Riesenmaschine

03.03.2006 | 16:03 | Fakten und Figuren

Manager von heute


(Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
Mal im Ernst, Logitech, das glaubt ihr doch selbst nicht, dass so der "Manager von heute" aussieht: Wie ein Möchtegernpopper, der sein Reissverschluss-Sweatshirt bei Strauss-Innovation kauft, im Büro Headset trägt wie der letzte Callcenter-Angestellte, vor sich auf dem Schreibtisch brav symmetrisch Tastatur, Aufklapphandy und eine ergonomisch geformte Wireless-Mouse mit Rallyestreifen à la Hardcore-Gamer drappiert. Oder jedenfalls, falls dem doch so sein sollte, können wir nicht erkennen, was daran "smarter denn je ..." sein soll. Für uns sieht es eher leicht minderbemittelt und wenig Respekt einflössend aus.


01.03.2006 | 08:32 | Fakten und Figuren

Malwettbewerb


Die Spirale des Archimedes (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
Können Sie nebenstehende Spirale abzeichnen? Eine Schnecke würde antworten "nicht ganz, aber dafür in 3D", ein Plattenspieler erwidert "selbstverständlich", und ein Bronzezeitmensch sagt überraschenderweise "ja, aber ich verrate nicht wie". Die Archimedische Spirale, eines der wenigen Dinge, die so perfekt sind, dass die Natur sie nicht ohne Hilfe des Menschen hinkriegt, und damit auf einer Linie mit, unter anderem, dem Muldenkipper, wurde, so glaubte man bisher, erstmals von Archimedes beschrieben, dem Mann, der an der Quadratur des Kreises scheiterte, aber dafür die der Parabel hinbekam. Jetzt findet man auf der Paradies-Insel Santorini (das liegt in Griechenland, wo man ja oft Interessantes findet) archimedische Spiralen an Höhlenwänden, die mehr als 1000 Jahre vor Archimedes' Geburt entstanden sein müssen. Nun ist das akkurate Malen dieser Figur, wie Sie mittlerweile wahrscheinlich herausgefunden haben, einigermassen kompliziert. Konnten die Bronzezeitgriechen besser malen als Sie, und besser als Dürer? Hatten sie einfach zuviel Zeit im Mittelmeerurlaub? Führten sie nicht oft genug Krieg? Warum haben sie dann nicht auch gleich Plattenspieler und Muldenkipper erfunden? Besass Archimedes eine Zeitmaschine? Oder ist das nur wieder so ein Scherz dieser Ausserirdischen? Noch weiss man es nicht, aber bis das geklärt ist, kann man sich damit befassen, am Bildschirm in der eigenen Höhle wunderschöne Spiralen zu zeichnen, eine nach der anderen, und sich vorzustellen, Archimedes, die alte Sau, hätte nie gelebt.


26.02.2006 | 05:23 | Fakten und Figuren | Essen und Essenzielles

Spritz dich nüchtern (vorher)


Klaas Kater, hat damit nichts zu tun (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
Es ist erstaunlich: Während man weiss, wie (hier irgendein irres Wissenschaftsding einfügen, ähnlich wie in "der Mensch kann zum Mond fliegen, aber kein WC-Papier bauen, das an der richtigen Stelle reisst", nur nicht so platt. Aleks?), kennt man sich mit den alltäglichsten Dingen wie schlafen oder verkatert sein kaum aus. So wenig man weiss, warum und wie Schlafen genau funktioniert, so wenig weiss man, warum am Morgen nach dem Fest Kopfweh und Unwohlsein sich einstellen.
Die einen glauben, es liege an den Congomeren, andere geben den Cytokinen die Schuld, die meisten aber dem Acetaldehyd. Wie das entsteht und warum, kann man zum Beispiel hier nachlesen. Wer sich nicht mit brummendem Schädel durch populärwissenschaftliche Texte quälen mag, dem sei hier im Sinne eines Serviceteils folgende Strategie gegen die Acetaldehydvergiftung geraten: Fruktose und Vitamin B6 mit grossen Mengen Wasser lassen Acetaldehyd zehn Mal schneller verschwinden. Das hat mit der Leber zu tun und mit Enzymen und einem Kofaktor und das muss jetzt reichen als Information.

Viel interessanter ist nämlich ein neuer Katerverhinderungsansatz aus den USA. Dort wurden in einer gross angelegten Studie 1100 Probanden zu ihrem psychischen Zustand befragt und dann wurde gebechert. Am nächsten Morgen wurde nach Kopfschmerzen gefragt und es zeigte sich, dass diejenigen, die vor dem Saufen glücklich waren, kaum verkatert waren, während kürzlich erlebte Schicksalsschläge oder Schuldgefühle sich nun auch noch als Kopfschmerzen manifestierten (Quelle: Tagesanzeiger vom 24.2.06). Natürlich wagte aber niemand, daraus die richtigen Schlüsse zu ziehen, darum unser Tipp: Alkoholmissbrauch nie ohne vorhergehenden, ausführlichen Drogenkonsum. Allen Ärger schon vor dem Trinken vergessen, morgens beschwerdefrei aufwachen.

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Trink Dich nüchtern


20.02.2006 | 22:12 | Fakten und Figuren

Pilze sind kein Spielzeug


Nahaufnahme (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)
An einem Montag vor mehreren tausend Jahren zog der Indianerjunge mit dem unaussprechlichen Namen in den mexikanischen Dschungel, um, auf Geheiss seiner Mutter, Pilze für die Suppe zu sammeln. Leider war er nicht richtig bei der Sache. Schillernde Pilzgewächse sprangen in sein Tragetuch und taten so, als wären sie vollkommen harmlos. Die Männer kehrten gerade von der Spinnenjagd zurück, alle hatten grossen Hunger und begannen unverzüglich mit dem Pilzmahl. Kaum dreissig Minuten später kamen die schillernden Zeitgenossen aus ihren Verstecken, lösten jedes einzelne Hirn im Dorf auf und zwangen die armen Indianer, grosse, unförmige Pyramiden in den Wald zu setzen. "Teonanacatl", das "Fleisch der Götter", war entdeckt.

Während die Geschichte bis hierhin erfunden ist, kann man den Rest an zahllosen Orten nachlesen, zum Beispiel hier. 1957: Die Pilze benutzen das Ehepaar Wasson, um dem Dschungel zu entfliehen. 1960: Sie entdecken Timothy Leary und verwenden ihn, um sich in Harvard und im neuzeitlichen Amerika zu etablieren. Und schliesslich 1958 (also nur kurze Zeit später): Der Wirkstoff Psilocybin springt mit Hilfe von Albert Hofmann aus den Pilzen und treibt sich seitdem isoliert in der Welt herum.

Seitdem sind wir ihnen ausgeliefert. Wir versuchen es mit Verboten, Forschung, Informationszentralen, Verschwörungstheorien, Abstinenz, Verblendung, das gesamte Arsenal an Wunderwaffen eben, aber wir kommen so nicht weiter. Pilze durchleuchten unsere Seelen, zwingen uns, alberne Strassenlaternen und ganze Skulpturenparks aufzustellen (in und bei Zürich, noch mehr Fotos hier), Baumhaushotels zu errichten (bei Görlitz), sie verlangen nach pilzförmigen Freizeitparks und Drive-In Lokalen, und in Mexiko, wo nie jemand hinkommt, stampfen sie höchst merkwürdige Dinge aus dem Dschungelboden. Es ist nicht der Mensch, der den Pilz kauft; der Pilz kauft den Menschen (lässt ihn aber die Rechnung bezahlen, was ganz schön clever ist). Sie trennen uns nicht nur von Raum und Zeit, sondern reissen ausserdem eine tiefe Schlucht auf, eine Schlucht des Misstrauens zwischen uns und ähm uns. Hoffentlich erfahren sie nie etwas von diesem Beitrag, haben Pilze eigentlich Internet?

Aleks Scholz (wahrscheinlich) | Dauerhafter Link


20.02.2006 | 16:07 | Fakten und Figuren

Von Pilzen und Menschen


Schön, aber gefährlich: Fusspilz (hier zum Glück nicht mehr abgebildet)
82 Prozent aller Russen sind von Fusspilz befallen, gefolgt von Ungarn (46%), Tschechien (41%), Polen (32%) und Deutschland (22%). In Spanien sind es dagegen nur 5% (alle Zahlen Spiegel), woran man ohne Heranziehung weiterer Studien erkennen kann, dass Pilze sich erstens in kalten Ländern wohler fühlen und Fussfetischisten in Russland zweitens nichts zu lachen haben. Pilz und Mensch müssen sich dabei erst aneinander gewöhnen: bei Kindern unter fünf Jahren reagiert das Immunsystem meistens noch mit Empörung, um sich dann aber später doch noch mit dem Pilz zu arrangieren – klug von einem System, das sich sonst oft sehr kleinlich anstellt (Autoimmunreaktionen, Allergien, HIV).

Anders als andere Trittbrettfahrer der menschlichen Existenz hilft der Fusspilz aber weder beim Verdauen, noch apportiert er Stöckchen, weswegen man ihm hin und wieder zeigen muss, dass es so nicht geht. Der so entstehende Evolutionsdruck wird den Pilz im Laufe einiger Jahrmillionen schon irgendein nützliches Feature lehren, zum Beispiel könnte er nebenbei Laub harken.

Dass es hilft, den Fusspilz mit Krokodilfett einzupinseln oder sich täglich unter der Dusche auf die Füsse zu pinkeln, ist umstritten. Weniger rauchen hilft dagegen, denn jede Zigarette reduziert die Temperatur an den Zehenspitzen. Letztlich funktioniert eine effektive Fusspilzbekämpfung aber genauso wie die Schimmelpilzbekämpfung beim Abwasch: In die Spüle stellen und alle zwei bis vier Monate einen Spritzer Sagrotan ins Einweichwasser geben. Das ist die Sprache, die diese Banditen verstehen!

Dieser Beitrag ist ein Update zu: Heute: Pilztag in der Riesenmaschine!


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