenschaften, wie unlängst in Somalia, oder gar von Kriegsverbrechen und Folter emsig dabei sind, den völkerrechtlichen Status dieser Kombattantenfirmen zu klären. Momentan sind die Privatmilitärs nämlich von Fall zu Fall sowohl Soldaten als auch Zivilisten und somit für Kriegsgerichte oder Den Haag rechtlich schwer zu greifen. Wenn Sie also noch schnell und stressfrei einen Bandenkrieg klären wollen, dann hurtig zum Telefon gegriffen und einmal Delivery in die Vorstadt bitte.

Ruben Schneider | Dauerhafter Link | Kommentare (2)


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