Riesenmaschine

30.03.2006 | 18:05 | Fakten und Figuren | Papierrascheln

Das Z am Ende ist am Ende


Wer möchte mit seinem Versicherungsvertreter
schon gemeinsam kiffen? (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
Kaum ein Blog schiebt eine derartige Bugwelle der selbsternannten Trendpäpstlichkeit vor sich her wie die Riesenmaschine. Da bleibt es nicht aus, dass man hier und da und auch mal dort gefragt wird: "Was ist eigentlich ein Trend?" – Die Antwort ist so simpel, dass man ihr misstrauisch Komplexität unterstellt. Trend ist, wenn man etwas anders machen möchte als die meisten anderen, aber nicht als alle anderen. Trendbewusstsein hat also nichts mit Aktualität zu tun, sondern nur mit verkrampfter, angstgesteuerter Abgrenzung von den Typen, die man für die falschen hält.

"Wie lange lebt ein Trend so?" – Als untoter Zombie kann ein Trend ziemlich lange leben. Nehmen wir einmal den uralten Trend, in der englischen Schriftsprache Buchstaben und ganze Morphemketten durch Buchstaben zu ersetzen, die ähnlich ausgesprochen werden, zum Beispiel ein "s" am Ende eines Wortes durch ein "z". Das erste Mal dürfte dieser Mechanismus Mitte der 80er mit der Rapgruppe Niggaz with Attitude bzw. dessen Gründer Eazy E an eine grössere Öffentlichkeit gelangt sein. Dieser Trend, der sich auch im Internet zunehmend manifestiert hat, ist nun unwiderruflich und für längere Zeit tot.

"Wann ist denn ein Trend tot?" – Ein Trend ist mausetot, wenn eine Schweizer Versicherung ihn in eine Werbeanzeige einbaut. Spätestens dann.


22.03.2006 | 02:13 | Alles wird schlechter | Was fehlt | Fakten und Figuren

SWF – Sinnloseste Website in Flash


Einer der besten Treppenliftsimulatoren überhaupt (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
Flash ist das Tranchiermesser unter den Programmierwerkzeugen. Einige begabte Köche können damit die schönsten Gurkenhaie und Kohlrabi-Blüten schnitzen, aber in den falschen Händen taugt es leicht für ein Massaker ersten Grades, bei dem alle überlebenden Beteiligten für immer traumatisiert bleiben. Obwohl ich selbst grosser Freund der gezielten Flashanwendung bin, weil sie durch ihre flirrend bewegte Buntheit hervorragend verkaufbar ist, gebe ich gerne zu, dass viele Flashseiten so sinnlos sind wie ein verschneiter März.

Und siehe da, die Riesenmaschine wurde von Herrn Knappe Wamba aufmerksam gemacht auf die derzeit amtierende SWF, die "Sinnloseste Website in Flash". Es handelt sich um eine virtuelle Probefahrt mit einem Treppenlift der Firma Lifta (Update: die uns um Entfernung des Links gebeten hat). Der begeisterte Treppenliftaficionado kann für die Probefahrt zwischen den naheliegenden Parametern "Wandfarbe", "Treppenfarbe" und "Polsterfarbe" wählen. Als echtes Premiumfeature, was in dieser Form von keinem anderen Treppenliftsimulator weltweit angeboten wird, lässt sich die Sitzfläche auf Knopfdruck hoch- und runter-klappen – und das beliebig oft! Da gerinnt die Möglichkeit, immer wieder die Treppen hinauf und hinab zu fahren, fast zur Nebensächlichkeit.

Die Riesenmaschine möchte die Gelegenheit nutzen und von nun an den Preis "SWF" unregelmässig vergeben. Vorschläge mit kurzer Begründung gerne in die Kommentare oder an input@riesenmaschine.de schicken.


21.03.2006 | 17:08 | Anderswo | Fakten und Figuren

Die Kleinen, die Bösen und die Geburtstagskinder


Der Kleinstaat Seborga ist eigenen Angaben zufolge
nur wenige Minuten von der Autobahn Genua-Nizza entfernt (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
Am 24. März ist es nun auch wieder so weit, der Baron von Caux, Johannes I Corvinus hat Geburtstag, er wird schlanke 52 Jahre alt. Gratulieren wird ihm mit Sicherheit neben dem Volk von Lucastan ("We will not be undersold!") natürlich der Herrscher von Sealand Prinz Michael, aber auch die durch den unappetitlichen Hundekadaverkrieg mit den USA zu zweifelhaftem Ruhm gekommenen Molossen. Nicht nur, weil diese Staaten untereinander durch eine mehr oder weniger innige Bande verknüpft sind, sondern auch und gerade durch die überlebenswichtige Zweckgemeinschaft der Mikronationen und Kondominaten untereinander. Mit Sicherheit auszuschliessen ist, dass Fürst Giorgio (im Bild) von Seborga gratulieren wird, er nimmt Baron Johannes übel, mit Prinz Michael befreundet zu sein, weil Bürger dessen Staates in den Mord an Gianni Versace verwickelt waren, mit dem wiederum Giorgio glaubte befreundet zu sein. Das ist insofern schade, weil die Geburtstagsgesellschaft, wenn man z.B. in Seborga, einem auf sanften Gemüsehügeln gelegenen Staat, der durch den weltweiten Export seiner Mimosen und seines Ginsters bekannt ist, gefeiert hätte, sich den einzigartigen Nusskuchen Seborgas nicht hätte entgehen lassen müssen. Weitgehend fern von solch zänkischen Scharmützeln ist die Republik Kugelmugel und der Freistaat Flaschenhals, allerdings auch von globalen Veranstaltungen, wie sie im unten verlinkten Beitrag beschrieben werden.

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Die Ausgestossenen

Tex Rubinowitz | Dauerhafter Link


21.03.2006 | 05:42 | Anderswo | Fakten und Figuren

Cute Culture in Deutschland


(Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)

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(Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)

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Wie H5N1 darf auch Cosplay nun endgültig als in Deutschland angekommen gelten. Der ursprünglich aus Asien stammende Virus ist mutiert und befällt nun nicht mehr nur japanische Teenager, die als Manga-Characters verkleidet auf Shibuyas Strassenkreuzungen posieren, sondern deutsche Teens und Pre-Teens. Übers Internet eingeschleppt scheint er vor allem die östlichen Landstriche zu befallen, wo er als legitimer Erbe der Gothic-Kultur auftritt. Ein Vorbote war bereits Ende 2005 der frenetisch gefeierte Auftritt von Dir en Grey, die ohne grosse Marketingunterstützung und unterhalb des Radars der meisten Feuilletons bereits über eine riesige Fanbasis in Deutschland verfügen.

Visual Kei, übersetzt etwa "visuelles System", liefert als neue Musikrichtung aus Synthiepop, Dark-Wave, Glam-Rock und New Romantic zusammengepanscht so etwas wie den Soundtrack zum Cosplay. Auch der Erfolg von Tokio Hotel dürfte eher als erster Ausläufer von Visual Kei in Deutschland zu erklären sein als mit allem anderen. In einer der letzten Bravo-Ausgaben fanden sich bereits mehrere Doppelseiten über andere Visual Kei-Bands. Mit Videospielen, Mangas, Visual Kei und Cosplay liegen nun alle Zutaten auf dem Tisch, die es für eine voll ausgebildete und nachhaltige Jugendkultur braucht, die man unter dem Label "Cute Culture" zusammenfassen könnte. Sie tut das, was alle Jugendkulturen immer gemacht haben: Sie liefert Gelegenheit zum Austesten von Identitäten und sexuellen Orientierungen, stiftet Rituale und bietet Anlässe zum gemeinsamen Abhängen. Vor allem aber erfüllt sie das Kriterium völliger Unnachvollziehbarkeit für Erwachsene und eröffnet damit einen konstitutiven Schonraum. Dabei liegt das Eintrittsalter wegen der Niedlichkeit, in der auch die gesamte Düsternis verpackt wird, noch einmal deutlich niedriger als bei den Vorläufern. Die Cute Culture wird grösser sein als Techno, grösser als HipHop, sie wird alles in sich aufsaugen.

Wer es noch nicht glaubt, hätte sich am vergangenen Wochenende auf der Leipziger Buchmesse überzeugen können. In Halle 2, gut getarnt hinter gähnend leeren Ständen mit den pädagogisch wertvollen Kinderbüchern war das Manga-Zentrum eingerichtet, wo auch die Cosplay-Convention abgehalten wurde. Der Carlsen-Verlag, grösster Abräumer im Mangasegment, hatte eine Grossbühne aufgebaut, vor der es, als Mangas gratis unters Volk verteilt wurden, zu tumultartigen Szenen kam. Die gesamte Halle war – mehr noch als in den Jahren zuvor – angefüllt mit kostümierten Zwölf- bis Fünfzehnjährigen, die sich von ihren Manga-Vorbildern – genauso wie in den Jahren davor – durch deutlich sichtbaren Babyspeck und deutlich wahrnehmbaren, ortstypischen Akzent unterschieden, aber bereitwillig und routiniert die Fotoposen einnahmen. Autofahrer durften sich über mit Handschellen und Häschenohren ausgestattete Teenager wundern, die trampend an der Autobahnauffahrt standen. Dass Cosplay gerade im Osten so gut ankommt, kann vulgärsoziologisch mit der allgemeinen Orientierungslosigkeit ebenso erklärt werden wie mit der vorherrschenden Tristesse, der Neigung zum Kitsch und zum Rekurs auf archaische Mythen. Wie auch immer: Es ist eine neue Farbnote, die dort in Zukunft das gefühlt hegemoniale Braun empfindlich stören wird. Manga-Characters klatschen keine Ausländer. Schon allein deshalb sagen wir: Willkommen in Deutschland, Cute Culture!


18.03.2006 | 20:05 | Fakten und Figuren | Essen und Essenzielles

Dinge im Schlaf erledigen

Medgadget macht uns auf einen CBS News-Beitrag aufmerksam, in dem eine seltene, aber lustige Nebenwirkung des in den USA beliebten Schlafmittels Ambien beschrieben wird: Die Betroffenen können im Schlaf essen, Auto fahren und, das Tollste: wach sein. Schlafforscher Mark Mahowald erklärt dazu: "Schlaf und Wachzustand schliessen sich nicht gegenseitig aus ... Das Gehirn kann buchstäblich halb wach sein und halb schlafen." Genau genommen war uns zwar neu, dass das Gehirn auch mehr als nur halb wach sein kann, aber man lernt ja gern dazu.

Die halb schlafenden Betroffenen legen merkwürdige Essgewohnheiten an den Tag und nehmen beispielsweise nächtliche Snacks aus Zigaretten mit Butter oder Salz-Sandwiches ein. Am schlimmsten aber ist der Zustand, in dem sie die Küche hinterlassen, und hier stellt sich die bittere Frage, warum der Körper, sich selbst überlassen, eine noch grössere Pottsau ist als unter der Aufsicht des Bewusstseins. Warum kann es nicht ein einziges Mal umgekehrt sein?

Falls unsere Leser eigene Experimente anstellen und herausfinden möchten, ob es nicht vielleicht doch möglich ist, im Schlaf etwa Hausarbeiten zu schreiben, seine Steuererklärung zu erledigen oder das Bad zu putzen: In Deutschland wird der Wirkstoff unter anderem unter den Namen Stilnox, Bikalm und Zolpidem vertrieben.


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- Flibb (ostpreuss. Warmbier mit Eiern)

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- Pfeffermühle statt Pfefferspray

- Zahnspangen wie Nelly (Grillz)

- Cordon bleu (schon der Name!)


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"Casino Royale", Martin Campbell (2006)

Plus: 3, 11, 69, 80
Minus: 8, 63, 76, 116, 126
Gesamt: -1 Punkt


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