28.01.2006 | 05:24 | Nachtleuchtendes | Fakten und Figuren
 (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)Wirft man einen Stein ins Wasser, so fällt es kaum noch jemandem auf, dass er Wellen produziert, die sich konzentrisch in alle Richtungen ausbreiten. Macht man dasselbe im Weltall, schwebt der Stein natürlich sinnlos durch die Gegend, was bestimmt auch ganz lustig aussieht, aber nach wenigen Minuten langweilt. Um echte Wellen zu erzeugen, muss man schon mehr unternehmen, zum Beispiel einen recht ansehnlichen Stein, ähm, Stern explodieren lassen. Dann aber hat man viele Jahrzehnte Freude: Das nebenstehende Bild zeigt "Lichtechos" der Supernova von 1987 – genaugenommen sieht man in jedem Schritt die Differenz zweier Bilder, die in einem Jahr Abstand aufgenommen worden sind. Die Analogie mit dem Stein war ehrlich gesagt nur dazu gedacht, den Leser zu fesseln, denn Steine ins Wasser werfen, was könnte aufregender sein. Ansonsten aber ist sie vollkommener Quatsch, denn in Wahrheit sieht man nicht das Wasser, sondern dessen Echo, ach, das hilft auch nicht, also die Wahrheit ist, man sieht Reflexe des original Supernovalichts an interstellaren Staubklumpen. So ist das. Übrigens enthält das Bild eine Fläche so gross wie der Vollmond, denn auch Licht braucht schliesslich eine Weile, genaugenommen 20 Jahre, um von da (Bildmitte) nach dort (Echo) zu kommen. Der Staubumweg ermöglicht es uns, das Licht des Sterns zu sehen, obwohl er schon lange nicht mehr lebt, so ähnlich wie Hitler oder Jesus auch heute noch Wellen in die Welt werfen. Zum anderen findet man so genau heraus, wo denn der Stern starb, was zur Rekonstruierung des Tathergangs recht nützlich ist. Und ausserdem kann man stundenlang auf dieses Bild starren und dabei masselose Steine in den leeren Raum werfen.
26.01.2006 | 18:43 | Anderswo | Fakten und Figuren
 (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)Die "gelernte" Karlsruherin und Harfenistin Angelika Maisch, "allerorten bekannt für ihren subtilen Humor, ihre Fotosammlung gefrorener Wäsche und ihre unleserliche Handschrift" (Thomas Kapielski), hat im Alter von 7 Jahren ihre erste Atombombe gebaut. Wie sie vor 2 Jahren anlässlich der Streichholz-Ausstellung "Zünd ab" des rührigen Kunstvereins Ahaus in ihrem schonungslos offenenen Katalogbeitrag beschreibt, hätte sie, angeregt durch die A-Bombenhysterie der Kennedyära, ihren gleichaltrigen Cousin Andreas davon überzeugen können, mit ihr "das Scheusslichste vom Scheusslichen, das Verbotenste vom Verbotenen" zu basteln, um eine Offensive gegen die globale atomare Bedrohung zu starten. Sie schütteten alles greifbar Giftige zusammen, flüssiges Putzmittel, sandiges Scheuerpulver, Schuhcreme, Medikamente, übel schmeckende Nahrungsmittel und Essensreste, und verrührten das mit eindickendem Sand in einem alten Blecheimer zu einem Bombenbrei, der, als er zu fest war, mit Wasser wieder cremig und "musig" gemacht wurde, so wie sich der Laie das Innere einer Bombe vorstellt, also wie ein Nougatei. Zuguterletzt spickten sie das Ganze noch zu einem hochexplosiven Igel mit Streichhölzern. Und ohne einen Gedanken an das entsetzliche Elend, das die Detonation zeitigen würde, zu investieren, zündeten sie das Gebräu an. Nichts geschah. "Träge lag die Bombe da. Eine Amsel sang. All die Arbeit umsonst. Wie konnte Gott so eine Demütigung zulassen? Gab es ihn überhaupt?" Niedergeschlagen gingen sie heim und spielten eine "tüchtige" Partie Mensch-Ärgere-Dich-Nicht.
Eine effizientere Bombe ist oben abgebildet, eingedoster und verfaulter Fisch, Surströmming genannt, eine schwedische Delikatesse für wenige Mutige, weil nach Öffnen der Büchse ein pestilenzialischer Geruch entweicht, changierend zwischen einer Kloake, tagelang in brütender Sonne vergessenem Müll, aber auch, Forensiker haben das bestätigt, einer verwesenden Leiche. Mit einer einzelnen Dose hat man im Nu ein komplettes zehnstöckiges Haus menschenfrei gebombt, ohne auch nur einen minimalen baulichen Schaden zu hinterlassen. Smarter gehts wohl nicht.
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25.01.2006 | 09:11 | Anderswo | Fakten und Figuren
 Ein Stück Schweiz (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)Es ist immer tragisch zu sehen, wenn mit viel Aufwand erstellte, analoge Dinge wärend der Bauphase bereits digital überholt werden. So war es mit der neuen Zürcher Börse, die nach ihrer Fertigstellung gar nicht erst in Betrieb genommen wurde, weil der klassische Börsenring durch den digitalen Aktienhandel ersetzt war und ganz ähnlich ging es dem FASIP der Schweizer Armee. Der Fahrsimulator Panzerhaubitze ist irgendwo zwischen Zinnsoldat und Counterstrike anzusiedeln, er entstand am Übergang von analoger zu digitaler Kriegssimulation, und es war bei Inbetriebnahme bereits klar, dass Computersimulationen in kürzester Zeit Besseres leisten würden. Doch da war es natürlich zu spät, die ca. 9 auf 3 Meter grosse Modellandschaft im Massstab 1:300 – angeblich einer typischen Schweizer Landschaft nachempfunden – war da schon gebaut und ein Tastschuh mit Minikamera darüber aufgehängt. Der Tastschuh übertrug die Geländeform auf eine hydraulisch bewegte Fahrerkabine, und die Kamera lieferte die Bilder dazu. Nach Zeugenaussagen war die ganze Sache unbrauchbar: die Bilder unscharf und verwackelt, ein unrealistisches Fahrverhalten, unkontrolliertes Kabinenschütteln und Seekrankheit beim Fahrer, und das bei Kosten in Millionenhöhe. Konstruktionsbedingt konnte auf dem Geländemodell immer nur ein einziger Panzer verkehren, so dass man nicht nur einen, sondern gleich zwei FASIPs baute, damit dereinst, beim Abschluss der zweiten Bauetappe des Ausbildungszentrums Ost (2001), auch sicher genügend FASIPs zur Verfügung stehen würden. 2001 allerdings lieferte längst jeder Heimrechner eine realistischere Simulation einer Panzerfahrt. Der FASIP war ausser einer interessanten Manifestierung des helvetischen Selbstverständisses – es gibt Wälder, es gibt Felder, es gibt Dörfer und einen Pass, aber Städte fehlen völlig – längst nur noch rührend, um nicht zu sagen lächerlich. Dies umso mehr, als das simulierte Gerät, die Panzerhaubitze m109 damals bereits 40 Jahre alt war und vom Vietnam über den Yom-Kippur bis hin zum Golfkrieg ganz unrührend seinen Dienst tat. Die Schweizer Armee scheint diese Gefahr erkannt zu haben und hat alle Spuren des FASIP aus dem Netz getilgt. Ausser in einem Zeitungsartikel (und hier natürlich) gibt es keine Bilder im Netz und auf den Seiten der Schweizerischen Armee nur den bescheidene Hinweis 'gewisse Ersatzteile seien nicht mehr lieferbar'.
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24.01.2006 | 11:02 | Fakten und Figuren
 Todbringendes Schleudern: Populär damals... (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)An einem Mittwoch vor vielen tausend Jahren standen sich auf einem Hochplateau in der afrikanischen Savanne zwei halbnackte Wilde gegenüber, nennen wir sie Kain und Abel. Beide ausgemergelt, der Schweiss rinnt ihnen vom stark vorgewölbten Stirnknochen, beide einen faustgrossen Stein in der rechten Hand, wurfbereit. Zwischen ihnen ein halbverwestes Gnu, genug Nahrung für die gesamte Rotte, die in der Höhle im Bildhintergrund vor sich hinhungert. Kain hebt den Arm zum Wurf, Abel hingegen hält plötzlich einen Lederriemen in der Hand, legt seinen Stein in die Schlaufe und schleudert. Ein hundsgemeiner Trick.
Für Kain sicher ein Schock, denn richtig geschleudert erreicht das Projektil mehr als 50 m/s und hinterlässt damit ähnliche unschöne Krater im Körper des Zielobjekts wie Pfeil und Bogen, die allerdings erst von Abels Vielfachurenkeln erfunden werden mussten. Die Steinschleuder hingegen taucht auf allen Kontinenten flächendeckend auf und ist jahrtausendelang nicht aus dem Umgangston der Menschen wegzudenken. Goliath fiel ihr zum Opfer, die Schiffe der Trojaner ebenso, Griechen und Römer unterhielten ganze Armeen mit tausenden Schleuderexperten, was dazu führte, dass Briten, Gallier, Elefanten und sogar Germanen in Grund und Boden geschleudert wurden. Wahre Meister des Schleuderns sind offenbar die Bewohner der Balearen, übersetzt die "Werfer", deren Präzisionsschleuderdienste von allen namhaften Herrschern bis vor ganz kurzem (nur 2000 Jahre her) für viele Dollar (oder was auch immer man damals bezahlte) eingekauft wurden.
 ... wie heute. (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)Aber, ach, nun ist die Schleuder etwas in Vergessenheit geraten. Abgesehen von den Tschuktschen, die immer noch ihr Vieh mit der Dreifachschleuder, genannt "Bola", zu Fall bringen, verwendet man das altbewährte Grundprinzip nur noch zum Salattrocknen. Dabei wären ästhetisch reizlose Messerstechereien mit einer einzigen Schleuder schnell erledigt, Bullenwannen und israelische Siedler hätten zehnmal so tiefe Dellen, und sogar ins Flugzeug kann man Schleuder und Steine problemlos mitnehmen. Das sollen jetzt keinesfalls Anregungen zu neuen Methoden in der Völkerverständigung sein, es geht ganz sicher auch so wie bisher.
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23.01.2006 | 14:28 | Fakten und Figuren
 (Aus historischen Rechteklärungsgründen ist hier kein Bild. Aber im 20 Jahre Riesenmaschine-PDF gibt es entweder ein Bild oder eine Bildbeschreibung.)Das zeitlos moderne Thema "Wunderwaffen" soll, wie der Titel – mit Hilfe der Wunderwaffen Grossbuchstaben, fett sein und ganz oben sein – bereits suggeriert, diese Woche in der Riesenmaschine in all seinen Wunderaspekten abgehandelt werden.
Was ist also das Wesen der Wunderwaffe? Wahrscheinlich liegt es ausserhalb ihrer selbst begründet; wunderbar ist nämlich meist vor allem die Tatsache, dass die anderen die Wunderwaffe nicht besitzen. Bzw. haben sie manchmal zwar so was wie eine Festung, man selbst (Charles VIII) besitzt aber schon ein zwei Kanonen, und wie herrlich kann man dann durch Italien ziehen und an einem Nachmittag Burgen zusammenfalten, die von ihren Einwohnern bis gerade eben noch für ziemlich robust (sieben Jahre Garantie auf Belagerungen) gehalten wurden. Die Italiener sagen "ja aber!" und ringen die Hände, aber es hilft nichts.
Man möge sich diesen Einleitungsbeitrag bitte als kurze, etwas zu schnell ablaufende Trickfilmrückblende vorstellen. Darauf folgt der Vorspann, dann sehr viel Werbung, und gleich danach legen die Experten der Riesenmaschine seriöse Geheimnisse aus dem Kriegshandwerk dar. In Kürze hier!
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IN DER RIESENMASCHINE
ORIENTIERUNG
SO GEHT'S:
- Datenträger-Wundertüte
- Green Soya
- Flötentöne aus der Flüstertüte
- Schiffbruch erleiden (cool!)
SO NICHT:
- zu viele Kunstpausen
- SOBIG
- Kiffa, der Plantagenpunk
- Soylent Green (zum Frühstück)
AUTOMATISCHE KULTURKRITIK
"Monsters vs. Aliens", Rob Letterman/Conrad Vernon (2009)
Plus: 1, 8, 49, 80, 93, 125, 126 Minus: 10 Gesamt: 6 Punkte
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